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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Mini-Cooper überholte und sich vor diesen drängte und zwängte. Das war nicht nur eine Unverschämtheit, das war auch gröblichste Unhöflichkeit, die man sonst eigentlich nur von den ausländischen Fahrern gewohnt war. Und so nahm es kaum Wunder, daß der Überholte — ein junger Mann Mitte Zwanzig — zuerst bemüht war, Perrys Nummernschild zu entziffern. Als er endlich festgestellt hatte, daß es ein Londoner Wagen war, hielt er sich nicht mehr zurück. Er schimpfte, fluchte und schlug sich ein ums andere Mal vor die Stirn. Für Clifton das reinste Rückspiegeltheaterstück. „Warte nur, gleich kommt es noch schlimmer!“ dachte er und empfand schon jetzt Mitleid mit dem jungen Mann hinter ihm. Aber er konnte es nicht ändern...
    Noch zweihundert Meter bis zur Kreuzung, deren Ampel zur Zeit auf Grün stand.
    Perry entdeckte es hin und wieder hellblau hinter dem Rot auftauchen. Es sah so aus, als prüfe der Fahrer des Fords die Möglichkeit, Clifton zu folgen. Doch der junge Mann im Cooper, durch den jetzt vor ihm fahrenden „Blödmann“ aufmerksam gemacht, ließ keinen so großen Zwischenraum, der jemanden reizen könnte, fünf laufende Meter Blech in einen Meter Lücke zu quetschen.
    Noch hundert Meter...
    Noch achtzig Meter...
    Noch fünfzig Meter...
    Noch dreißig Meter...
    Noch zwanzig Meter...
    Da schaltete die Ampel um.
    Drei Wagen standen vor Cliftons Morris.
    Die Sekunden tropften wie Minuten dahin. Sechzig Sekunden dauerte eine Wartephase um diese Tageszeit.
    Gelb...
    Grün!!
    Der erste Wagen fuhr an, der zweite, der dritte und auch Perry Clifton gab Gas. Genau vier Meter rollte er weit, dann trat er voll auf die Bremse. Der Cooper-Mann hinter ihm mußte das gleiche tun. Und dem schreckverzerrten Gesicht nach zu schließen, konnten es höchstens Zentimeter sein, die seine Stoßstange von der des vor ihm Fahrenden, oder besser: Stehenden trennten. Auch der Hellblaue schien Tuchfühlung mit dem Cooper zu haben, denn Perry, der so tat, als kämpfe er gegen die Technik seines Autos, sah mit einem Auge im Rückspiegel den jungen Mann wild nach hinten gestikulieren. Er tat es mit der Rechten, während die Linke abwechselnd auf die Stirn klopfte und dann wieder in Cliftons Richtung zeigte.
    Gelb...
    Kurz vor Rot schoß Perry Clifton mit quietschenden Reifen auf die Kreuzung und darüber hinweg. Begleitet von einem heftigen Hupkonzert. Der Cooper stand immer noch vor der Ampel, der hellblaue Ford schräg neben ihm. Es sah fast nach einem abgebrochenen Versuch aus.
    Perry Clifton grinste voller Vergnügen in sich hinein.
    Für die knapp zwei Meilen zum Victoria Embankment, an dem sich das Gebäude, besser: das „Hauptdienstgebäude“ der Londoner Polizei befindet, also auch Scotland Yard, benötigte er knappe zwanzig Minuten. Auf dem Rücken eines spanischen Esels wäre er vielleicht noch drei Minuten schneller gewesen.
    17 Uhr 35 saß er seinem Freund Scott Skiffer, seines Zeichens Detektivinspektor bei Scotland Yard, gegenüber.
    „Peter hat mich schon vorgewarnt!“ bemerkte dieser gerade. „Er meinte, du hättest so was Aufdringliches in der Stimme gehabt. Wie er überhaupt glaubte, du kämst nur her, weil du was von mir oder ihm oder von uns beiden willst. Sozusagen aus eigennützigen Gründen.“
    „Ich habe den guten Borlowsky schon immer für einen klugen und scharfsinnigen Mann gehalten. Hätte ich ein eigenes Land, ich würde ihn sofort zum Polizeipräsidenten ernennen, obwohl er mehr nach Priem stinkt als eine Ziege nach Ziege!“
    „Du gibst also zu, Perry, daß du egoistische Wünsche hast!“ folgerte Scott Skiffer.
    „Ich gebe es zu!“
    Der Yardbeamte seufzte. „Mit anderen Worten, du bist wieder einem Gauner auf der Spur!“
    „Nein, du irrst!“
    „Das kommt eigentlich selten vor!“
    „Und eitel und eingebildet warst du auch schon immer!“ frotzelte Perry, doch Skiffer blieb ihm nichts schuldig. „Wenn du dich weiter so benimmst, lasse ich dich von zwei Beamten an die frische Luft setzen.“
    Perry Clifton produzierte ein fröhliches Grinsen. „Erstens brauchtest du dazu mindestens vier Beamte, und zweitens müßtest du mich sehr weit weg absetzen lassen, um frische Luft zu finden. Laut Statistik soll es in London nur an Sonn-und Feiertagen frische Luft geben. Und zwar auch da nur im Hyde-Park...Dort, wo ich heute war, da gab es frische Luft. Und zwar in jeder Größenordnung. Dazu noch gesalzen...“
    „Du warst verreist?“
    „Ich war in Duncan Hill, Scotty!“
    „Noch

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