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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Standpunkt, daß die polizeilichen Ermittlungen keineswegs eindeutig für einen Unfall sprächen.“
    „Wofür sonst?“ wollte Clifton wissen.
    „Für Selbstmord! Und für Selbstmord gibt es nicht das Doppelte. Genauer gesagt, für Selbstmord hätte es in diesem Fall überhaupt nichts gegeben, weil die für einen solchen Fall notwendige Wartefrist nicht erfüllt war.“
    „Hm...“Perry Clifton schien echt verwundert zu sein. „Ich frage Sie, Mister Clifton, bringt sich jemand selbst um, wenn er gerade für über fünfhundert Pfund Hochzeitsgeschenke gekauft hat?“
    „Ein einziges Wort aus Ihrer Frage wäre eine Überlegung wert!“
    „Welches Wort?“
    „Selbst!“
    „Ach, Sie denken an Mord? Welchen Grund sollte ein pensionierter Leuchtturmwächter haben, eine junge Frau samt ihrem Auto über die Felsen stürzen zu lassen?“
    „Wie hieß dieser Augenzeuge denn?“
    Einige Augenblicke lang dachte Burton angestrengt nach, dann schüttelte er den Kopf: „Tut mir leid, der Name ist mir entfallen.“
    Perry Clifton trank den Rest seines Whiskys mit den inzwischen zu Wasser gewordenen Eiswürfeln aus und erhob sich. „Sie wollen schon gehen?“ Burton sah ihn enttäuscht an.
    „Geben Sie mir 24 Stunden Bedenkzeit, Mister Burton. Es ist jetzt...“, er sah zur Uhr, „ 15 Uhr. Sollte ich den Auftrag annehmen, werde ich morgen um diese Zeit hier in diesem Zimmer stehen und mit Ihnen die weiteren Einzelheiten besprechen. Sollte ich ablehnen, werde ich Sie, ebenfalls pünktlich um 15 Uhr, anrufen! Einverstanden?“
    James Pieter Burton schlug in Perry Cliftons Hand ein...
     
     

Die Partland-Versicherung
     
    Perry Cliftons Sorge, er könne irgendwo im dichten Straßenverkehr zwischen Marble Arch und Tottenham Court steckenbleiben und zu spät nach Holbom kommen, erwies sich als unbegründet. Als er in die Tiefgarage unter dem Betonklotz des PARTLAND-Versicherungsgebäudes einfuhr, zeigte seine Autouhr 15 Uhr 50 an.
    Der Fahrstuhl beförderte ihn in den 4. Stock, wo sich die Anmeldung zu den Bezirksdirektionen befand. Und hier kannte Perry einen nicht unwichtigen Mann, den Bezirksdirektor der Sektion Ost, Edward Hamilton.
    „Ist Mister Hamilton noch im Hause?“ fragte er wenig später eine junge Dame in der stinkfeinen, nach hohen Versicherungsprämien duftenden Anmeldung.
    „Ja, Sir! Aber ich habe Anweisung, ihn nicht zu stören. Es sei denn...“, Perry Clifton kramte sein überzeugendstes Lächeln hervor und vollendete den Satz der hübschen, pflichtbewußten Blondine: „... es sei denn, daß es sich um etwas Unaufschiebbares handelt.“ Er senkte die Stimme zu einem geheimnisvollen Tuscheln: „Es handelt sich um etwas Unaufschiebbares, Miß Corners!“ (Den Namen hatte er von einem Täfelchen abgelesen.) Er reichte ihr seine Visitenkarte, die sie nur zögernd entgegennahm. Nach einem raschen Blick darauf sagte sie: „Nun gut, Mister Clifton, ich will versuchen, ob Mister Hamilton eine Ausnahme macht!“
    Sie ergriff eines der drei Telefone auf ihrem Schreibusch, klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, hielt mit der Linken den (anscheinend nicht rutschfesten) Apparat fest, und wählte mit der Rechten drei Ziffern. Fünf, sechs Sekunden lauschte sie in die Muschel, dann meldete sie: „Verzeihung, Sir, hier ist ein Mister Clifton, der Sie in einer unaufschiebbaren Angelegenheit zu sprechen wünscht.“
    Die Erwiderung am anderen Ende der Leitung schien nur aus einer einzigen Frage zu bestehen, worauf das Mädchen erneut die Visitenkarte in die Hand nahm und anschließend lebhaft nickte: „Ja, Mister Perry Clifton, Sir!“ Das „Perry“ betonte sie dabei besonders...
    Edward Hamilton kam Perry Clifton mit ausgestreckten Händen und aufrichtiger Freude entgegen. „Freut mich ungemein, Sie wieder einmal zu sehen!“
    Der Detektiv schüttelte dicke, kurze Finger an einer dicken, kurzen Hand, die zu dem dicken, kurzen Edward Hamilton gehörte.
    Als er dem Versicherungsmann das erste Mal begegnet war, tauchte aus seiner Erinnerung eine Geschichte auf, die er als kleiner Junge in irgendeinem lustigen Schmöker gelesen hatte. Sie handelte von einem kleinen, dicken Mann namens David Kugel, der so klein und so dick war, daß er sich, wenn es bergab ging, nur auf die Straße legte. Alles andere ging von allein: Er rollte, rollte und rollte. Dabei überholte er Autos, Omnibusse, Radfahrer und Motorräder.
    Edward Hamilton glich jenem David Kugel wie ein Ei dem anderen.
    „Warum sehen Sie mich so

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