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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ihr das Unbehagen die Luft nahm. Dr. Tonin, alias Roger Püttely, lächelte sie beschwichtigend an: »Darf ich Ihnen zunächst Detektiv-Inspektor Forster von Scotland Yard in London vorstellen!“ Colette nickte und streckte dem angeblichen Detektiv-Inspektor ihre winzige Hand entgegen. Der gefiel ihr wesentlich besser als dieser Dr. Tonin, der in diesem Augenblick fortfuhr: „Monsieur Forster spricht leider weder deutsch noch französisch, so daß ich im Notfall dolmetschen werde. Oder sprechen Sie englisch?“
    Colette schüttelte den Kopf und merkte erst jetzt, daß Forster ihre Hand noch immer umschlossen hielt. Das Blut schoß ihr in die Wangen; erschrocken zog sie ihre Hand zurück.
    „Mademoiselle, es geht um Madame Bloyer!“
    Colette zuckte zusammen. „Madame Bloyer?“ wiederholte sie tonlos. In ihren Augen stand fassungsloses Staunen.
    „Wir wissen von Ihrer Chefin, daß Sie heute abend im INTERNATIONAL waren, um einem Mister Clifton Informationen über Madame Bloyer zukommen zu lassen.“
    Irgendwas in Püttelys Stimme schien Mike Forster nicht zu passen, denn er sagte leise, in fast monotonem Tonfall: „Sie blickt ganz verängstigt. Warum sprichst du nicht ein wenig freundlicher mit ihr. Sie hat uns schließlich nichts getan!“ Püttely nickte und wandte sich wieder Colette zu: „Inspektor Forster fragt, ob Sie heute zum ersten Mal Kontakt zu Mister Clifton aufgenommen haben.“
    „Ja... Er sucht Madame Bloyer.“
    Püttely lachte kurz auf und musterte Colette lange und eindringlich. „Sind Sie so naiv, Mademoiselle, oder tun Sie nur so? Dieser Clifton wird von der Polizei in elf Ländern gesucht. Wenn er Madame Bloyer entdeckt, dann...“ Püttely verschluckte den Rest und sah für einen Augenblick zur Decke, während das Entsetzen Colette erbeben ließ.
    „Er hat mir Sekt angeboten, er war sehr freundlich. Er sagte, daß sie in Gefahr sei und daß er dringend wissen müßte, wo er sie finden könnte...“ stammelte sie. Sie glich einem Bild des Jammers.
    Püttely streichelte ihr flüchtig die Hand. „Beruhigen Sie sich, Mademoiselle Colette. Wir werden schon dafür sorgen, daß ihr nichts geschieht. Dazu ist es allerdings notwendig, daß Sie uns genau das gleiche erzählen, was sie Clifton gesagt haben.“
    Colette nickte. Zuerst stockend, dann immer flüssiger begann sie zu berichten...
    Die angeblichen Polizeibeamten verließen das Bristol um 23 Uhr 45.
    Als Roger Püttely im flackernden Schein eines brennenden Streichholzes nach dem richtigen Klingelknopf suchte, begann es von mehreren Türmen Mitternacht zu schlagen.
    Null Uhr...
    EHRMANN, PRIVAT stand in weißen Buchstaben auf dem kleinen, schwarzen Schild.
    Sie hörten das Geräusch der Klingel und begannen zu warten. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit Roger Püttely, nervös und ungeduldig Mike Forster.
    Plötzlich öffnete sich über ihnen ein Fenster. Ein wirrer Haarschopf tauchte auf, darunter Gestreiftes, was auf einen Pyjama schließen ließ, und eine verschlafene Stimme fragte: „Ja, wer ist da?“
    Püttely sah nach oben. Seine Stimme klang gedämpft: „Internationale Polizei. Sind Sie Herr Ehrmann?“ Ludwig Ehrmann schien mehr verärgert als erstaunt oder gar beeindruckt zu sein.
    „Sehe ich vielleicht aus wie Frau Ehrmann?“ bellte er zurück. „Außerdem ist Mitternacht!“
    „Es tut uns aufrichtig leid, daß wir Sie zu so später Stunde stören müssen, aber es läßt sich leider nicht ändern. Bitte kommen Sie herunter, Herr Ehrmann, es ist sehr wichtig!“
    „Moment!“ brummte der mißmutig und schloß das Fenster ziemlich geräuschvoll.
    „Na also!“ Püttely nickte zufrieden. Die Verärgerung des Uhrmachers störte ihn in keiner Weise. Forster dagegen schob sich zwei Finger zwischen Hemdkragen und Hals, und seine Stimme klang belegt: „Das Leben als Kunstschlosser war weniger aufregend.“
    »Dann werd wieder Kunstschlosser!“ empfahl Püttely trocken und begann gemächlich auf und ab zu gehen.
    „Ich wollte, ich könnte es“, flüsterte Mike Forster so leise, daß nur er es hörte. Laut aber fragte er: „Was tun wir, wenn er nicht aufmacht?“
    „Diese Frage stellt sich im Augenblick noch nicht, Bruder. Auch dann wird mir etwas einfallen.“
    Fünf Minuten vergingen.
    Sechs Minuten...
    Sieben Minuten...
    „Jetzt müßte ihm bald etwas einfallen!“ überlegte Forster. Doch da klangen Geräusche auf. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Von irgendwoher fiel zuerst schwacher, dann greller

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