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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Sicht!“ antwortete Schelawin mit leicht erkälteter Stimme, ohne den Blick der kurzsichtigen, etwas zusammengekniffenen Augen von dem großen Bildschirm zu wenden.
    Über die Kuppel huschten riesige dunkle Schatten. Einige von ihnen nahmen auf der Oberfläche einen großen Raum ein, andere ragten bis tief in das Wasser hinunter. Manchmal schien es, als würden sie das U-Boot rammen, aber die ,Pionier‘ schwamm sicher unter ihnen hinweg, nur von Zeit zu Zeit den Bug neigend und wieder aufrichtend.
    Der Ozeanograph schaute unverwandt nach oben. Er fragte:
    „Auf welcher Breite sind wir, Alexander Leonidowitsch?“
    „58°40’ südlicher Breite, 80° westlicher Länge“, antwortete Bogrow.
    „Es wimmelt ja hier von Eisbergen!“
    „In dieser Gegend ist es schon Winter, Iwan Stepanowitsch!“
    „Natürlich … Aber für den Wintersanfang sind es zu viele. Heute haben wir ja erst den 10. Juli.“
    Beide schwiegen. – Ein paar Minuten später erschienen Lordkipanidse und Pawlik.
    „Eisberge! Sehr interessant!“ rief der Zoologe, den Bildschirm betrachtend.
    „Hier sehen sie ganz anders aus“, meinte Pawlik. „Als wir an Bord der ,Diogenes ‘ dem Eisberg begegneten, konnte ich ihn gut sehen. Er war viel höher als das Schiff und glitzerte. Wie gemeißelt sah er aus, mit Verzierungen … “
    „Das ist verständlich“, sagte Schelawin. „Damals hast du nur das Stück wahrgenommen, das aus dem Wasser ragte, und jetzt siehst du die Unterwasserteile der Eisberge. Über dem Meeresspiegel wird das Eis von warmen Winden, von der Sonne und vom Regen zerstört, dagegen ist der Teil des Eisberges, der sich unter Wasser befindet, nur den warmen Meeresströmungen ausgesetzt. Übrigens ist der Eisberg unter Wasser sechs- bis sieben-, manchmal auch neunmal größer als seine Fortsetzung über der Oberfläche … Soeben ist die ,Pionier‘ etwas tiefer getaucht, um einem solchen Unterwasserteil auszuweichen. Dabei ist zu bedenken, daß die ,Pionier‘ in dreihundert Meter Tiefe schwimmt. Folglich ragt dieser Eisberg über dem Wasser etwa fünfzig Meter empor, und insgesamt ist er wohl vierhundert Meter hoch. Wissen Sie eigentlich, junger Mann, daß es Eisberge gibt, die sechs-, ja siebenhundert Meter hoch sind?“
    „Ach du meine Güte!“ rief Pawlik erstaunt. „Siebenhundert Meter! Kann denn das Meer so tief einfrieren?“
    Der Ozeanograph räusperte sich, dann zuckte er ärgerlich die Schultern.
    „Wie kann man nur solch dumme Fragen stellen! Im grimmigsten Winter erreicht die Eisdecke auf dem Meer keine größere Stärke als drei oder vier Meter. Außerdem ist das Meer salzhaltig, die Eisberge dagegen bestehen aus Süßwassereis. Sie bilden sich also nicht aus Meerwasser, sondern aus Süßwasser. Und solches Wasser findet sich nur auf der Erdoberfläche. Folglich entstehen Eisberge auf dem Land …“
    „Ja … aber warum sind sie denn hier?“ fragte Pawlik verwundert. „Wie kommen sie ins Meer?“
    „Hast du überhaupt schon mal was von Gletschern gehört?“ polterte der Ozeanograph, den Pawliks naive Fragerei verstimmte. „Was lehrt man euch denn in euren Gymnasien?“
    „Ich habe davon gehört …“, entgegnete Pawlik verlegen. „Gletscher, das sind Eisströme auf hohen Bergen, wo es sehr kalt ist. Sie rutschen nach unten, wo es wärmer ist … Nun, und dort schmelzen sie, und ihnen entspringen Bäche und Flüsse.“
    „Eisströme … hm … Eisströme“, brummte der Ozea nograph. „Meinetwegen! Und in den arktischen und antarktischen Gebieten bedeckt das Eis nicht nur die Gipfel der Berge, sondern das ganze Land trägt einen Eispanzer. Dieses Eis heißt deshalb auch Inlandeis. Fast ganz Grönland, die größte Insel der Welt, die zwei Millionen einhundertachtzigtausend Quadratkilometer groß ist, ist bis auf einen schmalen Küstenstreifen mit Eis bedeckt. Von Jahr zu Jahr, viele Jahrhunderte hindurch, wurde die Schneedecke auf der Insel immer höher und verwandelte sich unter ihrem eigenen Gewicht in Eis. Diese Eisdecke wurde immer dicker, und jetzt liegt auf Grönland eine Eiskappe mit einer Dicke von zwei Kilometern, an manchen Stellen sogar noch mehr! Die gleiche Erscheinung wurde beispielsweise auf dem antarktischen Festland beobachtet. Von dieser Eisdecke erstrecken sich Eiszungen zum Meer, gleiten zuerst über dessen Boden, und wenn sie in tiefere Regionen kommen, tauchen sie auf. Wind und Wellen zerfressen sie, auch ihre eigene Schwere wirkt mit, und es kommt so weit, daß das Endstück

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