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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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die werden nicht so ohne weiteres zu bekommen sein. Wenn Claire Burton nicht oder nicht mehr in Wien ist, sind wir vorläufig auf Zeugenaussagen angewiesen.“
    „Wir fangen in diesem Fall bei dem Dienstmädchen in Basel an, wie heißt sie doch gleich?“
    „Sie heißt Colette Salier und ist kein Dienst- sondern ein Zimmermädchen“, korrigierte Clifton und fuhr fort: „Dazu kämen noch das Gedächtnisgenie Sutter und die Frau des Uhrmachers Ehrmann. Vielleicht fiele dann auch noch der Kakteenzüchter in Duncan Hill um. Du hast recht, Scotty. Genaugenommen haben wir doch eine Menge Trümpfe in der Hand. Also, in diesem Sinne! Und denk dran: Um 16 Uhr 55 lande ich!“
    „Ich will sehen, ob ich zur Begrüßung ein paar pensionierte Musiker auftreiben kann. Bis heute nachmittag, Perry!“
    Es klickte.
    Perry zahlte das Gespräch und ging drei Schalter weiter, wo Telegrammformulare auslagen. Er schrieb:
     
    An
    Dicki Miller
    Starplace Nr. 14
    London / England
    Ankomme heute Heathrow 16.55. Hoffe auf freundlichen Empfang. Perry Clifton
     
    Dann machte er sich auf, um die diversen Geschäfte, in denen es Mitbringsel zu kaufen gab, einer genauen Inspektion zu unterziehen. Für Julie würde er erst im DUTY-FREE-SHOP * des Wiener Flughafens einkaufen. Und zwar ein Flakon mit ihrem (sündhaft teuren) französischen Lieblingsparfüm.
     
    Um 10 Uhr 45 war die Maschine der AUSTRIA AIRLINES ohne Verspätung auf dem Wiener Flughafen Schwechat gelandet. Es war ein wunderschöner Flug gewesen. Der Himmel, klar und wolkenlos, hatte eine ungetrübte und imponierende Sicht nach unten gestattet. Und eine Stunde lang war für Perry Clifton Mister Burtons betrügerisches Unternehmen in weite Ferne gerückt. Um so deutlicher wurde er jetzt wieder daran erinnert. Denn in diesem Augenblick hielt das Taxi vor der Hotel-Pension Leismann.
    Im Halbdunkel des sogenannten Empfangs saßen zwei Damen. Perry Clifton wies sich aus und sagte, daß er von Madame Lamatin erwartet würde.
    Sie sahen sich an, sie sahen ihn an, nickten, und die ältere der beiden sagte liebenswürdig: „Bitte sehr, der Herr, Madame haben Zimmer 24. Die gnä’ Frau hat uns wissen lassen, daß Sie Besuch erwartet.“
    Ein Blick zur Uhr: 11 Uhr 08.
    Er klopfte. Eine weibliche Stimme rief „Herein“.
    Die Frau stand am Fenster und sah ihm entgegen. Sie war zierlich, und sie trug ein schlichtes blaues Kleid mit einer Schürze darüber. Über einem Stuhl hing ein Mantel, auf dem Tisch lag eine Handtasche.
    Sie musterte ihn mit einer Mischung aus Unruhe und Neugier. Und sie sah Claire Burton so wenig ähnlich wie eine Heuschrecke einem Ameisenbär, ein Bleistift einer Kneifzange, der Stefansdom dem Tower oder der Tag der Nacht. Clifton schloß die Tür leise hinter sich. Er war kein bißchen enttäuscht.
    Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. Röte stieg in ihre blassen Wangen, und ihre Stimme klang unsicher, als sie sich erkundigte: „Sie sind der Engländer, der Herr Clifton?“
    „Ja, der bin ich...“
    Sie schob sich vom Fenster ab und wandte sich dem Tisch zu. Zögernd griff sie nach ihrer Handtasche. „Dann kann ich ja gehen...“ Und leise, fast furchtsam: „War es nun ein Jux, oder war es keiner?“
    Perry Clifton nahm behutsam den Mantel vom Stuhl und legte ihn ebenso behutsam auf das Bett. Er setzte sich und deutete freundlich auf den kleinen Sessel, der neben dem Fenster stand. „Bitte setzen Sie sich und erzählen Sie mir, wer Sie sind, wie Sie heißen und wie Sie hierherkommen.“
    Die Röte hatte sich verzogen, geisterblaß sah die Frau plötzlich wieder aus, und ihre Lippen bebten. „Ich hab’s ja geahnt, daß das mit dem Jux nicht stimmt. Wer gibt schon für einen Jux soviel Geld aus...“
    „Wenn Sie mir alles sagen, haben Sie nichts zu befürchten. Ich verspreche es Ihnen.“ Da begann sie zu erzählen. Zuerst stockend, von trockenen Schluchzern unterbrochen, dann immer flüssiger. Sie berichtete von dem Augenblick an, als ein kleiner rothaariger Engländer das Café am Ende der Autobahn betreten hatte...
     
    „Ich bin für niemanden zu sprechen!“ hatte er seiner Sekretärin eingeschärft. „Für niemand!!“
    James Pieter Burton, Grundstücksmakler und Mozartliebhaber, ging unruhig in seinem Büro auf und ab. Manchmal ließ er sich in seinen Schreibtischsessel fallen und starrte den Telefonapparat an, über den man ihn von außen direkt erreichen konnte. Es war der linksstehende. Der zweite Apparat diente dem Empfang der

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