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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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in dem er die Majestät des Ozeans, seine Schönheit, seine Reichtümer, sein geheimnisvolles Leben und seine Eroberung durch sowjetische Menschen mit flammenden Worten besang …
    Der Bordfunker betrat an diesem Tage seine Kajüte nur auf Zehenspitzen und erzählte unter dem Siegel der größten Verschwiegenheit Marat, Skworeschnja, dem Intendanten Orechow und dem Schiffskoch Belogolowy, „der Junge dichte“, er „schwebe in den Wolken“ und sei „ganz vom Feuer der Begeisterung erfaßt“.
    Am Abend desselben Tages wußte schon die ganze Besatzung von dem Poem und wartete mit wachsender Ungeduld auf seine Veröffentlichung.
    Spätnachts, als Pletnjow, vom Dienst zurückgekehrt, leise wie ein Mäuslein sich auszog und ins Bett schlüpfen wollte, machte Pawlik den letzten Punkt, warf die Feder hin und reckte sich befriedigt. Kein Zweifel, das große Werk war vollendet, und die ausgebrannte und ermattete Seele des Dichters lechzte nach Ruhe und Vergessen.
    Aber schon nach einigen Minuten nahm Pawlik dem Funker einen schrecklichen Schwur ab, daß dieser niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen erzählen würde, und begann, in der Mitte der Kajüte stehend, mit Pathos sein Poem zu deklamieren. Pletnjows von tiefen Falten durchfurchtes Gesicht drückte äußerste Bewunderung und Entzücken aus. Er war außer sich und unterbrach dauernd den jungen Dichter.
    „Wie … wie war das?“
     
    „… Bezwungen liegt zu unseren Füßen
    der Ozean mit seinen Schätzen.“
     
    „Wunderbar! Ich sage es dir, Pawlik, es ist wunderbar! Das mußt du in unserer Wandzeitung veröffentlichen. Unbedingt! Und recht bald!“
    „Meinen Sie, Viktor Abramowitsch?“ fragte Pawlik verlegen, aber mit leuchtenden Augen. „Ist das wirklich Ihr Ernst?“
    „Aber natürlich, Pawlik! Gehe sofort zu Orechow und bitte ihn, das Gedicht mit der Maschine zu schreiben. Und dann reichen wir es bei der Redaktion der Wandzeitung ein.“
    Pawlik stand unentschlossen da und sagte dann:
    „Wissen Sie, Viktor Abramowitsch … und wenn man es nicht annimmt?“
    „Was heißt hier – nicht annehmen? Sie werden schon. Glaub es mir. Ein so schönes Gedicht. Ich werde selber mit der Redaktion reden. Jawohl!“
    Aber der junge Dichter schüttelte den Kopf. Pletnjow rieb sich die Stirn.
    „Weißt du was?“ sagte er schließlich. „Gorelow hat auch eine Schreibmaschine. Er wird sie dir bestimmt leihen.“
    Pawliks Augen leuchteten.
    „Fabelhaft! Fjodor Michailowitsch wird es schon machen. Ich werde selbst tippen … ich weiß mit Schreibmaschinen umzugehen … Und Fjodor Michailowitsch wird keinem etwas erzählen.“
    Pawlik schlief sehr unruhig und war schon lange vor dem Wecken auf den Beinen.
    Nach dem Frühstück wartete er noch eine Viertelstunde – wie endlos waren diese fünfzehn Minuten! – und klopfte dann zaghaft an Gorelows Tür. Niemand meldete sich. Pawlik klopfte noch einmal.
    In der Tür zeigte sich Gorelows finsteres, verschlossenes Gesicht, aber als er Pawlik sah, lächelte er.
    „Komm herein, Pawlik … Setz dich. Nun, was führt dich zu mir?“
    Er schloß die Tür und setzte sich zu Pawlik.
    „Fjodor Michailowitsch“, begann Pawlik errötend, „ich habe hier etwas geschrieben … ein Gedicht … für die Wandzeitung. Aber es muß erst getippt werden. Würden Sie gestatten, daß ich Ihre Schreibmaschine benutze? Ich kann damit umgehen. Darf ich?“
    Das Lächeln verschwand aus Gorelows Gesicht. Er sprang auf und durchquerte zweimal mit schnellen Schritten die Kajüte, wandte sich aber gleich darauf freundlich an den Jungen:
    „Aber natürlich, mein lieber Pawlik! Wie könnte ich einem Dichter eine solche Kleinigkeit abschlagen. Ich wollte jetzt selbst arbeiten, aber im Interesse einer solchen Sache …“
    „Vielen Dank, Fjodor Michailowitsch! Aber erzählen Sie bitte niemandem …“
    „Da kannst du ganz ruhig sein.“
    Pawlik setzte sich an die Schreibmaschine.
    „Diese ,Underwood‘ arbeitet aber prima“, bemerkte Pawlik, einen neuen Bogen einspannend. „Ich dachte, Sie hätten nur eine kleine Reiseschreibmaschine und nicht eine so große.“
    „Ja …“, brummte Gorelow, wie es schien, in die Lektüre eines Buches ganz vertieft. „Ich besitze sie schon lange und habe mich sehr an sie gewöhnt.“
    Die Schreibmaschine klapperte wieder. Aber Pawlik war ein höflicher Junge. Er dachte, Gorelow langweile sich, und unterbrach das Schweigen:
    „Auch ich hatte mich in Amerika an die ,Underwood‘ gewöhnt. Ich habe sie

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