Das Geheimnis von Turtle Bay

danken“ , brachte Bree heraus, obwohl ihre Stimme unüberhörbar zitterte. „Ich weiß, wenn jemand Daria und die Mermaids II finden kann, dann du.“
    „Tja, ein Leichnam braucht manchmal über eine Woche, bevor er auftaucht, aber aus einem gesunkenen Boot steigen bestenfalls vierundzwanzig Stunden lang Luftblasen auf. Reine Zeitverschwendung ist diese Suche. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich mein Echolot eingesetzt habe.“
    „Ich bin mir sicher, es geht ihr gut … und das Boot … das ist nicht gesunken, das hat sie irgendwo in Sicherheit gebracht. Ihr geht es gut, das fühle ich.“
    „Ja, das dachte ich bei Ted auch. Schutzweste, ein erfahrener Marine an seiner Seite, ein Panzerwagen. Vielleicht tu ich das ja für ihn, weil Daria eine gute Freundin für ihn war. Was man von dir nicht sagen kann.“
    Dann ging er hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.

6. KAPITEL
    Auf dem Weg zum Frachterwrack steuerte Manny die Mermaids I , während sich Coles Gedanken überschlugen. Er hatte nach weiteren Argumenten gesucht, warum dieser Tauchgang keine gute Idee war, aber er wusste, an Brees Stelle würde er ganz genauso handeln. Wenn er sie nicht gerade fesselte und knebelte, würde er sie nicht aufhalten können, also blieb ihm nichts anderes übrig als sie zu begleiten, damit er wenigstens auf sie aufpassen konnte. Er wusste, sie hätte sich auch ohne ihn auf den Weg gemacht.
    Außerdem hatte sie ihn von ihrem Gefühl überzeugt, dass Daria noch lebte. Er selbst hatte sich noch keinem Menschen so eng verbunden gefühlt, aber er wusste, zwischen eineiigen Zwillingen konnte eine solche Verbindung bestehen. Und Bree und Daria waren zwei ausgesprochen schöne Frauen und sahen sich wirklich zum Verwechseln ähnlich. Im Apartment hatte er ein gerahmtes Foto der beiden gesehen, das sie als Brautjungfern auf einer Hochzeit zeigte. Vermutlich würde er sie aber unterscheiden können, falls er Briana jemals lächeln sehen sollte, da eine der beiden ein geringfügig schieferes Grinsen hatte, als wolle sie sagen: „Wetten, du errätst nicht, was ich gerade denke?“
    Allmählich lernte er Briana besser kennen, und es kam ihm so vor, als würde er Daria damit auch ein wenig nahekommen, was für ihn die Suche zu einer noch persönlicheren Angelegenheit machte. Ein weiterer Grund dafür, sie zu begleiten, anstatt in Naples eine große Yacht mit brasilianischem Kirschholz auszukleiden, war die Tatsache, dass er für Bree praktisch über Nacht große Bewunderung empfand. Trotz der Angst, die auf ihr lastete, blieb sie ruhig und gefasst. Jillian – und alle Frauen, die er kannte – wären in so einer Situation sofort in Tränen ausgebrochen. Das war auch ein Grund, warum er sich zu Bree hingezogen fühlte. Einer von vielen …
    Cole versuchte aufmerksam zuzuhören, als Bree ihm beschrieb, worauf er beim Tauchgang achten müsse. Obwohl sie laut redete, um das Dröhnen des Motors zu übertönen, genügte das manchmal nicht, sodass er zeitweise von ihren Lippen ablesen musste. Auch Manny schien Schwierigkeiten zu haben, sie zu verstehen. Kurz entschlossen setzte sich Cole direkt neben sie und schob sie ein Stück zur Seite, damit er genug Platz hatte.
    „Der Motor ist zu laut!“ , gab er ihr zu verstehen und sah, wie sie zusammenzuckte. „Was ist? Stimmt was nicht?“
    „Ja, du hast recht mit dem Motor. Aber deine Stimme – ich nehme Geräusche seit dem Unfall intensiver wahr als zuvor, das ist alles. Mir geht es gut. Okay, noch mal von vorn. Erstens: Wenn du daran gewöhnt bist, in der Karibik oder in den Keys zu tauchen, dann solltest du wissen, dass das Wasser hier anders aussieht und nicht so klar ist. Wir werden jeder eine Lampe mitnehmen. Du hast doch zwei mitgebracht, oder, Manny?“ Sie beugte sich weit vor, damit er sie hören konnte.
    Fast wären sie mit der Nase zusammengestoßen, so weit lehnte sich Manny vor. „Ich hab immer alles zweifach an Bord“ , antwortete Manny und setzte sich gerader hin. „Üblicherweise für dich und Daria.“
    Bree nickte nur, doch als sie sich wieder zu Cole umdrehte, sah er, dass ihr Tränen in den Augen standen.
    „Red weiter“ , forderte er sie auf. Er war dankbar dafür, dass sie klar denken konnte, auch wenn ihre Gefühle ihr ins Gesicht geschrieben standen.
    „Wir tauchen nur bis auf zehn Meter Tiefe“ , erklärte sie. „Also ist kein Druckausgleich erforderlich, auch wenn wir bei fünf Metern drei Minuten Pause einlegen, und zwar auf dem Weg nach unten genauso wie nach