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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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den Kopf und ging zu Vinc. Sie stand vor ihm und sah ihn an. „Hast du das auch gesehen?“
    Er fasste sie bei der Hand. Er merkte ihr Zittern. Sie musste etwas erkannt haben, das sie völlig aus der Fassung brachte.
    Sie riss sich von seiner Hand und drehte sich in den Raum. „Habt ihr es nicht gesehen?“
    „Was denn?“, fragte Zubla.
    „Wie der Geist aussah?“ Zu Vanessas zittriger Stimme kam ein leichtes Zähneklappern.
    „Nein, wir sahen ihn nur von hinten. Aber du standest am Fenster mit dem Gesicht zu uns. Wen hast du denn gesehen?“, fragte Drialin.
    „Schwabbel, ich meine Herrn Santers.“
    „Irrst du dich da auch nicht?“, fragte Tom. Er wusste, dass seine Frage eher aus einer Überraschung stammte. Seiner Schwester konnte er auf Bezug ihrer Beobachtungsgabe einiges zutrauen. Sie hatte in dieser Beziehung stets ihre Sinne unter Kontrolle, daher kam auch die unwirsche Antwort von ihr: „Was ich gesehen habe, habe ich gesehen.“
    Tom wusste, dass damit für Vanessa die Tatsache, die sie feststellte, absolut war und somit keinen weiteren Widerspruch duldete.
    Sie diskutierten noch eine Weile über Vanessas Beobachtung, kamen aber zu keinem Ergebnis. Brennender interessierte Vanessa ihre vor dieser kurzen Episode gestellte Frage, wie sie denn zu den Zauberanzügen kommen könnten, denn sie befanden sich ja im Schloss.
    „Ins Schloss einfach hineingehen wird zwar möglich sein, aber in die Zimmer zu gelangen wahrscheinlich nicht“, beendete Vanessa ihre wieder aufgegriffene Frage.
    „Da ist was dran. Nur weiß auch ich im Moment keinen Rat“, sagte Vinc.
    So verabschiedeten sie sich.
    Die Gnome nahmen sich ihrer Herren, besser ihrer Freunde, wieder an und gingen mit denen, die ihnen zugeteilt waren. Drialin mit Vanessa, Trixatus mit Tom und Zubla blieb bei Vinc.
    Vinc konnte sich einfach nicht auf seine Hausaufgaben konzentrieren. Ausgerechnet eine schwierige Mathematikaufgabe war zu lösen.
    „Sag mal, Zubla, kannst du mir nicht helfen?“ Er bekam keine Antwort. Nach mehrmaligem Rufen nach seinem kleinen Freund gab er auf. „Wo mag dieser Schlingel wieder hin sein? Bestimmt zu Drialin“, murmelte Vinc. „Klar“, überlegte er weiter. „Drialin und Trixatus sind ja zusammen, weil Tom und Vanessa Geschwister sind und unter einem Dach wohnen. Mann, diese blöde Eifersucht bringt uns noch in Teufels Küche.“ Vinc dachte mit Schaudern an einen Zwist zwischen Zubla und Trixatus. Er konnte es einfach nicht länger ertragen, im Ungewissen zu bleiben. Wie mechanisch ging er an das Telefon und läutete Tom an. Aber hier erfuhr er nur, dass weder Trixatus noch Drialin da waren.
    „Mann, das war eine Falle. Die drei gibt es gar nicht. Das waren die bösen Mächte“, sagte Vinc in die Muschel des Telefons. Er schaute zu dem Tisch, an dem vorher die Zauberstäbe lagen. „Habt ihr eure Zauberstäbe? Die befanden sich auf der kleinen Kommode. Ich hatte sie dort abgelegt.“ Er erfuhr, dass auch sie vergaßen, sie mitzunehmen. „Das war nur ein Bluff. Die Stäbe und die Gnome gab es in Wirklichkeit gar nicht. Ein Trick der bösen Mächte“, stellte Vinc noch einmal fest und verabschiedete sich von Tom.
    Abends lag Vinc noch lange schlaflos auf seinem Bett. Die kleine Brise, die durch das offene Fenster in das Zimmer wehte, tat ihm gut. Die Hitze des Tages, aber auch die Ereignisse, machten ihn zwar müde, aber ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Zu sehr kreisten seine Gedanken um das Erlebte.
    Dann endlich, es mochte um Mitternacht sein, fielen doch seine Augen zu. Der Halbmond schien in das Zimmer und beleuchtete die Gegenstände silbern.
    Träume plagten Vinc. Er sah sich schweben. Er fiel in das Endlose. Er fiel und fiel. Der Sturz ging immer tiefer und schien nie zu enden. Er wollte schreien, konnte aber nicht. Neben sich sah er schreckliche Gesichter und das Schlimmste, er erblickte auch das von Schwabbel. Seine Augen waren blutrot unterlaufen und seine Zähne standen aus dem Mund.
    Vinc spürte, wie ihn jemand an den Schultern packte. „Wach auf!“, befahl ihm eine weibliche Stimme. Er schlug die Augen auf und da sah er die milden sorgenden Augen seiner Mutter. „Du hast einen Albtraum gehabt. Bist ja ganz nass vom Schweiß“, sagte sie und strich mit ihrer Hand über die Stirn.
    „Habe ich so laut geschrien?“, fragte der Junge.
    Sie stutzte, bevor sie antwortete: „Ich habe eigentlich keinen Schrei gehört. Ich finde etwas seltsam“, sagte sie in abgehackten Sätzen. „Ich weiß

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