Das geheimnisvolle Gesicht
und fünf meldete er über die Hauszentrale an.
Fünf Minuten später:
„Ihr Gespräch München 220625, bitte melden!“ sagte die Mädchenstimme in der Vermittlung.
„Hallo!“ rief Clifton.
„Hotel am Hofgarten!“ Diesmal war es eine dunkle, etwas heisere Männerstimme.
„Hier spricht Clifton. Ich hätte gern für heute abend ein Einzelzimmer bestellt. Wäre das möglich?“
„Moment, bitte...“ Zehn Sekunden nur Atmosphäre in der Leitung, dann die Stimme aus München: „Mit Dusche?“
„Bad wäre mir lieber!“ erwiderte Clifton und schielte zu seinem augenblicklichen „Traum von Bad“ hinüber. „Ich kann Ihnen nur noch ein Zimmer mit Dusche anbieten!“
„Dann nehme ich selbstverständlich das!“
„Auf welchen Namen, bitte?“
„Clifton!“
„Ich habe es notiert. Bis wann, glauben Sie, werden Sie hier sein?“
„Meine Maschine landet um 20 Uhr 30 in München. Über die Länge meines Aufenthaltes kann ich allerdings erst später entscheiden.“
„Gut, wir erwarten Sie dann gegen 21 Uhr.“
Fast zehn Minuten mußte Perry Clifton warten, bis das Telefon erneut klingelte. Doch seine Enttäuschung war groß, als ihm die Vermittlung mitteilte, daß sich auf beiden Nummern in London niemand meldete. Er bat die Telefonistin, es in einer halben Stunde noch einmal zu versuchen. Komisch, daß weder Julie Young noch Scott Skiffer zu Hause waren.
München...
Rückblende: Als Perry Clifton und Johannes Gaitner vor dem Geschäft von Ehrmann eintrafen und feststellen mußten, daß auf ihr Klingeln niemand öffnete, war es zehn Minuten vor elf Uhr gewesen.
Zu diesem Zeitpunkt erreichte der lindgrüne FIAT das Ende der Autobahn. Am Steuer nach wie vor Roger Püttely, der eine eiserne Konstitution zu haben schien. Obwohl er fast seit dreißig Stunden ohne Schlaf war, sah man ihm keine Müdigkeit an.
Forster und McButton dagegen waren noch vor Pforzheim eingeschlafen, und Püttely hatte keine Notwendigkeit gesehen, sie aufzuwecken. So war er ohne Halt an der Raststätte vorbeigefahren.
Jetzt hielt er direkt neben einer Telefonzelle. Nachdenklich betrachtete er die beiden Schläfer. Mike Forster vielleicht eine Spur weniger verächtlich als Jack McButton. Trotzdem war Forster spätestens seit Basel überflüssig, da er kein Deutsch verstand.
„Aufwachen!!“ rief Püttely scharf.
Forster zuckte zusammen und blinzelte erschrocken in den blankgeputzten, strahlenden Märzsonntag.
„Wo sind wir... in Pforzheim?“
„Einige hundert Kilometer südlicher, mein Freund. Wir sind in München!“ Kalt fügte Püttely hinzu: „Schüttle den rothaarigen Zwerg wach!“
Während sich Forster Jack McButtons annahm, vertiefte sich Püttely in einen Stadtplan von München.
„Verdammt, wir sind wirklich schon in München?“ stotterte McButton fassungslos und gähnte. Und übergangslos: „Ich habe Hunger wie ein Wolf!“
„Später!“ winkte Püttely ab und faltete den Stadtplan zusammen. „Ich habe einen Auftrag für dich, und ich hoffe, daß du ihn nicht verpatzt.“
„Einen Auftrag mit leerem Magen?“ maulte Jack.
„Essen kannst du später. Wir sind in München. Und wir sind hier, weil wir Claire Burton nach England zurückbringen sollen!“ Die Schärfe in Püttelys Stimme glich schon mehr einer Drohung. „Ich habe einen Plan. Ob der Plan klappen wird oder ob ich mir was Neues einfallen lassen muß, wird sich in den nächsten Minuten entscheiden...“Er zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr einen Zettel. Zusammen mit zwei 10-Pfennig-Münzen reichte er ihn McButton. „Dort ist eine Telefonzelle. Ruf diese Nummer an, es ist das Hotel am Hofgarten. Ich habe für einen gewissen Dr. Bertrand ein Zimmer bestellt.“ Und dann erklärte Püttely Jack McButton genau, was er sagen sollte.
Mürrisch stieg der Rotschopf aus und ging zur Telefonzelle. Verfolgt von zwei Augenpaaren, von denen das eine beunruhigt und das andere mißtrauisch dreinschaute. Letzteres gehörte Püttely, der McButtons Fähigkeiten nur gering einschätzte, dem aber im Augenblick keine andere Wahl blieb.
McButton nahm den Hörer von der Gabel, warf die Münzen ein und wählte: 2-2-0-6-2-5... Bereits nach dem ersten Rufzeichen wurde abgenommen.
„Hotel am Hofgarten!“ Jack McButton räusperte sich den Kloß aus der Kehle. „Guten Tag. Ich rufe im Auftrag von Dr. Bertrand an, der bei Ihnen ein Zimmer bestellt hat.“
„Bertrand...“, murmelte die Männerstimme. „Ja, Dr. Bertrand aus Genf. Er wollte das
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