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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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heulten die Motoren auf, ein letztes Mal wurden die Landeklappen probegefahren, dann setzte sich der riesige Vogel in Bewegung, nahm Fahrt auf, noch etwas holprig, dann immer schneller, und das Heulen wurde zum Dröhnen.
    Das Rumpeln auf der Betonpiste hörte schlagartig auf und die Fliehkraft preßte sie gegen die Rückenlehnen. Die Maschine hatte abgehoben und schoß in beängstigender Schräglage den dunklen Wolken über London entgegen.
    Die Welt unter ihnen begann zu schrumpfen, wurde kleiner und kleiner, bis sie nur noch einer Spielzeuglandschaft glich. Dann war auch das verschwunden. Sekundenlang jagten dunkle Wolkenfetzen an den Fenstern vorbei, bis es plötzlich wieder gleißend hell wurde.
    Über ihnen und um sie herum, so weit man sehen konnte, präsentierte sich ein lupenreiner Himmel. Unter ihnen lag eine geschlossene graue Wolkendecke.
    Das gleichmäßige Dröhnen der Motoren nistete sich in den Ohren ein und ließ die Geräusche im Inneren der Maschine leiser erscheinen.
    Der Dicke neben Clifton schlief bereits, obwohl seine brühwurstähnlichen Finger noch immer die Zeitung hielten. „Aus dem könnte man fast zwei Hamiltons machen“, durchfuhr es Perry Clifton, der seinen Nachbarn auf mindestens drei Zentner schätzte.
    Die Maschine hatte inzwischen Reisehöhe erreicht und lag waagerecht in der Luft. Die Stewardessen begannen mit atemberaubender Geschwindigkeit (so kam es Clifton vor) die Fütterung der Passagiere. Es gab den üblichen kleinen Imbiß mit Kaffee oder Tee. (Manche nahmen auch Tomatensaft.) Sein Nachbar, dessen Kopf leicht zur Seite gesunken war und der leise Schnarchtöne von sich gab, hielt mitten im Schnarchen inne. Seine Nasenlöcher blähten sich, und er begann zu schnuppern. „Kaffee!“ murmelten seine Lippen, und er öffnete die Augen. Gerade rechtzeitig, um das kleine Tablett entgegenzunehmen.
    Er zwinkerte Perry Clifton zu und radebrechte: „Man muß nehmen, was man kriegt. Ist ohnehin im Preis inbegriffen.“
    Bestimmt ist er irgendwo als „Essenresteverwerter“ beschäftigt, überlegte Clifton und sagte: „Guten Appetit!“
    Dann wanderten seine Gedanken zurück. Hinunter zur Erde, genauer gesagt, nach Windsor, wo in diesem Augenblick eine Auktion in vollem Gange war. Eine jener Versteigerungen, bei denen es ausschließlich um alte Bilder, Möbel und Gobelins ging.
    Julie würde jetzt sicher, vor Aufregung fiebernd, auf ihrem Stuhl herumrutschen und mit den anderen um die Wette steigern. Vielleicht sogar gegen ihren früheren Kollegen Tom Harder, Perrys alten Schulfreund, der jetzt zusammen mit seiner Frau Jenny in Harrow einen eigenen Antiquitätenladen betrieb. Acht Jahre lang hatte Tom bei Hollburn & Sohn gearbeitet, bevor er sich selbständig machte. Und als er die Party für Perry zum Abschluß des Hackston-Falles gab (Tom nannte es Siegesfeier), da lernte Perry Clifton, neben einigen anderen netten Leuten, auch Julie Young kennen.
    Julie war 25 Jahre alt, mittelgroß, mit runden, braunen Kulleraugen, geboren in Newport auf der Insel Wright und die Tochter des dortigen Archivars. Sicher stammte ihre Neigung für alte Sachen von ihm. Da ihr Vater außerdem ein alter Freund von Lincoln Hollburn war, startete Julie ihre berufliche Karriere natürlich in dessen Geschäft. Trotz ihrer Beziehung zu antiken Dingen konnte man Julie als ausgesprochen modernes Mädchen bezeichnen. Sie tanzte leidenschaftlich gern, hörte gern Beat, hatte was gegen das Fernsehen, ging aber oft und gern ins Kino und unterhielt — bis vor kurzem — ein äußerst gespanntes Verhältnis zur Polizei. Das lag daran, daß sie innerhalb von sechs Monaten siebenmal verwarnt worden war. Meist wegen zu schnellen Fahrens.
    Julie bewohnte ein 2-Zimmer-Appartement in Bromptom. Es lag in unmittelbarer Nähe des Lennox-Gardens.
    Julies Fröhlichkeit war nie gekünstelt, aber immer ansteckend. Als Perry Clifton ihr Scott Skiffer vorstellte und sie zusammen zum Essen in eine Pizzeria nach Soho fuhren, erkundigte sich Scott nach zwanzig Minuten — und meinte es ernst:
    „Eine Frage, Miß Julie. Hat Perry mir einen Bären aufgebunden, als er behauptete, Sie handelten mit Antiquitäten?“
    „Nein, das stimmt! Stört Sie das?“ hatte Julie zurückgefragt.
    Natürlich hatte es Scotty nicht gestört. Es lag einfach daran, daß er bisher der Meinung war, alte Sachen könnten nur von alten Leuten verkauft werden.
    „Meine Uhr ist stehengeblieben!“ stellte der Dicke neben Perry fest.
    „Es ist genau 18

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