Das Geheimnis zweier Ozeane
sogar auseinandergenommen und gereinigt. Dort gibt es aber jetzt nur kleine Maschinen. Alte Modelle sieht man sehr selten. Die haben wohl viele unnötige Teile?“
„Hm“, brummte Gorelow, ohne vom Buch aufzuschauen.
„Zum Beispiel, hier ist ein Kästchen unter den Hebeln“, fuhr Pawlik eifrig fort. „Interessant, wozu mag es eigentlich dienen?“
Gorelow warf das Buch auf den Tisch, schwieg eine Weile und sagte dann unwirsch:
„Dort … dort sind Reserveteile. Es wäre besser, wenn du dich beeilen würdest. Ich muß selbst noch etwas auf der Maschine schreiben.“
Pawlik wurde verlegen.
„Aber natürlich, Fjodor Michailowitsch, entschuldigen Sie bitte, ich bin gleich fertig.“
Pawliks Finger eilten über die Tastenreihen. Gorelow war sichtlich nervös. Er sprang dauernd auf, ging durch die Kajüte und setzte sich wieder. Das Buch schien ihn nicht mehr zu interessieren.
An diesem Morgen, als Pawlik an Gorelows Kajütentür klopfte, betrat am anderen Ende des Ganges Professor Lordkipanidse die Kajüte des Kapitäns. Die Verlegenheit, die er jedesmal verspürte, wenn er dem Kapitän begegnete oder mit ihm sprach, hatte ihn auch heute nicht verlassen.
„Guten Tag, Lord!“ begrüßte ihn der Kapitän herzlich, sich vom Schreibtisch erhebend. „Bitte, nehmen Sie Platz … machen Sie sich’s bequem.“
Er schob an den Tisch einen weichen Sessel heran, den einzigen, der in der Kajüte stand, und setzte sich selbst auf einen Stuhl.
„Ich wollte Sie sprechen, Lord. Über Ihre Arbeit in der nächsten Zeit und darüber, wie wir sie durchführen wollen.“ „Bitte sehr, Nikolai Borissowitsch, ich höre Ihnen zu.“ „Unser Programm sieht einen längeren Aufenthalt in den Gewässern von Feuerland vor. Ich möchte jetzt festlegen, wo die Arbeiten stattfinden sollen, wie groß der Raum sein wird, den Sie erforschen wollen, und wieviel Menschen dazu benötigt werden.“ „Verzeihung, Nikolai Borissowitsch … Sie haben doch nicht vergessen, daß wir uns auch kurze Zeit bei der Barwood-Bank, auf halbem Wege zwischen den Falkland-Inseln und Feuerland, aufhalten wollten? Ich möchte dieses Gebiet sehr gern erforschen und meine Beobachtungen mit den Ergebnissen der Valdivia-Expedition über die Agulhas-Bank, südlich des Nadelkaps, vergleichen.“
„Das habe ich nicht vergessen, Lord! Aber dieser eintägige Aufenthalt erfordert nicht so viele Vorbereitungen und solche Vorsichtsmaßnahmen wie die Tiefseestation in den Gewässern bei Feuerland. Gerade dort müssen wir sehr auf der Hut sein, um die Expedition vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren. Wie stark und wie gewappnet wir auch sein mögen, können wir doch nicht wissen, was der Feind noch alles ausheckt. Der letzte Magnettorpedoangriff war sehr bezeichnend. Also, mein lieber Lord, die erste Frage ist: Wo im Gebiet der Feuerland-Inselgruppe gedenken Sie zu arbeiten, und wie groß soll das zu erforschende Terrain sein?“
„Ich würde gern die südlichen Küstengewässer des Archipels untersuchen“, sagte der Zoologe, an die Wandkarte tretend. „Sie sind noch wenig erforscht. Außerdem werden sie selten von Schiffen besucht und bieten uns daher größere Sicherheit als die Magalhãesstraße.“
„Das ist allerdings sehr wichtig“, bemerkte der Kapitän. „Meine Aufgabe wird dadurch wesentlich erleichtert. Welchen Abschnitt wollen Sie hier erforschen?“
„Ich beabsichtige, mit der Nassau-Bucht zu beginnen“, antwortete der Zoologe, „dann, von der Nordküste der Waleston-Inseln ausgehend, von der Südküste der Halbinsel Hardy bis zur Cook-Bucht an der Westküste der Insel Hasty vorzustoßen und, falls es die Zeit erlaubt, hier das Labyrinth der Londonderry-Inselgruppe zu erforschen. Ich glaube, daß die zwei Wochen, die wir für diese Tiefseestation vorgesehen haben, durchaus genügen werden.“
„Sehr schön!“ pflichtete ihm der Kapitän bei. „Sie haben ja einen besseren Überblick. Gestatten Sie mir jetzt, das von Ihnen genannte Gebiet vom navigatorischen Standpunkt zu betrachten. Dieser ganze Küstenstreifen ist voller Klippen, Riffe und Untiefen; er ist der Schauplatz plötzlich aufkommender Winde und Orkane. Heftige Meeresströmungen ziehen an den Küsten entlang. Für die Schiffahrt ist es eine äußerst gefährliche Ecke – besonders für Unterseeboote. Uns schreckt das allerdings nicht. Wir sind Gefahren nicht so blind ausgesetzt wie gewöhnliche U-Boote, und unsere Maschinen sind allen Belastungen gewachsen. Trotzdem
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