Das Geheimnis zweier Ozeane
noch einige Bestrahlungen geben, außerdem ein paar elektrische Massagen.“
Der Zoologe richtete sich wütend auf.
„Du bist wohl wahnsinnig geworden, Zoi! Erzähl mir keine Ammenmärchen! Der Teufel hole alle Bestrahlungen und Massagen! Ich muß so schnell wie möglich in die Höhle zurück und von diesen Meerechsen Aufnahmen machen. Ich kann sie doch nicht zum U-Boot bestellen. Wenigstens einen Echsenkopf muß ich haben. Mit dem Kapitän habe ich schon gesprochen. Das U-Boot bleibt zu diesem Zweck etwas länger hier … Und du kommst mir mit deinen Bestrahlungen und Massagen“, polterte er entrüstet.
„Egal … schimpfen Sie nur, Arsen Dawidowitsch“, sagte Zoi mit sanfter Stimme, aber merklich gekränkt. „Ich werde dem Kapitän melden, daß Sie nicht hören wollen …“
„Nicht hören wollen!“ äffte ihm der gereizte Gelehrte nach, „Doktor Eisenbart!“
Die kräftige Stimme des Zoologen hallte durch den ganzen oberen Gang.
Aus der Tür des Steuerraumes trat der Kapitän und lenkte seine Schritte zum Lazarett. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zwischen Arzt und Patienten den Schiedsrichter zu spielen. Er fällte ein salomonisches Urteil, und beide Seiten nahmen es mit Genugtuung an. Der Zoologe versprach, noch drei Tage geduldig und ohne zu meutern liegenzubleiben. Wenn es dann sein Gesundheitszustand erlaubte, könne er im Laboratorium arbeiten und am fünften Tag das U-Boot verlassen, um die Höhle aufzusuchen. Die Bestrahlungen sollte er während der Arbeit bekommen.
Als der Kapitän sah, wie traurig der Zoologe darüber war, daß alle Arbeiten zur Erforschung der Tiefsee seiner Krankheit wegen ruhten, zeigte er sich noch entgegenkommender. Da Zoi durch seine Tätigkeit im Laboratorium vollauf beschäftigt war, versprach der Kapitän, einen Mann von der Schiffsbesatzung zur Verfügung zu stellen, damit die Jagd nach interessanten Vertretern der Meeresfauna und -flora keine Unterbrechung erleide. Der Zoologe sollte sich selbst einen passenden Helfer aussuchen.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich diese Arbeit übernehmen könnte“, hörte man plötzlich die Stimme Gorelows.
Der Maschineningenieur stand in der Tür und blickte mit bittenden Augen auf den Gelehrten. Er hatte den letzten Teil des Gespräches mit angehört.
„Ich habe sie doch schon oft unter Ihrer Leitung ausgeführt, Arsen Dawidowitsch“, fuhr er fort und näherte sich lächelnd dem Krankenbett. „Diese Arbeit interessiert mich so sehr, daß Sie auch dieses Mal bestimmt mit mir zufrieden sein werden. – Es würde auch meinen Pflichten keinen Abbruch tun, Nikolai Borissowitsch“, wandte er sich an den Kapitän. „Um so mehr, als wir in der nächsten Zeit unsere Fahrt wahrscheinlich sehr oft unterbrechen werden.“
„Aber gern, Fjodor Michailowitsch“, antwortete der Kapitän freundlich. „Wenn Arsen Dawidowitsch einverstanden ist, habe ich nichts dagegen. Doch muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie trotzdem die Verantwortung für den Zustand und die Arbeit der Maschinen tragen.“
„Das ist selbstverständlich“, versicherte Gorelow.
„Ausgezeichnet! Das kommt mir sehr zustatten!“ sagte der Zoologe erfreut. „Fjodor Michailowitsch weiß ganz genau, was mich am meisten interessiert, wo und wie er zu suchen hat. Wir haben schon oft zusammen gearbeitet. Das trifft sich wunderbar! Ich danke Ihnen, Kapitän! Auch Ihnen, Fjodor Michailowitsch!“
Wenn der Gelehrte nicht so freudig erregt gewesen wäre, würde er wahrscheinlich bemerkt haben, wie ungewöhnlich blaß Gorelow war und wie gequält sein Lächeln wirkte. Auch ist es oft so, daß sich Enthusiasten nur wenig schonen und auch auf den Zustand ihrer Mitmenschen wenig Rücksicht nehmen. Es war jedenfalls klar, daß der Zoologe die Bestrahlungen und Massagen und sogar die Moorbäder völlig vergessen hatte, die er vor kurzem so hartnäckig seinem früheren Patienten empfohlen hatte. Kurz und gut, alle waren mit dem Ausgang des Gesprächs, das so stürmisch begonnen hatte, sehr zufrieden.
„Zoi, mein lieber Junge“, wandte sich der Zoologe an seinen Arzt und Mitarbeiter, als der Kapitän gegangen war, „sei so gut und gib Fjodor Michailowitsch die Liste der Tiere, die für uns von besonderem Interesse sind. Vorher streiche aber alles, was wir schon gefunden haben. Zeig ihm auch zur Information unsere Alben, Aufzeichnungen und Atlanten. Auf jeden Fall sorge dafür, daß Fjodor Michailowitsch für seine Exkursionen alles Nötige
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