Das Geheimnis zweier Ozeane
wie poliert aussahen. Selten noch hafteten an den Felsen kleine Seelilien und Gorgonien. Aus dem Schlamm ragten Teile jener Muschelgehäuse, die Zoi schon so gut kannte.
Hier sind sie wohl von den Riesenechsen vernichtet worden, dachte er. Im linken, schmalen Tunnel, in den die großen Tiere nicht eindringen können, haben sich die Mollusken erhalten.
Auf einigen Felsvorsprüngen bemerkte Zoi unregelmäßige, schwach leuchtende Flecke. Er machte den Oberleutnant darauf aufmerksam.
„Das sind Spuren des phosphoreszierenden Schleimes, der den Körper der Meeresungeheuer bedeckt“, sagte er leise. „Sie sind hier vorbeigeschwommen und haben die Felsvorsprünge gestreift. Die Spuren sind frisch … bald muß die Höhle kommen …“
„Gut, Zoi … Achtung, Genossen! Sobald wir die Höhle betreten haben, rechts und links vom Scheinwerfer ausschwärmen und auf die nächsten Ziele den Schall eröffnen. Skworeschnja übergibt den Scheinwerfer, wenn er ihn aufgestellt hat, an Marat. Nicht zu weit voneinander entfernen!“
Die Pistolen im Anschlag, bewegte sich der Suchtrupp geräuschlos und schnell durch den Tunnel. Unter einem vorspringenden riesigen Felsen traten die Wände des Tunnels plötzlich zurück und verschwanden aus dem Blickfeld. Der Oberleutnant, der voranschritt, schaltete sofort seine Stirnlaterne aus, die anderen folgten seinem Beispiel.
Aus dem Dunkel traten die Umrisse riesiger, bläulich phosphoreszierender Tiere hervor; es waren etwa zwanzig von unterschiedlicher Größe. Die meisten lagen unbeweglich wie dicke, in der Mitte tonnenförmig aufgetriebene Baumstämme auf Felsblöcken und -platten. Einige schwammen umher; die leuchtenden Flecke ihrer Ruderflossen bewegten sich gleichmäßig. In der Mitte der Höhle lag das größte Tier, den wie ein Schiffsmast langen und wie eine Liane biegsamen Hals hoch erhoben. Der große flache Kopf bewegte sich unruhig hin und her.
„Tuchfühlung halten!“ befahl der Oberleutnant leise. „Auf leuchtende Ziele schießen! Zuerst auf die beweglichen. Ich nehme mir den Großen dort in der Mitte vor. – Achtung! Zielt! Schall!“
In der Höhle brach plötzlich ein Chaos aus. Die Ungeheuer jagten in allen Richtungen durcheinander. Ihre langen flachen Schwänze peitschten den aufgewühlten Schlamm. Die Echsen ließen sich blitzschnell auf den Boden fallen, sausten zur Höhlendecke empor und wanden sich wie in krampfhaften Zuckungen. Die Schützen konnten sie nur mit Mühe aufs Korn nehmen. Die Ultraschallpistolen erwiesen sich bei diesen Riesentieren als viel zu schwach in der Wirkung. Es war fast unmöglich, sie sofort tödlich zu treffen.
Der Gigant, den sich der Oberleutnant vorgenommen hatte, bäumte sich auf und schoß wie ein leuchtender Pfeil zur Höhlendecke empor. Etwas metallisch Glänzendes wurde unter ihm sichtbar, das er in der Umschlingung seines Halses davontrug.
Zoi schrie verzweifelt auf: „Arsen Dawidowitsch! Arsen Dawidowitsch!“
Gleichzeitig wurde Marat, der neben Zoi stand, von einem mächtigen Wasserwirbel fast umgeworfen. Zoi war nicht mehr neben ihm!
„Genosse Oberleutnant!“ rief der erschrockene Marat. „Zoi hat seine Schraube angestellt und ist verschwunden!“
Auch die auf dem Höhlengrund liegenden Tiere wurden jetzt von einer Panik ergriffen. Eines nach dem anderen löste sich von den Felsen und gesellte sich zu seinen rasenden Artgenossen.
Anscheinend suchten die Tiere ihren Feind, fanden ihn aber nicht. Wie würde es Zoi ergehen, wenn er in dieses furchtbare Durcheinander der gereizten Tiere geriet?
Plötzlich rollte sich eine Echse ringförmig zusammen, streckte ihren Körper ruckartig aus und sank dann zuckend auf den Boden der Höhle. Der Todesstrahl einer Ultraschallpistole hatte wohl ihr Hirn oder einen anderen Nervenknoten getroffen und sie getötet. Auch ein zweites Tier verendete. Bei einigen waren nur die Ruderflossen oder der Schwanz gelähmt, und sie warfen sich hin und her, ohne vorwärts zu kommen.
Im chaotischen Wirbel der riesigen Urtiere hatten die Männer die Echse, die mit dem Zoologen davongejagt war, aus den Augen verloren. Irgendwo in diesem brodelnden Hexenkessel schwamm jetzt Zoi umher, jeden Augenblick der Gefahr ausgesetzt, von den Schwanzschlägen der rasenden Tiere zermalmt oder betäubt zu werden.
„Zoi, wo sind Sie?“ rief der Oberleutnant erregt.
„Ich verfolge das Tier, das Arsen Dawidowitsch entführt hat“, hörte man Zois keuchende Stimme. „Die anderen drängen mich dauernd
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