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Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier

Titel: Das Geheimnis von Summerstone - Die furchtlosen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitty Daneshvari
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Gespräch nichts mit, das hinter ihm stattfand, las weiter und futterte das
Thunfisch-Sandwich, das seine Mutter ihm mitgegeben hatte. Während er sich in die Leistungsstatistiken von Spielern vertiefte, hörte er am Rattern des Busses, dass dieser über ein Metallgitter fuhr. Instinktiv sah Garrison aus dem Fenster. An dem Ausblick erkannte er, dass der Bus sich auf einer Brücke befand. Garrisons Handflächen wurden klatschnass und sein Magen drohte das Thunfisch-Sandwich wieder von sich zu geben.
    Brücken führten meistens über Gewässer, aber nicht immer.
    Garrison hoffte, eine ausgetrocknete Schlucht zu sehen oder, noch besser, dass er dem Drang widerstehen konnte, überhaupt hinunterzuschauen. Sein Angstpegel schnellte in die Höhe, drängte ihn näher ans Fenster und lenkte seine Augen in die Tiefe. Garrison sah Blau. Jede Menge Blau. Zwischen ihm und dem Wasser befanden sich zwar eine Fensterscheibe und mindestens 30 Meter Abstand, aber das half nicht. Sein Verstand versagte sofort.
    »Nein«, murmelte Garrison.
    Schweißbäche bildeten sich auf seiner Stirn, tropften von seinen Augenbrauen, trübten seine sowieso schon verschwommene Sicht. Lichtblitze schränkten seine Sehkraft noch weiter ein, als die Panik ihm den Atem verschlug. Garrisons Keuchen machte die Mastersons aufmerksam, aber noch ehe sie ihn fragen konnten, ob alles in Ordnung sei, schrie er los. Seine Stimme erreichte
eine Lautstärke, die außerhalb von Rockkonzerten nur selten zu hören ist.
    »Waaaaaaaassssssseeeeeerrrrr!«
    Das Gefühl zu ertrinken, packte Garrison und zwang ihn, nach Luft zu ringen und mit beiden Armen um sich zu schlagen. Er war sich sicher, dass sein Gesicht dunkelrot angelaufen war und er grässlich aussah. Aber noch ehe er nachsehen konnte, wurde ihm schwarz vor Augen. Der Junge fiel mit der Nase nach unten ohnmächtig in den Mittelgang des Busses, der nicht übermäßig sauber war. Sein schönes, gebräuntes Gesicht landete direkt zwischen einem widerlichen grünen Fleck und einem alten Kaugummi.
    Mr Masterson rannte zu Garrison, fühlte ihm den Puls und tupfte ihm die feuchte und beschmutzte Stirn ab. Er hob den Jungen auf den Sitz neben Mrs Masterson und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Sie strich ihm sanft das feuchte Haar aus dem Gesicht, während Madeleine ihn verträumt anstarrte.
    »Mummy, können wir ihn behalten?«, fragte Madeleine mit geweiteten Augen, wie sie das Aufkeimen einer Schwärmerei mit sich bringt.
    »Schätzchen, kleine Jungen eignen sich furchtbar schlecht als Haustiere«, sagte Mrs Masterson mit einem Augenzwinkern.
    »Das ist überhaupt nicht wahr, Mummy. Sie lösen kaum Allergien aus, viel weniger als Hunde«, sagte Madeleine vorlaut, »und sie haben fast nie Flöhe.«

    Madeleine trat näher an Garrison heran und drückte ihr verschleiertes Gesicht an seine erhitzte Wange. Ganz verzückt hätte sie am liebsten Stunden damit verbracht, die Nähe des Jungen in sich hineinzutrinken. Aber das leichte Kitzeln ihres Schleiers brachte Garrison wieder zu Bewusstsein. Als er die Augen wieder aufschlug, zeigte sich auf seinem Gesicht schnell Unsicherheit und Verwirrung. Er wusste nicht genau, was passiert war, aber ein merkwürdiger Kopf war an seinen gedrückt und versetzte ihn in Angst.
    »Iiihhh!«, murmelte Garrison und schreckte vor Madeleine zurück.
    Ganz ähnlich, wie ein Polizist seine Pistole ziehen würde, zückte Madeleine ihr Insektenabwehrspray und machte sich zum Sprühen bereit. Offenkundig hielt sie ihr Spray inzwischen für ein brauchbares Mittel, um sich gegen alles und jeden zu schützen. Garrison starrte sie neugierig an und wusste nicht, was er von dem verschleierten Mädchen und seinem Waffengürtel voller Spraydosen halten sollte.
    »Ich nehme an, du bist ebenfalls unterwegs zum …« Mrs Masterson senkte die Stimme zu einem Flüstern. - »… Phobinasium.«
    »Stimmt. Wie Sie sich denken können, habe ich etwas gegen Wasser«, murmelte Garrison und erwiderte Madeleines eindringlichen Blick.
    »Ich fürchte mich schrecklich vor Spinnen, Käfern
und allen Krabbeltieren«, sagte Madeleine schüchtern, um Kontakt herzustellen.
    Sie starrte Garrison weiter an, sodass er sich noch unbehaglicher und befangener fühlte als ohnehin schon. Schließlich hatte sein Kopf, als er vor zwei Minuten zu sich gekommen war, im Schoß einer Fremden gelegen, und ein verschleiertes Gesicht hatte sich gegen seines gepresst. Alles in allem waren das lauter recht befremdliche Vorkommnisse

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