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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Güte", stieß er leise hervor, als sie mit ihrer Geschichte zu Ende war, und ließ seine Hände kraftlos sinken. „Was um alles in der Welt geht hier vor sich?"
    „Auf seinem Körper waren dieselben Spuren wie bei Estelle", fuhr Anna fort. „Ich habe es selbst gesehen, und Dr.
    Feiton hat es bestätigt. Es war furchtbar - so, als ob ein riesiges Tier über ihn hergefallen wäre. Sein Hals ..." Sie brach ab und schluckte, denn sie konnte unmöglich beschreiben, was sie gesehen hatte.
    Kit betrachtete sie argwöhnisch. „Worauf willst du hinaus?"
    „Ich kann nicht umhin, mich zu fragen ..."
    „Nein!", unterbrach Kit sie ungehalten. „Ich weiß, woran du denkst, aber das ist nicht wahr. Es ist ganz unmöglich!
    Wie kannst du nur auf den Gedanken kommen? Er würde nie ..."
    „Bist du dir da so sicher?", entgegnete Anna und sah ihren Bruder fragend an. „Ich bin es zumindest nicht."
    „Es ist unmöglich", wiederholte Kit mit fester Stimme, aber er wandte seinen Blick ab. Einen Moment stand er reglos da und schaute zu Boden. „Also gut", sagte er schließlich. „Wir werden morgen hinaufgehen. Würde dir das helfen?"
    „Ja", erwiderte Anna. „Ich denke, das sollten wir tun."
    Am nächsten Tag brachen sie kurz nach dem Frühstück auf und durchquerten den Garten hinter dem Haus, bis sie zu dem Weg gelangten, der in den Wald hineinführte. Je näher sie Craydon Tor kamen, desto dichter standen die Bäume, und der Pfad begann langsam anzusteigen. Auf der anderen Seite der Anhöhe fiel das Land jäh steil ab und bot einen fantastischen Ausblick.
    Hier jedoch standen die Bäume und Büsche dicht beieinander, weshalb nur wenige Spaziergänger sich in dieses Gelände verirrten. Die wenigen, die dennoch kamen, hielten sich nur zu gerne an den vorgegebenen Pfad.
    Kit und Anna verließen indes den Weg und drangen tiefer in das Dickicht vor, wobei sie über Steine und Sträucher und umgestürzte Bäume klettern mussten. Nach einer Weile gelangten sie zu einigen sorgsam zu einer Linie aufgereihten Steinen, die sanft zu einem Halbkreis geschwungen war, dessen Enden sich im Unterholz verloren.
    Die Geschwister überquerten die Markierung und gingen weiter, wobei sie sich an den steileren Stellen oft an Zweigen und Sträuchern festhalten mussten, um nicht den Halt zu verlieren. Sie umrundeten einen Felsvorsprung und gelangten zu einem schmalen Pfad, der sie die Anhöhe hinaufführte und schließlich an einer kahlen Felswand endete.
    Und dort, am Fuße der Steilwand, stand eine kleine, dunkle Hütte, die zwischen den Bäumen und Sträuchern kaum auszumachen war. Vor dem Häuschen saß ein Mann auf einem Stuhl und schnitzte an einem Stück Holz. Vor ihm brannte ein kleines Feuer, über dem ein gusseiserner Topf hing. Wieder fand sich ein Halbkreis von sorgsam aufgereihten Steinen, der von der Hütte bis zu dem Abgrund dahinter verlief.
    Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte man einen weiteren Mann, der sich unter einem der Bäume in einer Decke zusammengerollt hatte. Zu seinem Kopf und zu seinen Füßen steckte jeweils ein Holzpflock im Boden. Als Kit auf einen Zweig trat, der laut krachte, fuhr der schlafende Mann in die Höhe und sah sich mit wildem Blick um.
    „Kein Grund zur Sorge, Sir." Der andere Mann hatte bei dem Geräusch gleichfalls aufgesehen und Kit und Anna sofort erkannt. Er stand auf und kam auf sie zu. „Master Kit, Miss Anna. Schön, Sie zu sehen."
    „Hallo, Arthur", erwiderte Kit den Gruß. Er und Anna stiegen über die Linie aus Steinen und kamen mit langsamen Schritten vorsichtig näher.
    Der Mann, der geschlafen hatte, war jetzt auch aufgestanden. Abwechselnd sah er Arthur Bradbury oder Kit und Anna an. Er war von mittlerer Statur, mit einem einfachen Baumwollhemd sowie einer wollenen Jacke und Hose bekleidet und ging barfuß. Sein braunes Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt und hing ihm zerzaust über die Schultern, sein buschiger, langer Bart war fast völlig ergraut. Das Gesicht war schmutzverschmiert - ein langer, dunkler Striemen verlief quer über seine Stirn, zwei weitere über beide Wangen. Seine Augen waren hell und flackerten beständig ruhelos hin und her.
    Er hob eine Hand, als wolle er Kit und Anna aufhalten, und sie blieben beide stehen. Die Nägel seiner erhobenen Hand waren seltsam lang gewachsen und leicht nach unten gebogen, sodass sie Krallen ähnelten. Einer der Nägel war abgebrochen und etwas kürzer als die anderen. Auch an seinen Füßen wuchsen Nägel von beachtlicher

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