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Das Geheimnis

Das Geheimnis

Titel: Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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ja ohnehin nicht; also spielt es wohl keine Rolle. Und jetzt entschuldige mich bitte.«
    Als sie an Sano vorübereilte, hatte er mit einem Mal das Gefühl, etwas Kostbares verloren zu haben. »Reiko«, sagte er. »Warte.« Er packte sie am Arm.
    Sie blickte ihn düster an und riss sich los, wobei mit einem knirschenden Geräusch der Ärmel ihres Gewands abriss. Dann war sie fort. Sano stand einfach nur da, das lange Stück Seide in der Hand.
    Einen Augenblick lang blickte er Reiko nach; dann schleuderte er den Stofffetzen zu Boden. Seine Ehe entwickelte sich vom Schlechten zum Schlimmsten. Er ging in sein Zimmer, kleidete sich vollständig an, schnallte sich die Schwerter an die Hüfte und rief einen Diener. »Lass mein Pferd satteln«, befahl er.
    Er konnte sein Problem nicht ohne Hilfe lösen. Deshalb musste er mit dem einzigen Menschen reden, der ihm helfen konnte, was Reiko anging – und der vielleicht wichtige Informationen besaß, die ihm bei den Ermittlungen im Mordfall Harume weiterhelfen konnten.

    »Guten Abend, Sano-san. Bitte, kommt herein.« Magistrat Ueda, der in seiner Schreibstube saß, schien von Sanos unangekündigtem Besuch nicht überrascht zu sein. Inmitten von Schreibzeug, amtlichen Dokumenten und verstreuten Papieren brannten Lampen auf seinem Pult; offenbar war er noch bei der Arbeit gewesen. Der Magistrat wandte sich an den Diener, der Sano in die Villa geführt hatte. »Bring Tee für meinen ehrenwerten Schwiegersohn.« Dann bedeutete er Sano, sich ihm gegenüber auf den Boden zu knien.
    Während Sano der Aufforderung nachkam, verkrampfte sein Magen sich vor Nervosität und Scham. Er war es nicht gewöhnt, bei privaten Problemen um Hilfe zu bitten. Seine Schwierigkeiten mit Reiko ließen eine überaus peinliche Unfähigkeit erkennen, denn ein hochrangiger Samurai sollte in der Lage sein, mit einer Frau fertig zu werden. Dass Sano Rat suchte, spiegelte eine Schwäche wider, die er seinem Schwiegervater nicht offenbaren wollte, den er zwar hoch achtete, aber kaum kannte. Nun suchte Sano nach den richtigen Worten, um sein Problem darzulegen, ohne das Gesicht zu verlieren.
    Magistrat Ueda kam ihm zu Hilfe. »Es geht um meine Tochter, nicht wahr?« Als Sano nickte, legte sich ein wissender, mitfühlender Ausdruck auf das Gesicht des Magistrats. »Das dachte ich mir schon. Was hat sie jetzt wieder angestellt?«
    Von der Offenheit seines Schwiegervaters ermutigt erzählte Sano ihm die ganze Geschichte. »Ihr kennt Reiko besser als jeder andere. Bitte, sagt mir, was ich tun soll.«
    Der Diener brachte den Tee. Magistrat Ueda runzelte die Stirn und erklärte in respekteinflößendem Tonfall, wie er ihn im Gerichtssaal benutzte: »Meine Tochter ist viel zu gescheit und willensstark, als gut für sie ist. Ihr müsst sie mit fester Hand führen und ihr stets zeigen, wer der Herr im Hause ist.«
    Dann seufzte er, und seine Stimme wurde wieder ruhig und leise. »Aber wer bin ich, Euch diesen Rat zu erteilen? Ich, der Reiko stets ihren Willen gelassen hat. Ich fürchte, ich bin nicht der Richtige, Euch in dieser Sache zu helfen, Sano-san.«
    Sie blickten einander reumütig und verständnisvoll an: der Magistrat von Edo und der höchst ehrenwerte oberste Ermittler des Shôguns – beide ratlos wegen der Frau, die sie miteinander verband. Endlich waren sie wirkliche Freunde.
    »Aber wenn wir gemeinsam nachdenken«, sagte Magistrat Ueda schließlich und trank einen Schluck Tee, »müssten wir eine Lösung finden. Ich habe Reiko immer nachgegeben, weil ich ihren lebendigen, unabhängigen Geist nicht zerbrechen wollte, um den ich sie wider Willen bewundere.« Heiterkeit funkelte in seinen Augen auf, als er Sanos trockenes Grinsen sah. »Ah, wie ich sehe, gilt das auch für Euch. Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr nachgebt – nur ein bisschen. Warum gebt Ihr Reiko keine leichte und sichere Aufgabe, die Teil Eurer Arbeit ist? Zum Beispiel, die Akten zu führen?«
    »Damit würde sie sich nicht zufrieden geben«, erwiderte Sano überzeugt. »Sie möchte als Ermittlerin arbeiten.« Widerwillig fügte er hinzu: »Und die Fähigkeiten hat sie dazu, wie ich gestehen muss.«
    Als er berichtete, was Reiko herausgefunden hatte, strahlte Magistrat Ueda vor väterlichem Stolz. »Dann müssen wir eine andere, ähnliche Aufgabe für sie finden. Wie wäre es, wenn sie weiterhin verdeckte Ermittlungen anstellen würde, so wie heute? Das könnte sich als sehr hilfreich erweisen, hm?«
    Alles in Sano sträubte sich gegen

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