Das Geheimnis zweier Ozeane
Sagen Sie das nicht, Arsen Dawidowitsch. Ich glaube, da ist etwas nicht ganz in Ordnung … man wird umbauen müssen …“
„Was ist nicht in Ordnung?“ fragte der Zoologe mißtrauisch.
„Der Taucherhelm, der scheußliche Taucherhelm!“
„Der Taucherhelm?“
„Natürlich, der hat Sie doch so verunstaltet.“
Der Zoologe schaute Marat verwundert an.
„Der Helm? Und ich dachte, du redest vom Lazarettraum.“
Er lehnte sich in die Kissen zurück und lachte laut.
„Was plagen dich denn nun schon wieder für Gedanken, mein lieber Marat?“ fragte er. „Warum zerbrichst du dir wegen solcher Kleinigkeiten den Kopf? Was bedeutet schon so ein Taucherhelm im Vergleich mit deinen anderen Plänen?“
„Wissen Sie, Arsen Dawidowitsch …“ Marats Stimme stockte. „Ich möchte offen mit Ihnen sprechen … Ich schäme mich … Es ist unverzeihlich, daß ich mich nicht schon eher darum gekümmert habe … damals, als ich mit Krepin das Mikrophon in den Taucherhelm einbaute. Unverzeihlich vor allem deshalb, weil mir da schon Gedanken über seine Mängel kamen. Erst jetzt habe ich begriffen, wie leichtsinnig das war!“
Marat sprang vom Stuhl auf und rief heftig gestikulierend:
„Ja, ja! Sie haben schon recht: Ich habe immer so große Pläne …! Um so schlimmer ist es, daß ich eine so einfache, kleine, dabei aber so wichtige Aufgabe wie die Verbesserung des Taucherhelms übersehen habe. Sie hätten ja deswegen umkommen können! Wenn ich daran denke, könnte ich mir die Haare ausraufen …“
Der Zoologe hatte aufmerksam zugehört.
„Reg dich nicht auf, mein lieber Marat. Du konntest ja nicht ahnen, daß wir auf solche Ungeheuer stoßen würden. Aber du hast recht. Offen gesagt, gefällt mir, daß du begreifst, wie wichtig auch die sogenannten kleinen Probleme sind … Es gibt keine kleinen Probleme! Jedes von ihnen ist ein Teil des Ganzen. Und wenn man die Kleinigkeiten übersieht, gefährdet man die ganze Sache. So, was hast du nun auf dem Herzen?“
Marat setzte sich wieder und ließ den Kopf sinken. Dem Zoologen halb zugewendet, sagte er nachdenklich:
„An dem unglückseligen Tage, als Sie so durcheinandergeschüttelt wurden, Arsen Dawidowitsch …“
„Na, na … der Tag war gar nicht so schlimm“, brummte der Zoologe. „So außergewöhnliche Entdeckungen! Eine ganze Kolonie Lamelibranchiata cephala Lordkipanidse! Ich denke, daß die Molluske unter diesem Namen jetzt in die Wissenschaft eingeht!“
Die Stimme des Gelehrten hatte einen zufriedenen Unterton. „Und dann die urweltlichen Riesentiere! Welch sensationelle Entdeckung! Und du sagst – ein unglückseliger Tag. Ich wünschte mir mehr solcher Tage. – Fahr fort, mein Lieber!“
„Also … an diesem Tage verließ ich mit Zoi und Pawlik das U-Boot. Wir tollten etwas herum. Beide packten mich und begannen mich zu schütteln. So sehr ich mich auch in acht nahm und den Hals steif hielt, ein paarmal schlug ich doch mit dem Kopf schmerzhaft gegen die Wandung des Helmes. Und ich dachte wieder daran, daß es gut wäre, einige Verbesserungen daran vorzunehmen.“
„Na und … was ist dir eingefallen?“
„Man müßte im Helm, am Nacken, ein weiches Polster anbringen. Dort braucht er ja nicht durchsichtig zu sein. Und vor den Schläfen und der Stirn müßte man Stahlspiralen, wie in einer Matratze, einbauen. Die Enden der Spiralen könnte man mit einem weichen Stoff umkleiden …“
„Ausgezeichnet, Marat!“ sagte der Zoologe ernst. „Eine gute Idee! Durchdenke sie während unserer Fahrt noch gründlich, zu Hause wollen wir uns darüber mit Krepin unterhalten. Ich werde deine Verbesserungen empfehlen.“
Marats Gesicht erhellte sich. Er verabschiedete sich von dem Gelehrten und verließ den Lazarettraum, den anschließend Zoi betrat.
Zoi trug einen schneeweißen Kittel und sah wie ein richtiger Arzt aus. Mit schnellen Schritten kam er auf den Zoologen zu.
„Wie geht es Ihnen, Arsen Dawidowitsch? Ihren Puls bitte … Ausgezeichnet. Langsam wird es wieder werden.“
Er rückte fürsorglich die Kopfkissen zurecht und glättete die Decke.
„Sie tun ja so, als wäre ich wer weiß wie krank gewesen“, sagte der Zoologe gutmütig lächelnd. „Morgen oder übermorgen geht’s wieder an die Arbeit! Uns erwartet viel Interessantes!“
Zoi hob beschwörend die Hände und machte ein entsetztes Gesicht.
„Wo denken Sie hin, Arsen Dawidowitsch! Kommt ja gar nicht in Frage! Fünf Tage Ruhe ist das wenigste. Und danach müssen wir Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher