Das geheimnisvolle Tuch
einbezogen die Geschichte unserer Stadt. Die möchte ich nach den Ferien hier auf dem Tisch haben. Natürlich ist da auch ein wenig Eigennützigkeit dabei, denn mich interessieren hauptsächlich die Personen, die eure Zwillinge sein könnten. Ich würde gerne selbst nachforschen, aber erstens kann ich mich schlecht in dem Schloss umsehen, da zum einen die Zeit fehlt, zum anderen könnte mich nicht in der Jugendherberge einquartieren. Neugierige Kinder sind nicht so ungewöhnlich wie ein Erwachsener, der zu viele Fragen stellt. Und zweitens fahre ich zu Studienzwecken, wie bereits erwähnt, nach Afrika.“ Er schwieg noch einmal kurz, um mit knappen Sätzen nachdenklich zu murmeln: „Außerdem war da ein Traum. Ein merkwürdiger Traum. Kann mich nicht an Einzelheiten erinnern. Ihr kamt darin vor. Wie ein innerer Zwang, eher wie ein Befehl, führte mich zu euch, um euch zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen.“
Schwabbel hörte wie in weiter Ferne Vinc sagen: „Wir werden keinen Platz dort mehr bekommen. Jetzt wo die Ferien anfangen“, befürchtete der Junge.
„Ist schon geregelt. Ich habe für euch drei bereits gebucht. Allerdings ist das merkwürdig. Den Traum hatte ich bereits vor einer Woche. Ich hätte sonst in der Tat Schwierigkeiten gehabt noch Plätze für euch zu bekommen.“ Er holte aus seiner Tasche einige Scheine. „Hier sind die Fahrkarten für die Bahn und die Bestätigung der Buchung für die Jugendherberge.“
„Aber die Eltern werden dagegen sein. Wie sollen wir es erklären?“, wendete Tom ein.
„Habe ich auch bereits geregelt. Ich informierte sie schon gestern.“
„Warum haben meine Leute mir nichts gesagt?“, überlegte Vinc. Tom schloss sich an, denn auch er wurde nicht von seinen Eltern davon in Kenntnis gesetzt.
„Ich bat sie um Stillschweigen. Sollte eine Überraschung für besondere Leistungen sein, sagte ich ihnen. Allerdings teilte ich ihnen nicht mit, was für Leistungen. Vielleicht hätte ich sagen sollen: wegen Schlafens im Unterricht oder für besonders gutes Abschreiben.“ Er zwinkerte dabei wohlwollend, aber mit einem eigenartigen Glanz in den Augen, ihnen zu.
2.Kapitel
Das geheimnisvolle Schloss
Vinc Vater hatte sich extra freigenommen um ihn, Vanessa und Tom mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren. Mit lobenden Worten über die angeblich guten Leistungen in der Schule verabschiedete er sich.
Die Lautsprecherdurchsagen waren auch hier, wie auf allen Bahnhöfen, undeutlich und so vernahmen sie nur: „DernachSteinBahnvierinfünfab.“
Vanessa, die vom Reisefieber befallen war, fragte aufgeregt, ob Vinc und Tom dieses Kauderwelsch verstanden hätte.
„Keine Bange, ich weiß auch so, wo und wann der Zug abfährt“, meinte Vinc und nahm den Koffer Vanessa ab, als er sah, wie sie sich mit dem Tragen abmühte. „Ist mir ein Rätsel, wieso Kleider so schwer sein können“, stellte er fest und bekam einen kleinen Hang nach links. Sein Koffer, den er in der anderen Hand trug, hatte nicht einmal ein Drittel des Gewichtes.
Die Hektik der Menschen im Bahnhof tat Vanessas strapazierten Nerven nicht besonders gut, denn sie konnte ihr Reisefieber nicht in den Griff bekommen. Es war bei ihr aber immer so. Das sonst so ausgeglichene Mädchen brauchte nur etwas von einer Reise zu hören, die sie antreten sollte, da bekam sie bereits schlaflose Nächte.
Doch dann erreichten sie, nach einigen Zusammenstößen mit eiligen Reisenden, einen Waggon.
Sie pressten sich in den überfüllten Gang. Der Zug fuhr mit so einem Ruck an, dass einige Stehende nach hinten gegen andere Fahrgäste fielen.
In Steinhausen angekommen, fuhren sie mit einem Linienbus bis fast vor das Schloss.
Sie hatten erwartet, in den Gemeinschaftssälen einquartiert zu werden und hatten sich zu den zwei rechts stehenden Gebäuden gewandt. Zu ihrer Überraschung lotste sie ein Bediensteter jedoch nach links. In den dortigen beiden Häusern befanden sich die Einzelzimmer, die den Kindern zahlungskräftigerer Eltern vorbehalten waren. Ihr Gönner hatte also richtig etwas springen lassen.
Nachdem sie ihre Sachen verstaut hatten, trafen sie sich im Zimmer von Vinc.
„Mann, unser Pauker hat sich ganz schön ins Zeug gelegt“, meinte Tom und ließ sich in einen bequemen Sessel fallen. „Dem ist die Sache ganz schön was wert“, ergänzte er. „Sieh mal die Schale auf dem Tisch mit leckerem frischem Obst, direkt zum hinein beißen.“ Er reckte sich zum Tisch, kam aber nicht die Schale heran. „Du stehst
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