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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Brocken ist zweifellos kein Eis. Schauen Sie mal auf den Bildschirm. Sehen Sie? Gegen den Hintergrund des durchsichtigen Eises hebt sich ein dunkler Schatten ab. Wahrscheinlich ist es ein Felsstück, das der Eisberg vom Festland her ins Meer getragen hatte. Was meinen Sie dazu?“
    Der Ozeanograph rückte seine Brille zurecht, strich sich über seinen schütteren Bart und fragte, während der Zoologe den Leutnant aus dem Steuerraum führte:
    „Wie tief dringen die Strahlen der Ultraschallkanone in das Eis ein?“
    „Eine zerstörende Wirkung üben die Strahlen bis zu sechs Metern aus, aber sie dringen natürlich, wenn auch schwächer wirkend, noch tiefer ein.“
    „So … Sie mögen schon recht haben; das ist zweifellos ein Felsen.“ Der Ozeanograph rückte noch einmal an seiner Brille, räusperte sich und fuhr dann mit einer Miene fort, als wolle er vor Studenten eine Vorlesung halten: „Wenn sich die Gletscher zwischen den Bergen zum Meer bewegen, führen sie oft Felsblöcke mit, die entweder durch Gletscherspalten unter das Eis gelangten oder vom vorrückenden Eisstrom aus steinigen Schluchten und Tälern mitgerissen wurden. Die Felsstücke werden von Jahr zu Jahr immer mehr von Schnee bedeckt. Die Schneedecke backt durch dauerndes Schmelzen und Wiedergefrieren zusammen und wird durch den Druck der eigenen Masse zu festem Eis, so daß die Steintrümmer immer tiefer ins Innere des Gletschers eingebettet werden. Wenn vom Gletscher, der im Meer vorrückt, Eisberge abbrechen und auf dem Wasser schwimmen, so befinden sich in ihnen, wie Rosinen im Napfkuchen, oft riesige Felsstücke. Offenbar ist auch unser Eisberg mit solchen Steinchen gespickt. Die Ultraschallstrahlen und der erhitzte Schiffsrumpf haben das Eis um einen eingeschlossenen Felsblock gelockert, und dieser ist dann auf unser U-Boot heruntergefallen. Somit …“
    „Ich verstehe“, unterbrach der Kapitän, der sich diese etwas lange Belehrung mit stoischer Ruhe angehört hatte, den Redestrom des Ozeanographen. „Dieser Fels muß, nach der Wucht des Aufpralls zu schließen, ein ganz schöner Brocken sein. Schlimm ist auch, daß er uns den Weg versperrt.“
    Woronzow machte ein nachdenkliches Gesicht, ließ sich auf einen Stuhl fallen und trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte. Schelawin nahm seine Brille ab und begann sie umständlich mit dem Taschentuch zu putzen. Alle schwiegen.
    Schließlich sagte der Oberleutnant:
    „Vielleicht sollten wir uns bemühen, an einer anderen Stelle durch das Eis hindurchzukommen?“
    Der Kapitän schüttelte den Kopf.
    „Erst müssen wir hier alles versuchen. Schließlich haben wir für diesen Tunnel bereits zwölf Stunden geopfert.“
    „Schmelzen Sie den Felsen, Nikolai Borissowitsch“, sagte Schelawin. „Die härtesten Gesteinsarten schmelzen schon bei tausenddreihundert, höchstens tausendfünfhundert Grad. Wir können es auf zweitausend bringen und im Notfall sogar auf zweitausendzweihundert …“
    „Ja, wir können aber nur von einer Seite an den Felsen heran, zudem ist ringsherum kühlendes Eis …“
    Aus dem Lautsprecher kam die Stimme des Elektroingenieurs Kornejew, der die Fertigstellung der Reparatur an dem Leitungsnetz meldete. Die Bugkanone hatte wieder Strom.
    Der Kapitän wandte sich an den Oberleutnant:
    „Veranlassen Sie die Abschaltung der Notbeleuchtung. An der Bugkanone soll man meine Befehle abwarten. Ich beabsichtige“, fuhr er, sich erhebend, fort, „den Felsen doch durch Beschallung zu zerschlagen und ihn dann zu rammen. Sind die Ultraschallstrahlen imstande, Eis in einer Stunde zehn Meter tief aufzulockern, dann werden sie auch mit diesem Felsblock fertig werden. Ich glaube nicht, daß er dicker ist als fünf Meter. Geben Sie Rückwärtsgang! Mit einem Zehntel Geschwindigkeit das U-Boot aus dem Tunnel zurücknehmen!“ Der Kapitän schaltete das Mikrophon um und befahl: „Taucherältester in den Steuerraum!“
    Die ,Pionier‘ setzte gerade zur Rückwärtsbewegung an, als Skworeschnja den Steuerraum betrat.
    „Genosse Skworeschnja, wir führen das U-Boot aus dem Tunnel heraus, da ihm ein herabgestürzter Felsen den Weg versperrt hat. Der Felsen muß untersucht und eine Probe entnommen werden. Machen Sie sich zum Tauchen fertig. Sobald das Boot aus dem Tunnel heraus ist, erhalten Sie in der Druckkammer den Tauchbefehl. Nehmen Sie zwei Mann mit.“
    Kurze Zeit darauf verließen drei Taucher das U-Boot und schwammen langsam auf eine kreisrunde Öffnung zu, die in der

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