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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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schon, um bei seinen Eltern die Erlaubnis zu bekommen, die Aufführung besuchen zu dürfen. Aber er schaffte es, indem er sagte, dass der Film Vorlage für einen Schulaufsatz sein sollte.
    Auf dem aus dem Städtchen waren wegen der Filmnacht und dem Markttag einige Buden geöffnet. Vinc sah Kirschen, sein Lieblingsobst. Da er sich zur Gewohnheit gemacht hatte, stets einen Rucksack zu tragen, denn es gab immer etwas mitzuschleppen, tat er die Kirschen hinein, um sie später zu essen.
    Weg zum Waldhaus schien sich heute besonders in die Länge zu ziehen. Doch es war wie immer die gleiche Entfernung. Vinc jedoch, gespannt darauf, was ihn da erwartete, konnte die Zeit nicht schnell genug verlaufen.
    Wie so oft, wenn schon das Gefühl in einem unheimlich war, verstärkte der volle Mond die Gruseligkeit noch mehr. Schlimmer aber wurde es, wenn eine Wolke ihn verfinsterte und die Bäume im Wald zu Silhouetten machte und den Eindruck entstehen ließ, sie bewegten sich. Vinc war gewiss kein Hasenfuß, aber die Erlebnisse der letzten Zeit ließen ihn in Dinge blicken, die ein normaler Mensch nicht mehr als normal bezeichnen konnte.
    Dann geschah etwas mehr als Seltsames. Etwas, was alle Vorstellungskraft nicht zeigen konnte.
    Es zuckten Blitze vom blauen sternenklaren Himmel, ohne nachfolgendem Donner. Vinc, als aufgeklärter Junge, wusste, dass Wetterleuchten diese Symptome verursachen konnte.
    Nur, wo war das Waldhaus? Er sah es nicht. „Mensch, das muss doch hier sein“, sagte er zu sich. „War des Nachts noch nie hier. Habe wohl die falsche Richtung eingeschlagen. Hätte den Weg nicht verlassen sollen“, sprach er weiter zu sich. Er hatte, den ihm bekannten Pfad verlassen, um eine Abkürzung zu nehmen.
    „Gehe ich noch mal zum Pfad zurück.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Noch zehn Minuten bis Mitternacht“, murmelte er.
    Als er sich umdrehte, geschah etwas Seltsames. Hinter ihm wuchs eine Dornenhecke in die Höhe.
    „Ich spinne wohl!“ Er zweifelte an dem, was er da sah. Ein Naturereignis, das es in Wirklichkeit nicht geben konnte. Denn niemals konnte die Natur in solch einer Hast eine Vegetation empor wachsen lassen.
    „Muss ich eben nach vorne weiter“, sagte er wieder zu sich. Es war eher ein Flüstern aus Ehrfurcht vor diesem Wunder. Doch auch nach vorne wuchs dieses Werk der Natur. Die Dornenhecke erwies sich als undurchdringlich.
    Als er sich nochmals umdrehte, sah er, wie eine unüberwindliche Hecke sich noch mehr emporzog und auch in der Breite sich ausweitete.
    Wie konnte so etwas geschehen? Ein Wuchs der Natur, der eigentlich Monate, wenn nicht sogar Jahre, dauerte, vollbrachte dies in Minuten, sogar in Sekunden. Ihm fielen die Worte Zantus über die Fantasiewelt wieder ein.
    Er streckte den Finger gegen die Dornen und ließ sich stechen, um festzustellen, ob er wach und nicht eingeschlafen wäre und es nur träumte. Aber der kleine schmerzhafte Stich ließ ihn nicht nur die Wirklichkeit erahnen, sondern auch die Angst in sich keimen.
    Voller Bangen stellte er fest, dass die Hecke ihn einzukreisen begann, ihm dadurch fast keinen Spielraum mehr ließ.
    Er erkannte seine Hilflosigkeit und kämpfte gegen den Schock.
    Dieses seltsame Gestrüpp wuchs so rasant, dass es eine Frage der Zeit war, bis die Dornenwand ihn erdrückte, schlimmer noch, aufspießte.
    So stand er starr und steif da, um sich nicht an den Spitzen zu verletzen, denn ihre bedrohliche Nähe am Körper ließ kaum noch Bewegungen zu.
    Warum sollte er umgebracht werden? Vor Kurzem erst bekam er den Auftrag, den bösen Mächten zu helfen. Oder waren es die guten, die ihn daran hindern wollten, den anderen zu Diensten zu stehen? Wie sehr bereute er es, Tom und Vanessa nicht eingeweiht zu haben.
    Die Kehle brannte und schmerzte, als er laut nach Hilfe schrie. Vorher nicht vernommen, übertönte Donner jetzt seinen Ruf nach Rettung, so als wolle jemand nicht, dass er gehört werde.
    Der Angstschweiß, der von der Stirn perlte, brannte ihm in den Augen, als er sie zu einem kleinen Spalt öffnete, nachdem er sie vorher, der Ohnmacht nahe, geschlossen hatte.
    Und da sah er erst schemenhaft, aber dann deutlicher, ein hübsches, jugendliches Gesicht durch die Hecke schauen. Die Augen erstrahlten in Milde, Barmherzigkeit, aber auch Mitleid mit dem vor ihr jammernden Geschöpf.
    „Bitte, hilf mir“, flehte Vinc und versuchte seinen Kopf aufrecht zu halten.
    Sie blinzelte unaufhörlich und redete kein Wort. Er meinte diese Augen zu kennen, aber

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