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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Lichtschein auf die Straße. Ehrmann hatte die Lampen im Ladeninneren eingeschaltet. Die Tür hinter dem eisernen Gitter wurde aufgeschlossen, und Herr Ehrmann tauchte auf. Sonntäglich gekleidet, als wolle er zum Kirchgang. Nur seine Miene hatte nichts Feierliches an sich. Püttely wiederholte sein Sprüchlein in abgewandelter Formulierung: „Bitte verzeihen Sie den nächtlichen Überfall. Aber Sie können sicher sein, daß uns nur schwerwiegende Gründe zu diesem nächtlichen Besuch veranlassen. Das ist Detektiv-Inspektor Forster von Scotland Yard, ich bin Dr. Tonin von der Internationalen Polizei Paris.“
    Während dieser Worte hatte Püttely seinen falschen Paß sowie die gefälschte Legitimation durch das Gitter geschoben. Ehrmann studierte beides ungerührt und reichte es zurück.
    „Was wünschen Sie von mir?“ fragte er eine Spur freundlicher.
    „Es geht um eine Madame Bloyer, die bei Ihnen eine goldene Uhr zur Reparatur hinterlegt hat...“
    Ehrmann zupfte sich nachdenklich am Ohr.
    „Bloyer... Bloyer... dieser Name sagt mir gar nichts. Wann soll das gewesen sein?“
    „Am 16. oder 17. März!“
    Ehrmann schüttelte den Kopf. „In der Woche zwischen dem 13. und 18. hat meine Frau alle Reparaturen angenommen. Wir hatten so viel zu tun, daß ich durchgehend in der Werkstatt bleiben mußte.“
    „Vielleicht könnte uns Ihre Frau helfen, Herr Ehrmann.“ Der Uhrmacher hob abwehrend die Hände. „Meine Frau ist gesundheitlich nicht auf der Höhe“, sagte er, doch dann besann er sich anders, zuckte mit den Schultern und gab widerwillig nach: „Also gut, warten Sie. Man soll mir nicht nachsagen, ich würde die Polizei nicht unterstützen.“
    Er schloß die Tür und verließ den Laden, ohne jedoch beim Hinausgehen das Licht auszuschalten.
    Wieder begann für Roger Püttely und Mike Forster die Prozedur des Wartens. Und wieder blieb Püttely gelassen, während Forster nervös von einem Bein auf das andere trat.
    Genau zwanzig Minuten wurde ihre Geduld auf die Probe gestellt. Dann endlich erschien Ludwig Ehrmann wieder, begleitet von seiner Frau, auch sie ausgehfertig gekleidet.
    Während Ehrmann am Schloß des Eisengitters hantierte, musterte seine Frau die angeblichen Polizeibeamten neugierig.
    Ratternd glitt das Scherengitter zur Seite, und der Uhrmacher ließ seine nächtlichen Besucher eintreten. Von den Wänden, Regalen und Konsolen tickte es Püttely und Forster hundertfach entgegen.
    „Ich habe meine Frau schon gefragt, aber sie hat den Namen Bloyer ebenfalls noch nie gehört!“ stellte Ehrmann fest. Frau Ehrmann, klein, grauhaarig und freundlich dreinschauend, nickte bestätigend und sagte: „Wir hatten in der betreffenden Woche ziemlich viele Reparaturannahmen, wissen Sie. Können Sie mir vielleicht sagen, um was für eine Uhr es sich handelte?“
    Ehrmann machte eine ungeduldige Handbewegung, und ebenso ungeduldig korrigierte er: „Um eine Armbanduhr, Magda, das hab ich dir doch schon gesagt.“
    Und zu Püttely und Forster gewandt: „Ich glaube, so kommen wir nicht weiter. Verraten Sie uns doch erst einmal, warum Sie hinter der Frau her sind. Was hat Sie denn ausgefressen?“
    Püttely tat geheimnisvoll: „Eigentlich dürfte ich darüber nicht sprechen, aber Sie werden es sicherlich nicht weitererzählen.“
    Gleichzeitig, fast wie auf Kommando, schüttelte das Ehepaar Ehrmann die Köpfe, und Püttely gab das angebliche Geheimnis preis: „Sie wird im Zusammenhang mit einer internationalen Betrugsaffäre gesucht. Und das nicht nur von uns, der Polizei, nein, auch von ihren eigenen Komplizen.“ Forster, der aus dem Gerede nicht klug wurde und dem alles zu langsam und zu umständlich ging, drängte auf englisch: „Zeig ihnen die Fotos!“
    Püttely griff sofort in seine Jackettasche. Dabei erklärte er: „Detektiv-Inspektor Forster meint, ich solle Ihnen diese Fotos zeigen!“
    Er breitete sie auf der gläsernen Ladentafel aus. Vier Aufnahmen. Vier Schnappschüsse von Claire Burton. Püttely kommentierte ernst: „Das ist Madame Bloyer!“
    Magda Ehrmann nickte eifrig: „Die kenne ich. Sie konnte sich nur ganz schlecht verständigen, weil ich doch nicht Französisch kann. Der Verschluß ihrer Uhr war kaputt...“
    „Sie sollten ihr die Uhr nachschicken!“
    „Ja. Aber sie hieß bestimmt nicht Bloyer...“
    Püttely nickte: „Es kann durchaus sein, daß sie in der Zwischenzeit ihren Namen geändert hat
    Plötzlich tippte sich Frau Ehrmann vor die Stirn. „Wir brauchen doch nur im

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