Das geheimnisvolle Tuch
Schrank und holte einen schwarzen Mantel mit einem goldenen Stern auf der Brusthöhe eingewebt hervor und zog ihn über. Dann hangelte er aus einer großen breiten Tasche, die an der Seite des Mantels saß und mit einem goldenen Rand sich abhob, einen schwarzen Stab hervor. Er hielt ihn in die Richtung des Papageis murmelte einige Worte und mit einem Puff verschwand der Vogel. „Und das habe ich sogar mit einem fremden Stab gemacht“, sagte er. „Und nun zu dir. Versuche den Vogel wieder zurückzuholen. Ich werde inzwischen mit meinem Begleiter in die Bibliothek gehen.“
Ein Raunen ging durch den Saal. Ungeachtete dessen schritt der Magier mit seinem Begleiter durch eine seitliche Türe und ging mit ihm in eine Bibliothek, deren Umfang einem Tanzsaal glich.
Vinc kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie konnte sich hinter so einem kleinen unscheinbaren Laden ein solches Innenleben ausbreiten? Da fielen ihm Arganon ein.
Zantus erkannte die Verwunderung des Jungen und erklärte: „Es ist nichts Ungewöhnliches, was du hier siehst. Die Schulgasse grenzt an die neu gebaute Innenstadt. Das, was du hier erblickst, ist die Rückseite der Neustadt. Der Saal, in dem die Schüler sitzen, ist ein Lehrsaal. Wenn die Studenten frei haben, nutze ich ihn für die Kinder, die bei mir die Kunst der Magie lernen wollen. Sie wollen alle so kleine Illusionisten werden. Und diese Bibliothek ist die Stadtbibliothek. Die musst du doch kennen. Sonst sitzt da vorne immer eine Frau. Aber heute ist Ruhetag. Du musst wissen, ich bin auch Hausmeister von dem Komplex.“
Nun erkannte Vinc die Bibliothek. Dadurch, dass sie durch eine Hintertüre hereinkamen, kam ihm diese fremd vor. Hatte er schon an etwas Überirdisches geglaubt, so befand er sich doch in der realen Welt.
Der Hausmeister lotste Vinc durch die Gänge und blieb vor einem Regal stehen. Sie sahen zwei Lücken, hervorgerufen durch fehlende Bücher.
„Zu dumm. Die muss sich jemand ausgeliehen haben. Einmal nachschauen, wer das war.“ Er ging zu einem Schreibtisch, an dem sonst die Bibliothekarin saß und schaltete einen Computer ein. Auf Vinc staunenden Blick antwortete er: „Ich darf das. Ich pflege auch den PC. Manchmal sichere ich die Daten oder formatiere ihn neu. Ich habe auch die Tabellen für die Bücher gemacht. Nicht alle älteren Menschen sind weltfremd“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
„Na dann schaue ich einmal nach. Aha. Herr Santers hat sie ausgeliehen. Scheinbar interessiert er sich für die alten Legenden um die Magie.“
„Wann war das?“
„Gestern Morgen.“ Der Hausmeister schaltete den PC wieder aus.
Vinc hatte keine Fragen. Gestern war der Tag, an dem sich der Lehrer vertreten ließ und die Ereignisse in Vinc Zimmer begannen.
„Schade“, meinte Vinc. „Hätte gerne etwas über ihren Vorfahren erfahren.“
„Komm mit! Ich habe eine Überraschung für dich.“ Zantus schritt voran. Er ging an ein Regal und betätigte einen geheimen Knopf. Das Regal schob sich zur Seite und machte einem Eingang Platz.
Ein dunkler Gang zog sich nach unten in die Tiefe. Sie mussten die Stufen vorsichtig nehmen, denn die Stiege war nicht beleuchtet, nur weit unten sah Vinc ein Flackern, das von einer offenen Lichtquelle herrühren musste, wie zum Beispiel von einer Fackel. Vinc Erstaunen war groß. Als sie das Ende der Treppe erreichten, breitete sich unten zu seiner Verwunderung eine Höhle aus. Die steinernen Wände zogen sich schroff und unwirtlich in die Runde. An den Wänden steckten Fackeln und bestätigten Vinc anfängliche Vermutung, welchen Ursprungs das Licht war.
In der Mitte der Grotte stand ein Tisch, der im Gegensatz zu dieser bizarren Gegend aus leuchtendem Metall zu sein schien.
Der Zauberkönig wies Vinc an, an den großen Tisch zu gehen. Er selbst lief an die gegenüberliegende Seite und sah Vinc schweigend an. Er sah, durch das Licht bedingt, aus wie der Leibhaftige, wie der Teufel. Vinc wusste, dass er sich das nur einbildete, oder nicht?
Das Lachen aber ging ihn durch Mark und Bein.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich tu dir nichts. Noch nicht!“, sagte der inzwischen für Vinc unheimlich gewordene Zantus.
Vinc bekam Angst, als er die letzten Worte hörte: „Noch nicht“.
„Nun, ich bin ein Magier, aber ein Schwarzer. Du führst doch einen Zirkel und eine Karte bei dir!“
„Woher wissen Sie das?“, fragte Vinc irritiert.
„Hahaha“ Das Lachen klang wie das des Satans. „Es gibt Dinge, die du nicht ahnen
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