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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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erstenmal von sowjetischen Geologen in der Arktis entdeckt worden waren.
    Schelawin ging ganz in seiner Arbeit auf. Nicht einmal Skworeschnjas und Matwejews tatkräftige Hilfe genügte ihm. Der Kapitän teilte ihm noch zwei Mann von der Schiffsbesatzung zu, und doch fand er kaum Zeit, sich die geringste Ruhepause zu gönnen.
    Kaum hatte er gefrühstückt, trieb er schon seine Helfer zur Eile an, wurde bei der kleinsten Verzögerung ungeduldig und beruhigte sich erst wieder, wenn er das U-Boot verlassen hatte und sich seinen geliebten Maschinen und Geräten widmen konnte. Zum Mittagessen erschien er nur nach wiederholter Aufforderung, und jedesmal brummte er dann etwas über die „empörende Störung der wissenschaftlichen Arbeit“ in den Bart.
    Der Zoologe hatte ebenfalls ein großes Arbeitsprogramm für diese Tiefseestation. Neben der üblichen Jagd nach unbekannten Tieren für seine Sammlungen wollte er sich hauptsächlich mit der Erforschung der Lebensgewohnheiten von Tiefseeorganismen befassen. Ihr Verhalten, die Art und Weise, wie sie ihre Beute jagten, ihre Nahrung, der Bau und die Anordnung ihrer Leuchtorgane – dies alles sollte genau erforscht werden. Schon lange vor Errichtung dieser Station hatte sich der Zoologe auf seine Arbeit gefreut und bereitete sich eifrig vor.
    Alle erwarteten daher, daß er jetzt mit Eifer an die Arbeit gehen würde. Aber merkwürdigerweise war das Gegenteil der Fall. Mit dem Zoologen war eine seltsame Wandlung vor sich gegangen. Der ganzen Schiffsbesatzung fiel seine Apathie auf. Jedesmal, wenn er das U-Boot verlassen sollte, schien er es nur widerstrebend zu tun, und saß später in Gedanken versunken lange vor dem ersten besten Einsiedlerkrebs.
    Die Frage, was geschehen war, wollte ihm nicht aus dem Kopf. Alles schien doch so gut anzulaufen. Die Untersuchungen der toten Meerechsen hatten zu glänzenden Ergebnissen geführt. Diese Tiere waren offenbar Arten zugehörig, die einstmals, vor vielen Jahrmillionen, die Herren der vorzeitlichen Ozeane gewesen waren. Das Leben der Umwelt, die Natur, das Klima, Pflanzen und Tiere hatten sich geändert. Die Riesenechsen waren allmählich neuen, anpassungsfähigeren und höher entwickelten Tieren gewichen. Die Wissenschaft glaubte, sie seien vollständig verschwunden, und nur ihre riesigen Knochengerüste in den paläontologischen Museen rufen heute bei den Besuchern maßloses Erstaunen hervor. Und nun stellte es sich heraus, daß sich eine Saurierart in der Tiefe des Ozeans erhalten hatte. Diese urzeitlichen Tiere hatten sich der neuen Umwelt mehr und mehr angepaßt, hielten den ungeheuren Wasserdruck aus, atmeten mit Kiemen und erzeugten Licht durch die phosphoreszierende Schleimhaut, die ihren Körper bedeckte. Allein schon diese Entdeckung konnte den Namen des Zoologen in der Geschichte der Wissenschaft verewigen. Und dann die neue Lammelibranchiata, die als einzige ihrer Art einen Kopf hatte! Diese Molluske, die seinen Namen trug, würde eine Umwälzung in den Anschauungen über die Anatomie der Weichtiere auslösen. Dann das Gold im Blute dieser Molluske. Solche Entdeckungen vermochten das Herz eines Wissenschaftlers mit Freude und Begeisterung zu erfüllen, mit Dankbarkeit auch für die Heimat, die ihm die einzigartige Möglichkeit gab, die bisher unzugänglichen Meerestiefen exakt zu erforschen.
    Warum war er dennoch deprimiert? Warum verlor dies alles plötzlich seine Anziehungskraft?
    Der Zoologe machte eine abwehrende Handbewegung, als scheuche er etwas Lästiges fort … Nein, nein! Das waren ja Zwangsvorstellungen! Dumm war das, lächerlich …
    Er zuckte mit den Achseln.
    Ganz richtig … er hätte es nicht machen sollen. Er war ein alter Schwätzer! Jawohl, ein Schwätzer! In diesem Augenblick verachtete er sich. Mit dem Fuß schleuderte er eine Holothurie fort, die friedlich Schlamm fraß und die er eigentlich beobachten wollte.
    Zugegeben – er hatte einen Fehler gemacht. Das war nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Aber was war schon so Schlimmes dabei? Man durfte nicht die Ruhe verlieren. Er hatte doch sein Geheimnis nicht dem ersten besten preisgegeben … Gorelow war ja nicht irgendwer, er war Ingenieur an Bord des U-Bootes! Der Verantwortliche für die Maschinen eines in der Welt einzigartigen Kriegsschiffes! – Das war doch keine Kleinigkeit! Natürlich war Gorelow ein zuverlässiger, oft überprüfter Offizier –- zudem ein wortkarger, ungeselliger und verschlossener Mensch. Für ihn konnte man doch die Hand

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