Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
immer noch umfingen, doch sogleich verdrängte sie diese verräterische Sehnsucht.
    „Haben Sie ihn erkannt?", fragte er.
    „Ich weiß seinen Namen nicht, aber ich denke ... ich denke, dass es einer von den Johnsons ist. Sie sind Bauern, die auf unseren Ländereien arbeiten." Sie sah beiseite und spürte erneut das Unwohlsein in sich aufsteigen, das sie bereits beim Anblick der Leiche überkommen hatte. „Bloß in seinem Zustand ... hätte ich ihn wahrscheinlich nicht einmal erkannt, wenn er ein guter Bekannter gewesen wäre."
    „Denken Sie nicht daran", riet Reed ihr und fasste sie sanft beim Arm. „Versuchen Sie es zu vergessen."
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann." Mit zitternder Hand fuhr Anna sich über die Stirn. „Ich habe Angst, dass ich es immer wieder sehe, sobald ich meine Augen schließe. Oh Reed, es ist so furchtbar, dass die Jungen mit dabei waren und es sehen mussten!" Sie blickte zu Con hinüber, der sich auf die Fußbrücke gesetzt hatte und hinab ins Wasser starrte.
    „Sie hätten es nicht verhindern können", bemerkte Reed sachlich. „Ich werde mit den Jungen reden. Und Rafe wird sich auch um die beiden kümmern." Er schaute zu seinem Schwager hinüber, der sich wieder erhoben hatte und nun langsam zu ihnen zurückkam. „Er war ein Soldat im amerikanischen Bürgerkrieg und hat schlimmere Dinge gesehen, als ich sie mir jemals vorstellen könnte. Bestimmt kann er Con und Alex helfen."
    Sobald Rafe sich wieder bei ihnen eingefunden hatte, fragte Reed ihn: „Was hast du herausgefunden?"
    „Das Geschwätz über diese Bestie wird jetzt gar nicht mehr aufhören", bemerkte Rafe trocken.
    „Ein Tier hat ihn angefallen?"
    Rafe zuckte mit den Schultern. „So soll es zumindest aussehen. Aber das einzige Tier, das mit dem allen hier etwas zu tun hat, ist der Mensch."
    „Sind Sie sicher?", fragte Anna.
    „Meines Wissens gibt es kein Tier, das solche Wunden verursachen könnte. Allenfalls Bären kämen infrage, doch ich bezweifle, dass hier in der Gegend auch nur ein einziger Bär sein Unwesen treibt. Zudem sieht alles ...
    irgendwie inszeniert aus. So, als ob der arme Mann dort drüben abgelegt wurde, damit er auch gefunden wird. Er sollte gefunden werden."
    „Bloß warum?", fragte Anna fassungslos.
    „Nun, Ma'am, das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Aber ich habe festgestellt, dass Menschen zu Dingen imstande sind, die mein Verständnis übersteigen." Er wandte sich an Reed: „Ich bleibe hier, während du Miss Holcomb und Con nach Hause bringst."
    Reed nickte. „Ja, danke. Ich werde so schnell wie möglich zurück sein."
    Er nahm Anna beim Arm und führte sie zu der kleinen Brücke. „Ich hätte zu Pferd kommen sollen, so wie Rafe", bemerkte er. „Nach allem, was geschehen ist, sind Sie wahrscheinlich sehr erschöpft."
    „Meine Knie zittern ein wenig", gab Anna zu und lächelte schwach. „Oh Reed! Der arme Junge! Und seine Eltern
    ... ich mag gar nicht daran denken."
    „Nein, da haben Sie Recht."
    Bei der Brücke schloss Con sich ihnen an. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Winterset, der Anna jetzt viel länger erschien als noch heute Morgen. Sie war dankbar, dass Reed ihren Arm hielt und sie sich an ihn lehnen konnte.
    Als sie in Winterset eintrafen, führte Reed sie die Treppe hinauf in Kyrias Salon, wo seine Schwester mit Miss Farrington und Alex beisammensaß und ängstlich auf die Rückkehr der anderen wartete.
    „Anna!", rief Kyria, sobald Anna und Reed das Zimmer betraten. Sie sprang auf, eilte zu Anna hinüber und schloss sie in ihre Arme. „Kommen Sie und setzen Sie sich. Ich werde uns Tee bringen lassen. Und danach können Sie sich hinlegen und ausruhen."
    „Pass gut auf sie auf, Kyria", bat Reed seine Schwester. „Ich gehe zu Rafe zurück. Wenn der Arzt und der Konstabler hier eintreffen, schicke sie bitte gleich zu uns."
    „Das mache ich", versprach Kyria, legte ihren Arm um Anna und führte sie hinüber zum Sofa.
    Reed folgte ihnen, und nachdem Anna sich gesetzt hatte, beugte er sich zu ihr hinab und griff nach ihrer Hand.
    Annas Finger schlossen sich fest um die seinen, sie wollte nicht, dass er sie nun verließ.
    Ihre Blicke trafen sich, er lächelte und drückte leicht ihre Hand. „Kyria wird sich gut um Sie kümmern, und ich bin so bald wie möglich zurück. Versuchen Sie, nicht mehr daran zu denken."
    Dann brach Reed auf, und Anna folgte seinem Rat. Sie ließ sich von Kyria und Miss Farrington verhätscheln, die besorgt ihre Kissen zurechtrückten und

Weitere Kostenlose Bücher