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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Wasser?“
    „Jawohl, Elektrizität! Und aus dem Wasser!“ antwortete Marat stolz. „Hast du schon etwas über Thermoelemente gehört?“
    „Nicht viel … damals, als wir in der Schule Physik hatten.“
    „Nun, dann erinnere dich mal … Ein Thermoelement ist eine Anordnung aus zwei Drähten. Verlötet man zwei Drähte aus verschiedenen, bestimmten Metallen, zum Beispiel aus Kupfer und Konstantan oder aus Platin und einer Platin-Radium-Legierung, an ihren Enden miteinander und erwärmt eine der beiden Lötstellen, so fließt durch die Drähte Strom. Und je größer die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Lötstellen ist, desto stärker ist der Strom. Bisher haben alle Thermoelemente, ganz gleich aus welchen Metallen sie angefertigt wurden, einen sehr schwachen Strom ergeben, etwa ein Zehntel Volt bei einer Temperaturänderung von einem Grad. Aber vor kurzem hat unser Elektrotechnisches Institut Legierungen entwickelt, mit denen sich eine tausendmal stärkere Stromspannung erzeugen läßt. Und unser Krepin hat herausbekommen, wie man aus diesen neuen Thermoelementen einen Strom von größerer Stärke erhalten und wie man sie im U-Boot zur Gewinnung von elektrischer Energie in jeder Menge und zu jeder Zeit verwenden kann.“
    Skworeschnja stellte seinen geleerten Teller auf die Scheibe in der Mitte des Tisches; die Scheibe glitt nach unten und erschien dann wieder mit dem zweiten Gericht. Pawlik folgte Skworeschnjas Beispiel und wartete neugierig auf die nächste Speise. Marat aber ritt jetzt sein Steckenpferd, er hatte das Essen ganz vergessen.
    „Begreifst du das?“ fuhr er gestikulierend fort. „Eine geniale Idee! Aus diesen neuen Legierungen hat Krepin fünfzig lange Drähte gemacht und sie paarweise an den Enden zusammengelötet. Dann vereinigte er diese Thermoelemente zu einem Kabel mit einer gemeinsamen Isolierung. An seinen Enden hatte das Kabel je einen pilzförmigen Empfänger. Als er einen Empfänger so erhitzte, daß er nur zwanzig Grad wärmer als der andere war, erhielt er Strom von ungeheurer Spannung und Stärke. Begreifst du, was das bedeutet?“ rief Marat laut.
    „Das bedeutet, daß du das zweite Gericht versäumst!“ hörte man die ironische Stimme des Zoologen.
    Alle lachten. Marat wurde verlegen, strich sich über das Haar und begann eilig seine Suppe zu löffeln. Dennoch brachte er es fertig, während des Essens leise weiterzusprechen:
    „Verstehst du, Pawlik … Jedes Kabel mit Thermoelementen oder, wie man sie bei uns nennt, jede thermoelektrische Kabelbatterie verwandelte sich in ein richtiges Kraftwerk mit einer Werkleistung von fünfundzwanzigtausend Kilowatt. Fünfundzwanzigtausend Kilowatt!“ Marat verschüttete beim Löffeln seine Suppe. „Und wir haben drei solcher Kraftwerke. Drei Kraftwerke mit einer Werkleistung von insgesamt fünfundsiebzigtausend Kilowatt! Das reicht aus, um eine große Stadt mit all ihren Straßenbahnen und Fabriken mit Licht und Kraftstrom zu versorgen.“
    „Einen Moment“, flüsterte Pawlik, der von Marats Begeisterung angesteckt worden war, erregt, „wie erwärmt man nun aber diese Kabel? Man muß doch, wie du sagtest, den Wärmeunterschied bekommen …“
    Marat legte seinen Suppenlöffel auf den Tellerrand und lehnte sich zurück.
    „Wieso? Hast du es noch nicht begriffen? Jedes beliebige Meer kann doch eine Feuerung für unsere Kraftwerke sein.“
    „Feuerung? Wie meinst du das, Marat?“
    „Das ist doch klar! Du mußt doch wissen, Pawlik, daß in allen Meeren die Temperatur in drei- bis viertausend Meter Tiefe stets etwa ein bis zwei Grad Wärme beträgt. An der Oberfläche ist sie fast immer bedeutend höher. In den Tropen zum Beispiel steigt die Temperatur der oberen Wasserschichten bis auf siebenundzwanzig Grad an. Da hast du den Temperaturunterschied, den unsere Kraftwerke brauchen. Das U-Boot wirft eine Schwimmboje, die mit dem oberen Empfänger verbunden ist, aus. Die Boje schwimmt dicht unter der Oberfläche, so daß sich die obere Lötstelle bis zu einem gewissen Grade erwärmt. Mit einem Senkblei läßt das U-Boot die untere Lötstelle bis zu viertausend Meter Tiefe absinken. In dieser Tiefe kühlt sie sich bis in Gefrierpunktnähe ab. Dadurch entsteht in der Kabelbatterie Strom, der in den Akkumulatoren des U-Bootes gespeichert wird. Klar?“
    Und Marat begann wieder seine inzwischen kalt gewordene Suppe zu löffeln.

Siebentes Kapitel
DAS U-BOOT ,Pionier‘
    D
    urch solche lebhaften Unterhaltungen mit Marat und durch

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