Das geheimnisvolle Gesicht
steht nicht in der Ablage.“
„Wieso nicht?“
„Ich weiß es nicht, Sir. Es ist kein Entnahmehinweis vorhanden.“
„Was sagt Wynham dazu?“
„Mister Wynham meint, es gäbe nur die Möglichkeit, daß Mister Poolman die Akte bei sich eingeschlossen hat. Aber Mister Poolman...“
„Ich weiß selbst, daß er verreist ist!“ unterbrach Hamilton die Stimme des offensichtlich noch sehr jungen Mannes. Dann machte er: „Hm... HmHmHm...“, fuhr sich ganz in Gedanken mit der Hand über seinen Kopf und zog einen Flunsch, der ihm bestimmt einen Preis beim Grimas-senwettschneiden eingebracht hätte. Schließlich bellte er unfreundlich in die Sprechanlage: „Mister Wynham möchte sofort zu mir kommen!“
„Ja, Sir!“
Hamilton erläuterte: „Wynham ist der Sachbearbeiter!“
„Es scheint noch jemand am Fall Burton interessiert zu sein. Vielleicht die Polizei?“
„Unsinn!“ winkte Hamilton ab und fügte ärgerlich hinzu: „Dabei waren wir wirklich großzügig!“
„In welcher Hinsicht?“
„Wir hätten uns ebenso auf die Hinterbeine stellen und auf der These von Selbstmord beharren können. Dann hätten die Burtons nämlich keinen Penny gesehen!“
Edward Hamilton schien wirklich verärgert. Aber wahrscheinlich lag das in erster Linie daran, daß irgendwas den bürokratischen Ablauf störte. Eine Akte war verschwunden... Ein ungeheuerlicher Vorgang — selbst dann, wenn sie in Poolmans Schreibtisch lag.
Mister Wynham war ein Mann um die vierzig. Seine Kleidung war ebenso korrekt wie seine Umgangsformen. Es schwang tiefes Bedauern in seiner Stimme, als er Hamilton klarzumachen versuchte, daß es in der Tat nur die Möglichkeit gäbe, daß Mister Poolman die Akte höchstpersönlich entnommen habe.
„Wie lange ist er in Brüssel?“ wollte Hamilton wissen.
„Bis nächsten Sonnabend, Sir!“
„Hm, dann müssen wir es anders machen.“ Er deutete auf den Detektiv zu seiner Rechten. „Das ist Mister Clifton, er hat ein paar Fragen an Sie. Sie haben ja den Fall Burton damals bearbeitet.“
„Ganz recht, Sir!“
Hamilton deutete auf den dritten Sessel: „Bitte!“
„Mister Wynham, ich kann jetzt nur hoffen, daß Sie über ein gutes Gedächtnis verfügen“, begann Perry Clifton mit einem aufmunternden Lächeln.
„Versprechen Sie sich bitte nicht zu viel, Sir. Mein gutes Gedächtnis bezieht sich leider nur auf Zahlen. Sobald es um Namen geht, reagiert es ausgesprochen allergisch. Aber vielleicht kann ich Ihnen trotzdem helfen. Bitte, fragen Sie nur!“
„Wie lange, zum Beispiel, bestand diese Versicherung auf Gegenseitigkeit schon?“
„Seit Januar 1971!“ Und dann erinnerte sich Wynham doch: „Komische Geschichte damals... Mister Burton war ziemlich wütend darüber.“
„Wütend? Warum wütend?“
„Weil er die bestehende Versicherung umschreiben lassen mußte. Seine Schwägerin bestand darauf!“
„Ich nehme an, daß durch die neue Form der Versicherungsart auch höhere Prämien auf ihn zukamen. Vielleicht war er über die Mehrbelastung beunruhigt?“
„Selbstverständlich erhöhte sich der Beitragssatz um ein Erkleckliches. Aber darum ging es ihm, wenn ich mich recht erinnere, wohl nicht. Er fand es albern, daß Mrs. Burton ihren Tod vor dem seinen einkalkulierte... Oder sollte ich vielleicht sagen, diese ,Möglichkeit’ einkalkulierte.“
„Erinnern Sie sich auch noch, wann die erste, sozusagen die einfache Lebensversicherung abgeschlossen wurde?“
„Das könnte ich nachsehen, falls Sie dieses Datum genau benötigen.“
„Nur ungefähr!“ antwortete Perry Clifton.
„Es war etwa eine Woche zuvor.“
„Mister Wynham, die PARTLAND weigerte sich, die Unfallklausel zu akzeptieren. Was gab es in dem polizeilichen Protokoll Entscheidendes, was dagegen sprach?“
Der Gefragte überlegte einige Zeit, bevor er antwortete. Und er schien sichtlich verlegen, als er nach einem raschen Seitenblick auf Edward Hamilton antwortete:
„Ja... Eigentlich sprach nichts dagegen. Aber es sprach auch nichts dafür. Der einzige Augenzeuge...“
„Ein Leuchtturmwärter!“
„Ganz recht... Ein pensionierter Leuchtturmwärter von 67 Jahren, der nie in seinem Leben ein Kraftfahrzeug gesteuert hat, als Zeuge dafür, daß es sich um einen Unfall handelte, war der PARTLAND zuwenig. Und sicher auch jeder anderen Versicherung!“ setzte er rasch hinzu.
„Sie meinen also, daß es keinerlei Gründe dafür gab, aus Versehen so zu verunglücken!“
„So ist es!“
„Ich hörte, daß das
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