Das Geheimnis zweier Ozeane
ausgespuckt!“
Der Unterwasserteil des Eisberges war von den tieferen, verhältnismäßig warmen Wasserschichten ausgespült worden und von einer Vielzahl tiefer Löcher, Höhlen und Grotten durchsetzt. Einer dieser Höhlen hatte sich das U-Boot genähert. Als es nur noch drei Meter von der Höhlenwand entfernt war, hatte der ungeheure Dampfdruck vor dem Bug die dünne und von der Ultraschallkanone aufgelockerte Wand gesprengt, und das U-Boot war wie ein Artilleriegeschoß aus dem Rohr des Tunnels herausgeschleudert worden.
Die ,Pionier‘ nahm nun Kurs auf Nord und begann am 21. Juli um zwei Uhr nachmittags in voller Fahrt ihre Reise in die unendlichen Weiten des Stillen Ozeans.
Fünftes Kapitel
AM WENDEKREIS DES STEINBOCKS
D
er Zoologe trat sichtlich erregt aus der Kajüte des Kapitäns, mit dem er ein langes Gespräch über die nächste Tiefseestation geführt hatte. Das U-Boot sollte dreimal seine Fahrt unterbrechen. Die Stationierungen waren in demjenigen Teil des Ozeans vorgesehen, in dem unter 40° südlicher Breite der kalte Humboldt-Strom, der entlang der Westküste Südamerikas zieht, sich mit warmen Abzweigungen des Südäquatorialstromes berührt.
An der Tür der Kapitänskajüte stieß der Zoologe mit Gorelow zusammen.
„Fjodor Michailowitsch“, fragte er ihn, „was halten Sie von einer kleinen, sagen wir sechs- bis siebenstündigen Exkursion unter Wasser? Sie waren ja schon ziemlich lange nicht mit von der Partie. Was meinen Sie dazu?“
Gorelow schien dieses Angebot zu überraschen. Auf den letzten drei Stationen im Stillen Ozean hatten nur der Zoologe, Schelawin und ihre ständigen Helfer – Zoi, Pawlik, Skworeschnja und Matwejew – gearbeitet. Der Ingenieur versuchte damals, seine Dienste anzubieten, stieß aber auf die höfliche Absage des Zoologen, der sich auf den Kapitän berief. Der Kapitän, so sagte damals Lordkipanidse, wolle nicht, daß Gorelow das U-Boot länger als zwei Stunden verlasse; er habe empfohlen, Skworeschnja und Matwejew, die kundige Taucher waren, mitzunehmen. Nach diesem mißlungenen Versuch hatte es Gorelow aufgegeben, noch einmal dieses Thema zu berühren. Deshalb war er auch über die Aufforderung des Zoologen etwas erstaunt, schien sich aber aufrichtig zu freuen.
„Vielen Dank, Arsen Dawidowitsch“, sagte er lächelnd. „Mit größtem Vergnügen. Ich bin hier in diesen engen Räumen schon ganz eingerostet.“
„Sehr schön!“ meinte der Zoologe. „In zwei Stunden unterbricht das U-Boot seine Fahrt. Wir treffen uns in der Druckkammer pünktlich um sechzehn Uhr.“ Und mit hastigen Schritten eilte er zum Laboratorium.
Gorelow blickte dem Zoologen aus leicht zusammengekniffenen Augen nach. Dann ging er langsam zu seiner Kajüte.
Um sechzehn Uhr hing das U-Boot unbeweglich in dreitausend Meter Tiefe, fast unmittelbar über dem Meeresboden. In der Druckkammer hatten sich die Exkursionsteilnehmer versammelt. Der Zoologe bat seine Gruppe – Gorelow, Zoi und Pawlik –, in seiner Nähe zu bleiben, da sie diesmal gemeinsam arbeiten müßten.
Ein paar Minuten später waren sieben Menschen in Taucheranzügen bereit, das U-Boot zu verlassen. Nur Gorelow und der Zoologe hatten ihre Helme noch nicht aufgesetzt. Gerade als Krutizki, der Taucher vom Dienst, dem Zoologen den Helm auf den Kopf stülpen wollte, erschienen in der Kammer Sjomin und der Intendant Orechow.
„Nun, sind Sie fertig?“ wandte sich der Kommissar an Krutizki. „Wir brauchen Sie. Der Kapitän hat angeordnet, das Taucherausrüstungsdepot zu inspizieren.“
„Gleich bin ich frei, Genosse Kommissar“, antwortete Krutizki. „Ich muß nur noch zwei Helme aufsetzen.“
Orechow trat an Gorelow heran und betrachtete neugierig seine große, metallumschlossene Gestalt.
„Was für eine Unmenge verschiedener Dinge Sie da am Gürtel haben“, sagte er und ließ die Hammeraxt, das Buschmesser und die Reservelaterne durch seine Finger gleiten; er befühlte das Netz des Keschers, öffnete die Seitentasche mit dem Steuergerät, schaute unter den Deckel des Gerätes; dann knöpfte er die elektrischen Handschuhe ab und warf auch einen Blick in ihr Inneres. „Können Sie sich das vorstellen“, fuhr Orechow fort, „ich habe das U-Boot auf seiner ganzen Reise noch nie verlassen. Immer dieser dienstliche Kleinkram. Nie hat man Zeit. Schade! Bald sind wir im Hafen, ohne daß ich nur einmal die Nase aus dem Schiff gesteckt habe!“
Beim Sprechen ging er um Gorelow herum und schaute sich dessen
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