Das Geheimnis zweier Ozeane
Oberleutnant Bogrow, die Ultraschallpistole in der Hand.
Ihm folgte Skworeschnja, dessen riesige Gestalt sich wie ein Leuchtturm über alle erhob. Hinter Skworeschnja kamen Zoi, Marat und die anderen Taucher – alle mit Ultraschallpistolen bewaffnet und aufmerksam nach allen Seiten spähend. Skworeschnja trug einen Scheinwerfer.
Die Schlucht war sehr breit, und das Licht der Stirnlaterne erreichte nur ab und zu die Wände. Hinter jeder der zahlreichen Windungen konnte die Höhle der Meeresungeheuer liegen. Die Männer mußten deshalb auf der Hut sein. Sie verlangsamten ihre Schritte, die Hände umklammerten fester die Pistolengriffe … Länger als eine Stunde waren sie nun schon unterwegs; die beschwerliche Wanderung durch die Schluchtwindungen schien kein Ende zu nehmen. Plötzlich blieb der Oberleutnant stehen und zeigte schweigend mit dem Finger nach oben. Die Expeditionsteilnehmer hoben die Köpfe, und ihre Stirnlaternen beschienen ein hohes, in der Dunkelheit verschwimmendes Gewölbe. Der Oberleutnant sagte leise, fast flüsternd:
„Achtung …! Wir nähern uns der Höhle. Auf meinen Befehl sofort die Stirnlaternen ausschalten. Vorwärts …!“
Die Schlucht verlief jetzt gerade und wurde immer enger, aber die Decke wölbte sich noch immer in schwindelnder Höhe.
Nach einigen Minuten blieb Bogrow wieder stehen. Der Tunnelweg gabelte sich. Nach kurzem Zögern rief der Oberleutnant Zoi zu sich heran und befahl ihm leise:
„Beide Durchgänge untersuchen! Nur Sie als Biologe können Anhaltspunkte finden, die uns weiterhelfen.“
Zoi betrat schnell den linken Durchgang und drang etwa hundert Meter ein. Er schaute sich aufmerksam nach allen Seiten um. Die Wände des Tunnels verengten sich auffällig; sie waren höckerig und voller Vertiefungen, in denen langstielige Manteltiere, Seelilien und goldschimmernde Gorgonien siedelten. Überall unter Zois Füßen, an den Felswänden, in jeder Vertiefung und Furche sah man zahllose Molluskengehäuse. Diese spiralförmig gewundenen, gewölbten Gehäuse kamen Zoi irgendwie bekannt vor. Sein Herz begann heftig zu schlagen. Er hob eine Muschel auf, beleuchtete sie … und schrie fast auf. Das war sie ja! Die geheimnisvolle, bisher unauffindbare Lamelibranchiata cephala Lordkipanidse!
Zoi stand wie erstarrt, ohne den Blick von der wunderbaren Muschel zu wenden. Hier waren Tausende und aber Tausende davon. Hier war ihre geheimnisvolle Geburtsstätte. Vielleicht nur eine von vielen. Aber wo war das Goldvorkommen? Man sah in der Nähe nichts davon. Würde er es vielleicht in der Tiefe des Tunnels finden? Wie konnte nur das Gold in das Blut dieser Mollusken gelangen?
Zoi vergaß alles: die Kameraden, die auf ihn warteten, die Gefahr, die vielleicht auf ihn lauerte. Er lief immer weiter und weiter, beleuchtete die Wände und den Boden des Tunnels. Keine Spur von Gold! Nur zahllose Mollusken und hier und da Manteltiere und Seelilien. – Ich hatte recht! Gold braucht gar nicht in der Nähe zu sein! dachte er triumphierend.
Plötzlich blieb er stehen. Die Wände des Tunnels verengten sich immer mehr, seine Decke wurde zusehends niedriger. Hier können die riesigen Meerestiere nicht durchkommen, dachte er. Und gleichzeitig fielen ihm die wartenden Kameraden und der Zoologe ein. Er kehrte eilends um. Vorher sammelte er aber noch einige Mollusken und füllte ein Glas mit einer Wasserprobe.
Zoi stürzte aus dem Tunnel, als jage jemand hinter ihm her.
Der Suchtrupp verharrte noch schweigend an der alten Stelle.
„Was ist los, Zoi?“ fragte der Oberleutnant voller Unruhe. „Haben Sie die Ungeheuer gesehen?“
„Nein, Genosse Oberleutnant“, antwortete Zoi stotternd. „Ich beeilte mich nur, ich wollte Sie nicht so lange warten lassen.“
„Das ist nicht so schlimm! Sie waren nicht mehr als zehn Minuten fort. Ich hatte Sie auch nicht früher erwartet. Was haben Sie gefunden?“
„Der linke Durchgang kommt nicht in Frage! Der Weg zu der Höhle der Meerechsen liegt rechts!“ antwortete Zoi schnell.
„Ausgezeichnet! Gehen wir weiter!“ Der Suchtrupp setzte sich langsam in Bewegung. Ungeduld und die Sorge um den Zoologen beherrschte die Männer immer mehr, je weiter sie zur Höhle vordrangen.
„Gewicht mit Hilfe des Ausgleichapparates vermindern! Schritte beschleunigen!“ befahl der Oberleutnant.
Die schwarzen Tunnelwände traten etwas zusammen. Die Felswände und der Boden waren hier glatt und eben, nur hin und wieder unterbrochen von einzelnen Vorsprüngen, die
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