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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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in seiner verzweifelten Situation und der dadurch bedingten panischen Betrachtungsweise wusste er nicht woher.
    War sie herzlos? Sah sie ihn denn nicht?
    „Hilf mir doch“, kam es erneut gequält von seinen Lippen. „Bitte!“ Der letzte Versuch und die Hoffnung, sie zu erweichen.
    Dann geschah etwas, was er nicht so richtig deuten konnte. Ihre faszinierenden Augen erhellten sich, sie rollte sie zur Seite, so als sehe sie jemand. Vinc sah sie nur noch verschwommen. Er meinte, sie verwandelte sich in eine hässliches Gesicht.
    Vor ihm bildete sich eine Ungestalt. Aus ihren Augen sprühte Feuer, die Dornenhecke entzündete sich. Es knisterte und zischte, es knallte und sprühte. Ein Fegefeuer entfachte sich.
    Vinc spürte nun mehr die Hitze der Glut, als das Stechen der Dornen.
    Die Höllenbrut sah ihn unentwegt bestialisch, regungs- und gnadenlos an. So heiß das Feuer, so eisig seine Augen, als wollte er Vinc hypnotisieren. Der Seltsame verschwand langsam rückwärtsgehend, wodurch eine Lücke in der Hecke frei wurde, durch die der Junge schauen konnte.
    Der Unhold bemerkte nicht die Frau hinter seinem Rücken, die mit einer Kugel in der Hand erschien.
    Vinc konnte durch das Dornengestrüpp sehen, wie sie sich hinter diesen Feuermann stellte. Ihr Kleinod blitzte unentwegt und eine eisige Kälte verbreitete sich von diesem mysteriösen Gegenstand ausgehend. Er wandte von dem Jungen ab und drehte sich zu seiner Angreiferin, hob die Arme und schickte aus den Fingerspitzen feurige Blitze zu ihr.
    Sie fing diese Attacke mit der Kugel ab. Die Blitzstrahlen verpufften zwischen ihr und dem feurigen Ungeheuer.
    Der in der Hecke um sein Leben bangende verzweifelte Vinc vergaß die Schmerzen und die Angst. Fasziniert sah er dem gigantischen Kampf zwischen den Naturgewalten zu. Den zwei Größen, die sich voreinander fürchteten und zugleich eine große Macht besaßen: Feuer und Eis.
    Vinc vergaß sogar, dass der Einsatz für dieses grausige Spiel sein junges Leben sein könnte.
    Die Frau des Eises taumelte zurück. Ein Blitz schien, an der Kugel vorbei, sie getroffen zu haben. Sie fiel ihr aus den Händen.
    Mit Grausen hörte Vinc das Lachen des Bösen, als käme es aus dem Ort der Verdammnis.
    „Ho! Ho! Ho!” Ein Triumphgeschrei voller Hohn und Verachtung.
    Erneut hob der Unhold die Arme, um sein Feuer vernichtend auf die am Boden liegende Frau zu senden. Er stoppte jäh. Warum zögerte er, diese wehrlose Kreatur zu töten? Er schritt auf sie zu.
    Sie schien sehr geschwächt, denn sie bewegte sich kaum, nur ihre Blicke folgten dem roten Ungeheuer.
    Er bückte sich, hob die Kugel auf, drehte sich zu dem in den Hecken erstarrten Jungen und frohlockte. Ein durchdringendes Hohnlachen ertönte, während er die Beute durch die Lücke der Hecke zeigte, so als wollte er, dass jeder Anteil an seinem Triumph habe.
    In seinem Glücksrausch sah er nicht, was sich in dem eroberten Gegenstand abspielte, noch was hinter seinem Rücken geschah.
    Die Frau, sichtlich erholt, streckte ihre Arme nach vorne, aus der Kugel kamen eisige Blitze.
    Diese grellen Zickzacke aus dem Kristall trafen die Augen des Unholdes. Er schrie so laut, dass der Junge fast taub wurde. Der Ungestüme ließ den Gegenstand fallen und wischte sich seine Augen. Er lief verwirrt und geblendet umher. Gequält vom Schmerz wand er sich, dabei nach allen Richtungen tretend. Schreiend und tobend verschwand er anschließend irgendwo im Wald.
    Und wie von Zauberhand verschwand die Dornenhecke und gab den Weg nach vorne frei.
    Vinc sah nach seiner Retterin, aber sie war, genauso wie ihr Gegner, weg.
    Das seltsame Unwetter war beendet und die Natur bekam wieder ihre Friedlichkeit.
    Er spürte die Nähe des Waldhauses sowie das unwiderstehliche Verlangen, in die Richtung zu laufen, wo es sich befand.
    Eine Mauer, gleich der eines Friedhofes mit einem eisernen Tor, das ständig auf und zu ging, gebot seinem Schritt Einhalt. So kannte er die Einfriedung um das Waldhaus nicht. Aber im Inneren dachte er an Arganon, diese rätselhafte Welt. Es konnte ja sein, dass er in sie versetzt wurde.
    Das nervenaufreibende Quietschen des Tores verursachte unwillkürlich eine Gänsehaut. Was sollte er hinter dieser Umgrenzung? Auf keinen Fall wollte er in das Unbekannte eindringen, lieber wieder auf dem holprigen Weg zurück. Doch als er sich umschaute, sah er links, rechts und hinter sich noch die Hecke. Sie gab ihm nur den Weg nach vorne frei, so als dirigierte sie ihn, wohin er solle.
    Jedoch

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