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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Versandbuch nachzusehen.“
    „Ja!“ stimmte der Uhrmacher zu. „Da wir alle Reparaturen innerhalb von 48 Stunden ausführen, müßte es am 20. oder 21. gewesen sein.“
    Frau Ehrmann zog eine Schublade auf und entnahm ihr ein dickes Buch. Dabei erläuterte sie: „Wir verschicken ziemlich viel, da wir auch für andere Geschäfte Reparaturen ausführen.“
    „Wie viele Mitarbeiter haben Sie denn?“ erkundigte sich Püttely bei Herrn Ehrmann. Höflich, interessiert und darauf achtend, daß der andere nicht merkte, wie gespannt und erregt er in Wirklichkeit war.
    „Wir arbeiten insgesamt zu acht in der Werkstatt!“ antwortete der Uhrmacher, und etwas wie Stolz schwang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: „Das sieht man dem kleinen Laden gar nicht an, was?“
    „Nein, das sieht man ihm wirklich nicht an!“ stimmte Püttely zu, während seine Augen gebannt an dem Finger von Frau Ehrmann hingen, der langsam über die Zeilen rutschte. Und er zuckte zusammen, als sie mit einem Male hervorstieß: „Hier... Hier, das ist sie! Eine Damenarmbanduhr, Gold 585, Verschluß defekt, angenommen am 17. März. Als repariert ausgebucht am 21. März.“ Sie sah triumphierend von Püttely zu Forster und von diesem wieder zurück zu Püttely, der sich zur Ruhe zwang und fast gleichgültig fragte: „Und auf welchen Namen lautete die Rechnung, und wohin haben Sie die Uhr nachgeschickt?“
    Frau Ehrmanns Fingerspitze ergriff erneut Besitz von jener gewichtigen Zeile im Versandbuch, Seite 112.
    „Sie nannte sich Lamatin. Und die Nachsendeadresse lautete: An Claire Lamatin, München, Hotel am Hofgarten, Wurzerstraße 9.“
    Roger Püttely atmete ganz langsam ganz tief durch. „Das wär’s!“ sagte er zu sich selbst. Und mit betont sachlicher Stimme übersetzte er Mike Forster den Sachverhalt.
    Mit zufriedenen Mienen beobachtete das Ehepaar Ehrmann, wie der „Interpolbeamte Dr. Tonin“ Claire Lamatins neue Adresse auf die Rückseite einer Ehrmannschen Geschäftskarte schrieb, die er vorher einem Stapel auf dem Verkaufstisch entnommen hatte. „So, damit wären wir ein weites Stück vorangekommen. Ich werde Ihre Verdienste“, er deutete zwei kurze Verbeugungen an, „in meinem Bericht entsprechend würdigen.“ Und noch bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, fuhr er fort: „Ich möchte Sie jetzt noch um etwas bitten. Wie ich bereits vorhin andeutete, ist nicht nur die Polizei hinter Claire Bloyer... Pardon, ich meine hinter Claire Lamatin her, sondern auch ihre Komplizen. Es könnte also durchaus sein, daß Sie innerhalb der nächsten 24 Stunden noch einmal Besuch erhalten und daß man Ihnen dann die gleichen Fragen stellen wird, wie wir es getan haben.“
    „Wir verständigen in einem solchen Fall sofort die Polizei!“ meinte Ehrmann, und man sah es ihm deutlich an, daß ihm diese Entwicklung gar nicht gefiel. Doch Püttely winkte entschieden ab: „Genau das sollen Sie nicht tun, lieber Herr Ehrmann. Uns ist daran gelegen, die ganze Bande auf einen Schlag zu fassen. Und so, wie es aussieht, könnte uns das in München gelingen.“
    „Was soll ich dann tun?“
    „Seien Sie hilfreich. Sagen Sie ihm oder ihnen ruhig, wo Madame zu finden ist. Sie dürfen sich nur nicht anmerken lassen, daß die Polizei schon vor ihnen da war. Damit wären die Burschen gewarnt, und wir würden in München umsonst auf sie warten.“
    Während Frau Ehrmann zustimmend nickte, schüttelte Herr Ehrmann verständnislos den Kopf: „Woher ist denn bekannt, daß diese Frau ihre Uhr zu uns gebracht hat?“
    „Durch ein Zimmermädchen im Hotel Bristol.“
    „Also gut! Wir werden unser Möglichstes tun.“
    Püttely lächelte vielsagend. „Das beste für die Polizei wäre, wenn das ,Möglichste’ nicht vor morgen mittag 13 Uhr eintreten würde!“
    Ludwig Ehrmann hatte verstanden.
     
     

Ein Sonntag mit Schachzügen
     
    6 Uhr.
    Seit sechs Stunden war Sonntag. Palmsonntag!
    Während Perry Clifton noch tief und traumlos schlief, verließ ein lindgrüner FIAT mit Schweizer Kennzeichen am Autobahndreieck Karlsruhe die Autobahn Basel — Frankfurt und bog zur Autobahn Frankfurt — München ab.
    Am Steuer saß Roger Püttely, neben ihm Mike Forster. Jack McButton lümmelte im Fond.
    Der Sohn eines ehrlichen Schneidermeisters aus Soho und einer fröhlichen Stiefmutter aus Wales spielte noch immer den Beleidigten.
    „Pack deine Sachen zusammen, wir fahren nach München!“ hatte Mike Forster zu ihm gesagt, als er gegen 1 Uhr vom

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