Das geheimnisvolle Gesicht
auf sie zu schießen... Er hustete so lange herum, bis der letzte Mümmelmann das Weite gesucht hatte — dann erst ballerte er ein Loch in die Luft... Aber das würde er jetzt nicht tun, dieser McButton sollte sein blaues Wunder erleben.
Da klingelte es!
John Aston schrak zusammen, obgleich er wußte, daß jemand vor der Haustür stand... Aber würde dieser mistige, unverschämte, vorlaute Rotkopf klingeln?
„Wer ist draußen?“ rief der Leuchtturmwärter.
„Hier ist Mills!“ drang es durch die Tür.
Einer der Obergauner! durchfuhr es Aston, und er spürte so was wie Enttäuschung. Dann wiederum glaubte er an einen Trick, und aus der Enttäuschung wurde Wut. Sicher war dieser feine Mister Mills nicht allein. Sicher hatte er sich ein Rudel Ganoven mitgebracht. Man behauptete ja, daß man in Soho nur mit dem Fuß aufstampfen mußte, um einige Dutzend Halunken aus ihren Schlupfwinkeln zu locken. Nun, er, John Aston, würde kein leichtes Opfer werden. Und bevor sie an seine Kakteen kamen...
„He, Mister Aston, hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“
„Was wollen Sie?“
„Mit Ihnen sprechen, Mister Aston!“
„Jetzt, mitten in der Nacht? Daß ich nicht lache!“ Und er machte zweimal „Haha“, der ehemalige Leuchtturmwärter, der in seinen besten Zeiten Fünf-Zentner-Steine weggetragen hatte.
„Es war mir leider nicht eher möglich!“
„Was wollen Sie denn mit mir besprechen? Ihre Boten haben mir doch schon alles gesagt.“
Aus Mills’ Stimme war das Verbindliche gewichen. Im Befehlston rief er: „Hören Sie, Aston, es wird mir gleich zu dumm, hier draußen herumzustehen und durch eine Tür zu reden. Machen Sie gefälligst auf, aber ein bißchen flugs, sonst
„Wieviel von Ihren Gorillas haben Sie denn mitgebracht?“
„Ich bin allein. Was fällt Ihnen ein, in einem solchen Ton mit mir zu reden? Ich verbitte mir diesen Ton.“
John Aston überlegte ein wenig, nicht lange, und dann dachte er: „Schauen wir uns die Sache mal an, die Nacht ist ohnehin verdorben.“ Er schaltete die Innen- und Außenbeleuchtung an, hörte dabei Mills „na also“ sagen und schob dann mit dem vorderen Ende des Gewehrlaufs den Riegel zurück. Die Tür öffnete sich, und Patrick Mills erstarrte mitten in der Bewegung.
„Was soll das, Mister Aston? Empfängt man so Partner?“
„Partner? Schöne Partner, die drohen!“
„Wer hat Ihnen gedroht?“ Mills schien in der Tat überrascht.
„Ihr Schurke McButton, dieser verrostete Zwerg!“ schimpfte Aston und hätte dem feinen Mister Milles am liebsten eine Tracht Prügel verabreicht.
„Machen Sie die Tür zu, schieben Sie den Riegel vor — und dann ab ins Zimmer!“ kommandierte Aston, und Patrick Mills blieb nichts weiter übrig, als sich der augenblicklichen Überlegenheit des scheinbar verrückt gewordenen Alten zu beugen. Also tat er, wie ihm befohlen: Er schloß die Tür, schob den Riegel vor und betrat Astons Wohnstube. Als er Anstalten machte, sich in dem schwarzlackierten Schaukelstuhl niederzulassen, fauchte ihm Astons Stimme in den Rücken: „Das ist mein Platz!!“
Mills wich auf einen knisternden Korbstuhl aus, während es sich John Aston samt Flinte im Schaukelstuhl bequem machte.
„Also — reden Sie!“
Mills’ Stimme war weder zornig noch ängstlich, noch drohend und nicht beleidigt, sie war — ausdruckslos. Und selbst Aston spürte, daß diese Ausdruckslosigkeit gefährlich war.
„Sie halten mich wohl für eine Art Straßenräuber, was, Mister Aston?“
Aston gähnte, ohne jedoch dabei den Finger vom Abzug seiner Flinte zu nehmen. Und dann sagte er im breitesten Leuchtturmwärter-Englisch: „Sie haben mir ein unsauberes Geschäft vorgeschlagen, Mister Mills, und ich bin darauf eingegangen. Ich habe meinen unsauberen Teil erledigt, und Sie haben mich dafür bezahlt. Und jetzt frage ich Sie: Soll ich Sie nun für einen Gentleman halten?“
Mills zwang sich zur Ruhe. Und er mußte, wenn auch widerstrebend, zugeben, daß ihm der alte Mann irgendwie imponierte.
„Es haben sich Dinge ereignet, die es zweckmäßig erscheinen lassen, unsere Zusammenarbeit fortzusetzen. In unserem und in Ihrem Interesse, Mister Aston. Außerdem hat niemand von Ihnen verlangt, daß Sie umsonst für mich arbeiten sollen... Über eines allerdings sollten Sie sich klar sein: Nur mit völliger Offenheit können wir uns gegenseitig schützen!“
„Schützen — vor wem?“
„Vor der Polizei und gewissen anderen Neugierigen. Einer davon war bereits bei
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