Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
auf den gepackten Koffer, dazu einen Zettel. „Ich habe hier aufgeschrieben, wo ich in den nächsten Tagen von wann bis wann zu erreichen bin. Es könnte ja sein, daß du irgendwas wissen willst oder Informationen hast, die für uns wichtig sind. Sollte ich mal nicht an Ort und Stelle sein, dann hinterlaß deine Rufnummer, ich rufe dich zurück.“
    „Vielen Dank, Scotty. Ich werde dir zum Dank aus der Schweiz ein paar Käselöcher mitbringen!“
    „Aber bitte nur antiquarische!“
    „Einverstanden! Hast du mich in einem Empfehlungsschreiben wenigstens entsprechend sympathisch geschildert?“
    „Da der gute Gaitner immer das Gegenteil von dem glaubt, was man ihm sagt, eine alte Polizeiangewohnheit, habe ich ihm geschrieben, daß du ein ziemlich hilfloser Privatdetektiv bist, im Schlaf schnarchst und singst und beim Essen schmatzt.“
    „Sehr liebenswürdig!“
    Skiffer erhob sich. Mit etwas vergrämter Miene, sich auf den Magen deutend, sagte er: „Ich muß mein Sodbrennen jetzt zu Bett bringen. Ich hab nämlich Frühdienst...“
     
    2 Uhr 30.
    Zwei Stunden und dreißig Minuten nach Mitternacht, oder: Seit zwei Stunden und dreißig Minuten war es nicht mehr Dienstag, sondern bereits Mittwoch.
    Mittwoch, der 22. März.
    2 Uhr 30...
    Zu diesem Zeitpunkt raste ein blauer Bentley die Straße A 20 zwischen Dover und Folkestone entlang,
    zu diesem Zeitpunkt wälzte sich James Pieter Burton unruhig auf seinem Bett,
    zu diesem Zeitpunkt träumte Dicki von einem Telegrammboten, der ihm per Hubschrauber eine Nachricht überbrachte,
    zu diesem Zeitpunkt schlief Perry Clifton tief und traumlos, während Scott Skiffer
    zu diesem Zeitpunkt bereits zum zweiten Mal in dieser Nacht nach der Selterswasserflasche griff,
    zu diesem Zeitpunkt sauste in der Upper-Street ein Betrunkener gegen einen Laternenpfahl, bei dem er sich anschließend wort- und gestenreich für die Belästigung entschuldigte, zu diesem Zeitpunkt zertrümmerte ein Mann in der Batterly-Street mit wuchtigen Hieben einen Telefonapparat, nachdem es 19mal geklingelt, und sich 19mal niemand gemeldet hatte,
    zu diesem Zeitpunkt warf ein Unbekannter von der Waterloo-Brücke ein Paket in die Themse, und ebenfalls
    zu diesem Zeitpunkt wurde im Regents Park ein Streife gehender Polizist überfallen, seiner Uniform beraubt, geknebelt und an einen Baum gebunden.
    All dieses geschah also in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch...
    Acht Minuten später, um 2 Uhr 3 8, richtete sich John Aston in Duncan Hill in seinem Bett auf. Irgendein ungewohntes Geräusch hatte ihn wach werden lassen. Ein Geräusch, das sich von den zahlreichen anderen Geräuschen in seinem verwinkelten Haus unterschied. Es war das Geräusch eines Motors, das nicht in das übliche nächtliche Klangbild paßte... eines Automotors. Kein Zweifel, ein Wagen näherte sich seinem Haus... Er mußte jetzt auf der Höhe von Violet Silverstons Hütte (er sagte immer Hütte zu ihrem Haus) sein. Und er hielt dort nicht. Das hieß also... das hieß, daß der Fahrer zu ihm wollte — oder? Wer sonst fuhr zu so einer Zeit... wie spät war es überhaupt? Er grapschte nach seiner abgelegten Armbanduhr mit den Leuchtziffern... Wer sonst fuhr um 2 Uhr 39 diesen Weg...
    Das Brummen des Motors war jetzt so nahe, daß der Wagen nur noch wenige Meter von Astons Haus entfernt sein konnte.
    Da — Stille. Der Fahrer hatte den Motor abgestellt...
    In dieser Sekunde fielen John Aston die letzten Worte ein, die der widerliche Jack McButton ausgestoßen hatte. „Das werden Sie noch büßen!“ So hatte er doch gesagt: „Das werden Sie noch büßen!“
    Oh, so leicht ließ sich John Aston nicht ins Bockshorn jagen... Er hatte vorgesorgt!
    Eine Autotür klappte leise!
    John Aston schob sich aus dem Bett, fuhr in seine dicken Kamelhaarschlappen, tastete sich im Dunkeln zur Tür, an der sein altmodischer Hausmantel hing, und schlich die Treppe zum Erdgeschoß hinunter. Sein Ziel war der Kleiderschrank in der winzigen Diele. Er hatte ihn fast erreicht, als er das leise Kreischen des Gartentores hörte.
    Heftig riß er den Kleiderschrank auf und griff in die hinterste linke Ecke, hinter die Regenmäntel... Da war sie, die doppelläufige Schrotflinte, die er dem alten O’Mulligan seinerzeit abgekauft hatte. Damals, als ihm seine Schwester wegen der Karnickel in den Ohren lag, die sich im hinteren Gemüsegarten schon wie zu Hause fühlten. Sie waren inzwischen schon mehr zahm als wild. Und John Aston hatte es einfach nicht fertiggebracht,

Weitere Kostenlose Bücher