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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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hörte. Er erwartete, jeden Moment zu erwachen, um schweißgebadet festzustellen, dass es nur wieder ein Albtraum war.
    „Noch einmal. Wenn ich es nicht tue? Was dann?“, fragte er immer noch, in der Hoffnung, es wäre nur seine lebhafte Fantasie, die ihm im Bett einen Streich spielte.
    „Dann?“ Zantus ließ sich Zeit und sah finster in die Augen von Vinc. „Dann wird sich das Tuch über die Stadt ausbreiten und alles und alle vernichten. Das Tuch des Fluches wird sein Werk tun.“
    Vinc erkannte nun, welche Wahl er noch hatte. Ein Nein kam damit nicht mehr in Frage. Er versuchte aber doch noch einen Einwand: „Ich werde das Tuch vernichten und es jedem erzählen.“
    „Hahaha.“ Dieser Satz verursachte bei Zantus einen Heiterkeitsausbruch: „Du bist wirklich naiv. Niemand kann dieses Tuch sehen. Nur wir, die die Magie beherrschen und Auserwählte wie du. Glaubst du, dir wird jemand glauben? In einem Zeitalter, in dem man auf ferne Planeten fliegt? In dem Geister der Vergangenheit angehören?“ Er lachte noch einmal laut: „Man wird dich ins Irrenhaus stecken.“
    Vinc erkannte nun, dass ihm keine Wahl mehr übrig blieb.
    „Du kannst dich doch noch an die Worte von deinem Lehrer, Herrn Santers, erinnern, als ihr allein in der Klasse wart? Ich bemächtigte mich für kurze Zeit seines Geistes.“
    „Ja. Mein Schweigen zerstörte fast die Freundschaft zwischen Tom und mir.“
    „Dann halte dich daran. Um Mitternacht sollst du am Waldhaus sein.“
    Der Magier deutete auf die Karte und den Zirkel: „Die brauchst du im Moment nicht mehr. Die sind hier unten sicher aufgehoben. Nur eines solltest du beherzigen: Präge dir diese Stelle genau ein“. Er deutete wieder oben auf die Karte.
    Vinc sah, wie sich plötzlich ein Bild abhob und schneebedeckte Berge zeigte und einen Vulkan. Dann verschwand das Bild wieder.
    „Du wirst um Mitternacht etwas seltsames erleben. Wundere dich nicht darüber, sondern denke nur daran, dass du auch in einer Fantasiewelt lebst. Hier ist alles anders, hier musst du dein irdisches Denken ablegen. So, und nun werden wir wieder nach oben gehen. Diese Höhle und unser Gespräch bleiben unser beider Geheimnis. Solltest du es ausplaudern dann ...“ Zantus sprach nicht weiter. Vinc wusste auch ohnehin, was der Magier andeuten wollte.
    Sie kamen in den Lehrsaal, in dem noch die Zauberlehrlinge saßen. Diesmal aber schweigsam. Auf der Stange saß wieder der Papagei. Vinc sah nichts Besonderes an dem Vogel, aber trotzdem schien ein seltsames Licht um das Tier zu scheinen.
    „Ich sehe, du hast ihn wieder zurückgezaubert“, sagte Zantus lobend zu dem Jungen.
    Vinc aber hörte kaum noch hin. Er schritt auf die vermeintliche Tür zu, die zum Laden führte. Wie von Geisterhand öffnete sie sich. Zu seiner Überraschung sah er am Ladentisch den Inhaber stehen.
    „Sie waren doch eben noch ...“ Vinc unterbrach sich. Ihm fiel plötzlich ein, dass die dunklen Mächte jede Gestalt annehmen konnten. Und erklären mochte er nichts. Nur eines interessierte ihn, deshalb sagte er: „Ich habe doch nach dem Tuch gefragt. Ist es noch zu haben?“
    „Ja, aber hast du auch soviel Geld, um es bezahlen zu können?“
    Nun wusste Vinc, dass er mit dem richtigen Ladenbesitzer sprach. Er wusste auch, dass dieser Mann ein Vertrauter der bösen Mächte sein musste, sonst würde er ja dieses Tuch nicht sehen. Aber Vinc war überzeugt, dass es Herr König selbst nicht wusste.
    Als er vor den Laden ging, sah er das Tuch aufgefaltet im Schaufenster. Eines ahnte Vinc: Solange er das Tuch sehen konnte, bestand keine Gefahr für die Stadt, denn da kaufte es noch keiner der finsteren Mächte. Der Ladenbesitzer konnte nicht ahnen, welcher Preis sein Reichtum sein würde. Es wäre ebenfalls sein Ende, wenn das Städtchen zerstört würde.
    Als Vinc die Schulgasse zurücklief, sah er die Auslagen der anderen Fenster nicht mehr. Und plötzlich wurde ihm bewusst, welch eine Last auf ihm lag. Er sah das Städtchen ab diesem Moment mit anderen Augen. Er musste sein Städtchen schützen. Jawohl, ab nun war es sein Städtchen.

5.Kapitel
    Pakt mit dem Bösen

    Um Mitternacht von zu Hause wegzubleiben, war an diesem Tag, an dem er an das Waldhaus befohlen wurde, kaum ein Problem. Jeden Mittwoch und Sonnabend fand auf der Parkanlage vor dem Bahnhof eine Filmnacht statt. Da die Filme erst bei Dämmerung vorgeführt werden konnten, dauerte es meist bis Mitternacht, bis sie wieder endeten. Einige Überredungskunst brauchte Vinc

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