Das geheimnisvolle Gesicht
Marcel Müller. Er war früher Theaterfriseur... Dort leihst du dir eine Perücke aus.“
„Eine Perücke?“ Jack McButton fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Wozu brauche ich eine Perücke, Mister?“
„Weil du einen Mann beobachten sollst, Mister! So, wie du aussiehst, kannst du ihm auch gleich auf die Schultern klopfen und sagen, he, Mister, reg dich nicht auf, wenn ich hinter dir herschleiche, aber ich muß dich beschatten!“ McButton schluckte. „Verdammt, war das ein Tag!“ dachte er. „Erst der Arger mit Forster, und jetzt meckert mich dieser nachgemachte Schönling wegen meiner Haare an.“ Laut aber sagte er: „Ich hab eine Mütze, die verdeckt die Haare!“
„Willst du sie dir so weit über die Ohren ziehen, bis du aussiehst wie einer, der von der Fasnacht übriggeblieben ist?
„Das stinkt mir, Mister!“
„Laß es stinken, Mister! Es steht zu viel Geld auf dem Spiel, als daß wir uns den kleinsten Fehler leisten können!“
„Und wann soll ich dorthin fahren?“ fragte McButton zähneknirschend.
„Jetzt, Mister!“
„Und welche Haarfarbe soll ich nehmen, Mister?“
„Ich wäre für dunkelblond, Mister. Das ist am wenigsten auffällig!“
„Laß das ,Mister 1 !“ fauchte McButton. „Ich heiße Jack!“
„Du hast damit angefangen! Ich heiße Roger“, gab Püt-tely seelenruhig zurück und zeigte sein Reklamelächeln.
Der Rotschopf ging und knallte die Tür so heftig hinter sich zu, daß ein faustgroßer Gipsbrocken aus dem Putz über der Tür herunterfiel. Püttely sah ihn an, schüttelte mißbilligend den Kopf und schob ihn mit der Schuhspitze unter Jacks Bett. Dann sah er auf seine Uhr. „11 Uhr 15... Du machst dich jetzt wohl am besten auf den Weg zum INTERNATIONAL. Ruf gegen 15 Uhr hier an, damit dich Jack ablösen kann. Ich habe übrigens Zimmer Nummer 22.“
Er warf Forster ein kleines Ledertäschchen zu. „Der Autoschlüssel! Es ist der blaue VW mit Genfer Nummer!“
„Ist die Nummer echt?“
„Sie paßt zu den Papieren, die sich im Handschuhfach befinden. Morgen tauschen wir Papiere und Schilder aus.“
„Wie finde ich zum international?“
„Stimmt, ihr seid ja neu hier... Komm mit in mein Zimmer, ich zeige dir den Weg auf dem Stadtplan! Übrigens wäre es gut, wenn du dir einen eigenen Stadtplan zulegtest!“
Roger Püttely drehte sich um und verließ das Zimmer. Widerwillig folgte ihm Mike Forster.
Perry Clifton lernte an diesem Vormittag nicht nur eine Menge über Rosen, Orchideen und Liliengewächse, er lernte auch Theres’ Kochkunst kennen und schätzen. Ihr Geschnetzeltes war ein solcher Gaumenschmaus, daß er sich ungeniert zweimal nachgeben ließ.
Als bescheidenen Dank schrieb er ihr das Rezept von Dickis Lieblingsgetränk Kakoffee 2 auf, jener Mischung aus Kaffee, Kakao, Eiswürfeln und Schlagsahne.
Theres versprach es noch am gleichen Abend auszuprobieren.
Es war bereits 15 Uhr, als Johannes Gaitner für Perry ein Taxi bestellte, das ihn zum INTERNATIONAL bringen sollte.
Doch schon nach wenigen hundert Metern Fahrt beschloß Perry Clifton, seinen ursprünglichen Plan zu ändern.
„Fahren Sie mich bitte nicht zum INTERNATIONAL, sondern zum Hotel Kommerz.“
„Bitte sehr! Soll ich den Weg über die Wettersteinbrücke oder über die Rheinbrücke nehmen?“
„Das überlasse ich gern Ihnen!“
„Danke für das Vertrauen!“ grinste der Taxifahrer. Er mußte in seinen jüngeren Jahren Rennfahrer oder Flugzeugführer gewesen sein. Oder er eiferte einem solchen Vorbild nach. Für ihn schien es weder eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu geben, noch hatte er ein besonders inniges Verhältnis zur Fliehkraft. Manchmal kam es Clifton vor, als würde das Auto jeden Augenblick vom Boden abheben. In den Kurven dagegen sah es aus, als lenke der Chauffeur nicht den Wagen, sondern halte sich nur am Steuer fest. Dazu produzierte er ständig allerlei Geräusche mit dem Mund. Merkwürdige Geräusche, die in keiner Weise mit dem Straßenverkehr zusammenhingen. „Tschi-tschi-tschi... tik-tik-tik-schumm-schumm-schumm! Oiiiii, pek-pek-pek... iist-ssssst!!“
Als sie auf zwei Rädern in die Wanderstraße einbogen, meinte Perry Clifton: „Ich bin bestimmt kein besonders ängstlicher Mensch. Aber ich würde das Kommerz gern lebend erreichen, lieber Mann!“
„Keine Sorge!“ erwiderte der „liebe Mann“ am Volant. „In meinem Wagen sind Sie sicher wie in Ihrem Bett.“ Wenig später, in einer 90-Grad-Rechtskurve, klebte Perry Clifton an der Schulter
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