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Das Geheimnis von Turtle Bay

Das Geheimnis von Turtle Bay

Titel: Das Geheimnis von Turtle Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Harper
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sie, und sie schubste mich mit solcher Wucht, dass ich gegen einen Vertäupfahl stieß und fast ins Wasser gefallen wäre. Ich hätte an der Kaimauer von einem dieser großen Boote zerquetscht werden können, und es wäre ihr völlig egal gewesen. Und erzähl mir jetzt nicht wie einem kleinen Kind, dass ich damit angefangen habe. Sie, die Zwillinge, haben angefangen, weil sie der Grund für all meine Probleme sind. Erst verlor ich durch sie meine Mutter und später auf eine andere Weise auch Dad.“
    Einen Moment lang betrachtete Ben sie schweigend. Sie konnte ihm ansehen, wie er nachdachte, wie er ihre Geschichte abwägte, nach Widersprüchen und Motiven suchte. „Mehr ist da nicht?“ , fragte er. „Das war das letzte Mal, dass du sie gesehen hast? Und du fühlst dich schuldig, weil ihr euch im Streit getrennt habt?“
    Sie nickte mit solchem Nachdruck, dass sie am ganzen Leib zitterte.
    „Ich schlage vor, du erzählst niemandem davon, außer, dieser Vorfall kommt irgendwie zur Sprache“ , sagte er. „Ihr beide habt danach nichts gemeinsam unternommen, also hat euch niemand mehr gesehen. Amelia, du musst die Kraft finden, um diese tief sitzenden Gefühle zu begraben. Und widersprich mir nicht, wenn ich für dich einen Termin bei einem Therapeuten vereinbare, den ich gut kenne. Sonst war da nichts, oder?“
    Ihr wurde bewusst, dass sie immer noch nickte. „Nein“ , antwortete sie und schüttelte nun den Kopf. Da war mehr, was sie hätte erzählen können, aber sie hoffte, dass genug von diesem Gift in ihrem Kopf ausgespuckt war, damit sie den morgigen Tag heil überstand. Wie albern waren doch diese Gerichtsdramen und diese Beerdigungsszenen, in denen der Schuldige vor allen Anwesenden lautstark gestand, was er verbrochen hatte.
    „Dad, Mom! Er sieht mich ganz komisch an, und er spritzt mich nass!“ , rief Jordan. „Sagt ihm, er soll aufhören! Das ist alles seine Schuld!“
    „Okay, jetzt reicht’s“ , gab Ben zurück. „Ich komme rein zu euch und spiele Polizist, und derjenige von euch, der sich als Erster danebenbenimmt, geht auf sein Zimmer!“
    Dann stand er auf und sprang ins tiefe Ende des Pools, dass das Wasser nur so spritzte, was die Jungs mit einem vergnügten Quietschen kommentierten. Amelia sah ihm nach, während Jordans Worte in ihrem Kopf nachhallten: „… seine Schuld …. Schuld … Schuld …“
    „Ich habe mich für dieses dunkle Holz entschieden. Schwarz ist die Farbe der Trauer. Es passt am besten, finde ich“ , sagte Bree zu Cole, als er mit dem Schwimmer in seine Werkstatt kam. Sie mochte diesen intensiven Geruch in der hellen Werkstatt, in dem sich exotische Hölzer bis unter die Decke stapelten. Von der Werkbank aus hatte man freie Sicht auf den neben dem Grog Shop Restaurant gelegenen Teil des Hafens. Cole hatte ihr gesagt, dass er oft dort essen ging, wenn er sich nicht etwas in die Werkstatt liefern ließ. Ein Mann, der sich ganz seiner Arbeit verschrieben hatte, überlegte sie, also ganz so wie sie selbst.
    „Afrikanisches Wengeholz“ , erklärte er beim ersten Blick auf das Stück. „Gute Wahl. Das ist ein sehr hartes Holz mit geringer Maserung.“ Er nahm es und band vorsichtig den Kranz aus pfirsichfarbenem und gelbem Hibiskus und blauen Bleiwurzblüten darauf. Dann machten sie sich auf den Weg zur Streamin ’.
    Wenigstens war es ein bewölkter Tag. Von Zeit zu Zeit hatte Bree das Gefühl, nicht mehr so übersteigert gut zu hören wie nach dem Blitzschlag, aber sie reagierte nach wie vor überempfindlich auf Licht. Vielleicht half es ihr, bei trübem Wasser besser zu sehen – Briana Devon, die Unterwasser-Superwoman mit dem Röntgenblick. Womöglich war sie nur deshalb auf das Trümmerstück der Mermaids II und auf das Ruderhaus mit ihrer darin gefangenen Schwester aufmerksam geworden.
    Die Streamin ’ steuerte so zügig aus der Bucht, als sehne sich das Boot nach einem Rennen. Bree zweifelte nicht daran, dass Cole diese Slup sogar bei Windstille von der Stelle bewegen konnte. Die Rettungswesten lagen griffbereit, aber mit Cole am Steuer fühlte sie sich absolut sicher. Doch als die Segel sich aufblähten und sie von der Bucht in den Golf wechselten, hielt Bree sich vor Augen, dass sie seit den Erkenntnissen nach Darias Tod besser niemandem restlos vertrauen sollte. Die Liebe mochte sich nie ändern, aber das Vertrauen als Grundlage dieser Liebe offenbar schon.
    Der Wind zerrte an ihren Haaren und ihrem T-Shirt. Die Streamin ’ ritt auf den Wellen, dass es

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