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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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mit unserer Freundschaft. Ich kann keinem vertrauen, der nicht auch mir vertraut“, sagte Tom und ging in eine andere Richtung.
    Vinc sah einige Zeit seinem eingeschnappten Freund nach. Er verfluchte innerlich diese Situation. Wenn er an Toms Stelle wäre, würde er wohl auch so reagieren.
    „Hallo!“, hörte er Vanessas Stimme. Vinc war froh, das Mädchen zu sehen. Sie brachte Abwechslung in seine trübe Stimmung.
    „Ich wollte eigentlich mit euch gehen, aber auf dem Schulhof fing mich Schwabbel ab.
    Er wollte wissen, was wir auf dem Schloss fanden. Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte“, begann Vanessa das Gespräch.
    Vinc bemerkte an ihr eine gewisse Nervosität. „Und was hast du ihm erzählt?“, wollte er wissen, denn er kannte die Redseligkeit der Mädchen und befürchtete, sie habe etwas zu viel gesagt.
    „Nichts. Habe nur gesagt, er solle euch fragen. Aber als ich mit ihm sprach, bemerkte ich so einen stechenden Blick, als ich ihm in die Augen sah. Nun habe ich Kopfschmerzen. Unheimlich.“ Sie fasste mit der flachen Hand an ihre Stirne.
    „Du auch?“ Vinc war überrascht, dass bei den Gesprächen diese Schmerzen auftraten. „Hat er dir noch etwas gesagt?“, fragte er, „Ich meine, außer diese Fragen zu stellen?“
    „Nein. Ach doch. Meine Lehrerin ließ durch ihn ausrichten, noch einmal zu ihr in die Klasse zu kommen. Was ich auch tat. Daher bin ich eigentlich erst so verspätet dran.“ Vanessa sah unruhig in die Gegend und wich Vinc Blicke aus. Er sah, wie sie die Fäuste ballte und wie sie ihre Gesichtszüge veränderte.
    „Und was wollte sie?“ Er spürte plötzlich einen unerklärlichen Hass gegen Vanessa aufkommen. Es dauerte nicht lange, aber er war da.
    „Ich muss weg“, sagte Vanessa nur und entfernte sich von Vinc.
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet: Was wollte denn die Lehrerin von dir?“, rief er ihr noch nach, aber da war sie bereits außer Hörweite.
    Da Vinc keine Lust hatte, jetzt schon nach Hause zu gehen und ihm alles merkwürdig vorkam, entschloss er sich, dem Auftrag Santus nachzukommen und zum Laden des Zauberkönigs zu gehen.
    Die Schulgasse war noch aus der alten Zeit und befand sich mitten in dem Städtchen. Da sie zu schmal war, sperrte man sie für den Autoverkehr und beließ auch die holprigen Pflastersteine. Einige Häuschen waren schief, so als wollten sie jeden Augenblick umfallen. Bereits beim Betreten der Straße meinte der Fußgänger, dass er sich im Mittelalter befände. Einzige Läden waren der Zauberkönig, ein Schneider, ein Schuhmacher und ein Scherenschleifer.
    Der Scherenschleifer verkaufte, um sein Geschäft am Leben zu erhalten, auch antike Sachen, vorrangig alte Waffen. Dolche, Säbel und was sonst so die Menschen im Mittelalter als Waffen getragen hatten. Wenn Vinc zu dem Zauberkönig ging, um sich einen Scherzartikel zu kaufen, so blieb er gerne vor diesem Laden stehen.
    Er sah diesmal einen Gegenstand, der ihn fesselte. Es war ein Dolch mit silbernen Verzierungen auf dem Griff. Er zog ihn dermaßen in seinen Bann, dass er nicht widerstehen konnte und in den Laden gehen musste, um nach dem Ursprung des Juwels zu fragen.
    Der Ladenbesitzer war ein Mann in den mittleren Jahren. Sein Gesicht war sonnengebräunt, so als habe er tagelang auf einer Sonnenbank gelegen, während seine Haut zu Leder wurde. Von einem Auge zum anderen zog sich eine breite Narbe.
    Es war duster im Laden, denn nur durch das kleine Schaufenster kam spärlich Licht. Der Inhaber wollte wohl Geld sparen, denn er beleuchtete auch nicht das Umfeld mit einer elektrischen Lampe. Vielleicht wollte er eine unheimliche Atmosphäre entstehen lassen wegen der besseren Vermarktung seiner Ware.
    „Nun, junger Mann, was möchtest du denn?“, fragte der große Mann freundlich. Vinc war überrascht, hätte er doch eher eine ruppige Art vermutet. Aber man sollte die Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen.
    „Ich habe den Dolch im Schaufenster gesehen. Er ist wunderschön“.
    „Du hast den Dolch gesehen?“, fragte er geheimnisvoll und sah sich um, als sei er bei etwas ertappt worden. Leiser sagte er: „Du hast wirklich den Dolch gesehen? Aber im Fenster ist kein Dolch.“
    Vinc eilte nach draußen. Er stand vor der Auslage. Da sah er ihn. Den Dolch, dessen metallene Klinge glänzte.
    „Da ist er doch. Ich sehe ihn deutlich“, sagte er aufgeregt, als er wieder in den Laden kam.
    „Wer ist da? Und warum so stürmisch, junger Mann?“, fragte ihn ein älterer

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