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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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bei dem seltsamen Erlebnis im Wald, als sie von so furchtbaren Empfindungen überwältigt worden war. Doch eigentlich konnte die Leiche nicht dort gewesen sein, denn Anna hatte an jenem Tag nichts Ungewöhnliches beobachtet.
    Nachdenklich schüttelte Reed den Kopf. „Ich weiß es nicht genau. Der Wachtmeister sagte irgendetwas von Hutchins' Hof. Anscheinend hat ein Bauer sie gefunden."
    „Sam Hutchins?", schlug Kit vor. „Er ist einer unserer Pächter ... einer der Pächter meines Onkels, um genau zu sein."
    „Ja, ich glaube, es war von den Ländereien der de Winters die Rede."
    „Weiß man, wer es ist?", fragte Kit, woraufhin Reed erneut den Kopf schüttelte.
    „Wright hat dazu nichts gesagt. Er meinte nur, dass er einen Arzt brauchte, um die Leiche zu untersuchen."
    „Miss Holcomb befürchtet, es könne sich um eines ihrer Dienstmädchen handeln", ließ Kyria ihren Bruder wissen.
    „Estelle Akins. Sie hat vor einigen Tagen das Haus verlassen und ist seither nicht zurückgekehrt. Wir dachten alle, sie sei mit jemandem durchgebrannt." Annas Stimme war voller Sorge. „Wir hätten gründlicher nach ihr suchen sollen. Man hätte sicher etwas tun können ... "
    „Anna, wir wissen noch gar nicht, ob es sich bei der Leiche überhaupt um Estelle handelt", versuchte Kit sie zu beschwichtigen. „Eigentlich wissen wir gar nichts. Und was hätten wir denn tun sollen? Offensichtlich hat Estelle das Haus doch heimlich und aus freien Stücken verlassen."
    „Ich weiß. Es ist nur..." Anna musste erneut an die furchtbaren Gefühle denken, die sie an jenem Tag im Wald empfunden hatte. Damals hatte sie gewusst, dass etwas nicht stimmte - sie hatte es ganz deutlich gespürt. Aber sie hatte angenommen, dass ihr ohnehin niemand glauben würde, was sie selbst kaum fassen konnte. Trotzdem hätte sie ihrem Gefühl vertrauen und darauf drängen sollen, dass die Männer ihre Suche nach Estelle noch weiter ausdehnten.
    Doch noch während sie sich mit solchen Selbstvorwürfen quälte, dachte sie daran, dass sie nie auf den Gedanken gekommen wäre, jemanden bis hinaus zu Hutchins' Hof zu schicken, wo die Leiche gefunden worden war. Denn ihre „Vision" - oder wie immer man ihre Vorahnung nennen wollte - hatte sie ja tief im Wald gehabt.
    Anna sah Reed an und fragte: „Was genau ist geschehen?"
    Wieder konnte er nur den Kopf schütteln. „Ich weiß auch nicht mehr."
    „Man hat Tierspuren gefunden", ließ sich der Squire vernehmen, der sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte. „Ich habe Wright sagen hören, dass die Leiche Wunden aufwies, die von Krallen stammen könnten."
    Annas Augen weiteten sich vor Schreck, und sofort dachte sie an den Hund, den die Zwillinge mit genau solchen Verletzungen aufgefunden hatten. Schweigend sahen sie und ihr Bruder sich an. Einige Gäste schrien erschrocken auf, und voller Entsetzen flüsterte die Frau des Pfarrers: „Die Bestie!"
    „Aber meine Liebe meinte der Pfarrer beschwichtigend.
    „Die Bestie?", wiederholte Kyria ungläubig und sah sich fragend um. „Was denn für eine Bestie? Wovon reden Sie?"
    „Die Bestie von Craydon Tor", verkündete Mrs. Bennett bedeutungsvoll.
    „Eine alte Legende, nichts weiter", meinte Anna tonlos.
    „Meine Liebe, wie können Sie das sagen?", wies die Frau des Pfarrers sie zurecht.
    „Es gibt in der Gegend unzählige Legenden", warf Kit ein. „Wahrscheinlich sollte man keine von ihnen zu wörtlich nehmen."
    „Eine habe ich dir ja bereits erzählt", meinte Reed vielsagend zu seiner Schwester. „Von den steinernen Jagdhunden auf den Säulen am Tor, die bei Vollmond zum Leben erwachen und ihrem verstorbenen Herrn folgen, wenn er auf seinem Geisterpferd durch die Nacht reitet ... "
    „Oh ja", erinnerte sich Kyria mit einem übertriebenen Schauder, „und es ist mir bei der Geschichte wahrlich eiskalt über den Rücken gelaufen. Das ist also die Bestie?"
    „Nein, die Bestie ist etwas ganz anderes", entgegnete die Frau des Squires.
    „Es war einmal vor langer Zeit", begann Felicity Bennett, als wolle sie ein Märchen erzählen, „ein mächtiger Adeliger -vielleicht ein de Winter, aber es ist schon so lange her, dass niemand es mehr genau weiß. Er hatte eine wunderschöne Tochter, die er einem anderen Adeligen versprach. Doch das Mädchen hatte sich bereits in einen Jungen aus dem Dorf verliebt, und als ihr Vater ihr mitteilte, dass sie den adeligen Herrn heiraten solle, weigerte sie sich. Ihr Vater schloss sie daraufhin in ihrem Zimmer ein, der Junge aus dem

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