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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Stille.
    Der Zoologe, der in der Ecke saß, war der erste, der das Schweigen brach. Er rief begeistert aus:
     „Ein genialer Plan! Klar und einfach! Sogar für mich Laien …“
    „Etwas Besseres kann man sich kaum denken“, pflichtete ihm der Chefakustiker Tschishow bei. Sein rundes, rotwangiges Gesicht strahlte. „Die Berechnungen bezüglich der Kanone stimmen ganz genau. Unser Kapitän wird mit ihr keine Enttäuschung erleben. Was mich angeht, so stimme ich dem Plan voll und ganz zu.“
    „Da gibt es nichts mehr zu besprechen“, sagte auch Elektroingenieur Kornejew. „Der Professor hat recht. Dieser Plan ist so einfach und klar, daß ich es nicht für nötig halte, ihn noch einmal zu überprüfen. Er beruht auf der Arbeit der wärmeerzeugenden Aggregate des U-Bootes. Es hatte nur der Idee bedurft, sie in dieser besonderen Lage einzusetzen.“
    „Und die Düsen brauchen auch nicht überanstrengt zu werden“, ließ sich Gorelow hören. „Wir hatten ganz vergessen, daß das Eis für unsere ,Pionier‘ im Grunde genommen fast das gleiche ist wie Wasser. Und wenn wir es nicht so eilig hätten, könnten wir sogar – nichts für ungut, Genosse Tschishow – ohne Ihre Ultraschallkanone auskommen. Die Düsen und die Erhitzung des Schiffsrumpfes würden völlig genügen, um die Eiswand so leicht zu durchdringen, als gleite eine heiße Nadel durch Butter. Und so einfach die Sache auch ist, keiner von uns ist darauf gekommen. Ich möchte uns alle dazu beglückwünschen, daß wir auf einem so wunderbaren U-Boot, dieser genialen Schöpfung der sowjetischen Technik, arbeiten dürfen, daß wir einen so tüchtigen und erfinderischen Kapitän haben, wie es unser Nikolai Borissowitsch ist! Der Plan ist ausgezeichnet, und wir müssen so schnell wie nur möglich zu seiner Verwirklichung schreiten, um keine Zeit mehr zu verlieren.“
    Der Kapitän, der reglos mit halbgeschlossenen Augen auf seinem Stuhl saß, hob seine Lider und streifte Gorelow mit einem kurzen, forschenden Blick. Dann hörte er mit unbewegtem Gesicht Oberleutnant Bogrow zu, der ebenfalls der Meinung war, daß der Plan sehr klar sei und jetzt verwirklicht werden sollte.
    Nachdem sich auch die übrigen Anwesenden zustimmend geäußert hatten, sagte der Kapitän:
    „Gut. Nehmen Sie anschließend zur Kenntnis: Genosse Sjomin versammelt sofort alle dienstfreien Genossen; ich werde ihnen den von uns beschlossenen Plan bekanntgeben. Jetzt ist Mittag. Nach dem Essen, um dreizehn Uhr, versetzt Oberleutnant Bogrow das U-Boot in volle Gefechtsbereitschaft. Um vierzehn Uhr erfolgt das Signal: ,Alle Mann auf Deck!‘ Der Schiffsrumpf ist unter Dampf zu halten. Um vierzehn Uhr wird die ,Pionier‘ unter meinem Kommando eine Drehung nach Süd beginnen. Weitere Befehle sind abzuwarten. – Die Sitzung ist geschlossen.“
    Die Wake im Eisberg war für das vorgesehene Manöver der ,Pionier‘, deren Länge siebzig Meter betrug, sehr schmal. Die am 18. Juli zur festgesetzten Zeit begonnene Drehung des Bootes erforderte daher viel Umsicht und Geduld.
    Der Kapitän stand in der Mitte des Steuerraumes und beobachtete auf dem Bug- und dem Heckbildschirm die langsamen Bewegungen des U-Bootes. Das Gesicht des Kommandanten zeigte jetzt keine Spur mehr von Müdigkeit.
    Leutnant Krawzow bediente die zahlreichen Tasten, Knöpfe und Hebel auf dem Steuerpult. Es galt, das Boot fast auf der Stelle um volle einhundertachtzig Grad zu drehen.
    „Stopp!“ sagte plötzlich der Kapitän. „Hier kann man ja kaum manövrieren! Und dabei befinden wir uns in der breitesten Stelle der Wake … Eine schwierige Sache!“
    „Die Düsen berühren fast die Eiswand“, bemerkte der Leutnant und rieb sich die von der ununterbrochenen Arbeit verkrampften Finger. „Sollte man nicht Skworeschnja beauftragen, dort das Eis zu sprengen?“
    „Das hält uns nur auf. Und dann so nahe am Schiffsrumpf … Nein, wir werden einen kleinen Schmelzversuch machen. Steigern Sie die Temperatur bis auf tausend Grad!“
    „Zu Befehl! Fünfhundert … sechshundert …“, las der Leutnant den Temperaturanstieg vom Pyrometer * ab. „Achthundert … neunhundert … tausend!“
    „Halten Sie die Hitze! Ein Hundertstel voraus! Mehr nach rechts … Ausgezeichnet!“
    Der Leutnant warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm. Er sah milchige Dampfstrahlen, die unter dem Schiff emporschossen, und die nach links langsam zurückweichende dunkle Eismasse. Der erhitzte Bug des U-Bootes schmolz im Eisufer der Wake eine breite

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