Das Geheimnis von Turtle Bay
das auch noch Zeit bis später.
„Manny“ , sagte sie, als sie bemerkte, dass er barfuß in einer Pfütze stand, die weder sie noch Cole verursacht haben konnte. „Du bist ja klatschnass!“
„Bin ins Wasser gefallen“ , murmelte er. „ Caramba , ich glaube, wir haben uns alle ein bisschen zu sehr auf diese Sache gestürzt.“
Endlich sah Manny Bree die Treppe herunterkommen. Er hatte bereits eine Weile auf sie gewartet.
Nachdem sie ihnen beiden etwas zu essen zubereitet hatte, schlief Cole auf dem Sofa ein, wo er nach eigenen Worten eine weitere Nacht verbringen würde. Gleich morgen früh würden Bree und Cole zur Polizei gehen und dafür sorgen, dass jemand das Beweisstück aus dem Wasser holte, sofern es überhaupt noch da unten lag. Eine Stunde lang hatten sie noch an der Ufermauer gewartet, aber niemand war aufgetaucht, und sie konnten in der Umgebung auch kein Boot ausfindig machen, das der Taucher benutzt haben könnte.
Manny bestand darauf, an seinem Schreibtisch im Erdgeschoss zu essen, damit er gleichzeitig alles aufräumen und abschließen konnte, um dann nach Hause zu gehen. Er hatte Juanita angerufen, damit sie beruhigt war, und erfuhr von ihr, dass Lucinda am Sonntag ihren Freund Luke mitbringen und ihm vorstellen wollte. Er sollte aber sein Temperament zügeln und nett zu dem Jungen sein.
„Wie hast du das vorhin gemeint, als du sagtest, wir haben uns alle ein bisschen zu sehr auf diese Sache gestürzt?“ , fragte Bree ihn geradeheraus.
Er saß an seinem Schreibtisch, das Kinn auf die Hände gestützt, und starrte vor sich ihn. Wenn es ihr gelungen war, seine Tochter wenigstens ein kleines bisschen zur Vernunft zu bringen, dann war er es ihr schuldig, die Wahrheit zu sagen. Zumindest einen Teil davon.
„Übrigens tut es mir leid“ , fuhr sie fort und setzte sich auf die Schreibtischkante, sodass er zu ihr aufsehen musste, „dass ich dir nicht früher von Darias Schwangerschaft erzählt habe.“
Er räusperte sich. „Ich wusste davon.“
„Was?“ , fragte sie ungläubig. „Seit wann? Wer hat es dir gesagt?“
„Ich weiß nicht mehr genau, seit wann. Seit drei Wochen etwa. Daria sagte es mir … mehr oder weniger.“
Bree sah ihn an, als hätte er ihr einen Fausthieb in die Magengrube verpasst.
„Ich bekam den Anruf mit. Den von ihrem Doktor“ , redete er weiter. „Sie kam nach hinten ins Lager, wohl weil du an deinem Schreibtisch gesessen hattest. Sie hat mich nicht gesehen, denn ich hatte mich hingekniet, um ein Tau zu flicken. Sind Sie sich ganz sicher? Ich bin tatsächlich schwanger? , habe ich sie fragen gehört.“
„Aber sie wusste nichts davon, dass du es mitbekommen hattest.“ Bree betonte es wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage.
Seufzend rutschte er auf seinem Stuhl umher, da ihm mit einem Mal bewusst wurde, dass es Darias Platz war. „Mir fiel vor Schreck ein Schraubenschlüssel aus der Hand.“
„Also hast du ihr gesagt, du wahrst Stillschweigen. Hast du sie nach dem Vater gefragt?“
„Sie sagte mir nur, das sei sehr kompliziert. Ja, genau dieses Wort hat sie benutzt.“
Bree schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. „Verdammt! Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Wenigstens nachdem sie verschwunden war?“
„Ich habe ihren letzten Wunsch respektiert“ , meinte er schulterzuckend. „Wenn sie verschwunden war, konnte für das Kind sowieso niemand etwas tun.“
Aufgebracht stand sie vom Schreibtisch auf und ging im Büro auf und ab, die Arme vor der Brust verschränkt. Dank sei der gesegneten Jungfrau, dachte er. Bree war davon ausgegangen, dass er sich aus freien Stücken zu seinem Versprechen entschlossen hatte, über die Schwangerschaft zu schweigen. Die Wahrheit sah jedoch ganz anders aus. Er hatte ihr angeboten zu schweigen, wenn sie ihm während der Schwangerschaft mehr und mehr Aufgaben im Geschäft übertrug. Sie erklärte, sie wolle das Baby bekommen und behalten, wofür er sie auch bewunderte. Dennoch hielt es ihn nicht davon ab, sie in gewisser Weise weiter zu erpressen. Er verlangte kein Geld von ihr, sie bot es ihm aus freien Stücken an. So sehr er sich jetzt auch dafür schämte, hatte er dieses Geld doch angenommen. Es waren ein paar hundert Dollar gewesen, die sie bestimmt von ihrem Liebhaber bekommen hatte. Aber wenn Bree das alles herausbekam, würde sie womöglich einen Weg finden, um ihn auf der Stelle zu feuern.
Am nächsten Morgen saß Cole bei Bree auf der Terrasse, als sie die Polizei anrief.
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