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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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Rätseln vor verschlossenen Hindernissen, deren Öffnung nur durch deine richtige Antwort erfolgen wird. Ich nenne dir Fragen, die du mir beantworten musst. Aber wehe, es gelingt dir nicht! Verlierst du mich auf deinem Weg, dann bist auch du verloren. Und nun schließe mich wieder, denn erst wenn du mich brauchst, lasse ich mich erneut öffnen.’
    Er hob das kostbare Buch auf und umklammerte es fest, aus Angst, er könne es schon jetzt verlieren. Als er sich zur Tür drehte, bemerkte er, dass sie sich geöffnet hatte, wohl, als er das Buch aufnahm.
    Nach dem Durchqueren der Türfüllung erblickte er, einen hellen aus Marmor bestehenden Raum. Die weiße Fläche der Wände, wie auch der Boden aus diesem Material bestehend, ließ ihn geblendet die Augen zusammenkneifen.
    Obwohl der Ort eisig wirkte, erfüllte ihn eine behagliche Wärme, hervorgerufen durch die Tatsache, dass nach den vorherigen Erlebnissen und Unwirtlichkeiten, er diesen Ort als einladend und vertrauenswürdig empfand, obgleich nicht ein einziger Gegenstand auf eine Behaglichkeit hinwies.
    Seine forschenden Blicke fielen zur Decke. Er sah oben runde Löcher von etwa zehn Zentimeter Durchmesser. Kleine Spitzen ragten heraus und es sah aus wie eine Sprinkleranlage, die er in Büroräumen irgendwo in einem Hochhaus oder einer Tiefgarage schon einmal gesehen hatte, nur diese hier zahlreicher, in kurzen Abständen angeordnet waren.
    Er vernahm leises Surren, das von der Decke her kam.
    Eiserne Spitzen senkten sich aus der Öffnung nach unten. Vinc ahnte, was da Zentimeter um Zentimeter auf ihn zukam. Das leise Surren und das monotone Geräusch der dichten herankommenden Speere ließen ihn nur vermuten, wie viel Zeit er noch zum Überleben hatte.
    Während er nach oben sah, und seine Angst immer größer wurde, bemerkte er kaum das Blinken des Buches in seiner Hand. Es blinkte greller und intensiver, so als wolle es unbedingt die Blicke des Jungen auf sich lenken.
    Er sah es schließlich und schlug das Buch auf.
    ’Löse dieses Rätsel geschwind, dann hört es auf so rasant wie der Wind. Die Lösung muss mit Blut geschrieben sein, schreib sie geschwind in mich hinein. Doch es soll nicht dein Blut sein, aber rot und schmecken soll es fein ’
    Die Worte verschwanden, die Seite blieb weiß.
    „Nenne mir das Rätsel!“, schrie Vinc verzweifelt.
    Die Spitzen der Pfeile befanden sich bereits knapp über seinem Kopf. Es erschienen wieder Worte: ‚Was ist ein Feuer ohne Hitze?’ Ihm fiel das Feuer von vorhin ein. Aber war es ein Feuer oder nur wieder Einbildung? Vielleicht das der Gedanken? Wenn er an Feuer denkt? Schnell rein schreiben. Wie denn? Welche Menge Blut würde er brauchen, um dieses Wort schreiben zu können. Womit sollte er es schreiben? Wieder Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Die Spieße senkten sich unaufhörlich herab. Sie kamen unterschiedlich, nicht gleichmäßig.
    Er suchte sich die Stelle aus, wo sie ihn erst zum Schluss erreichen würden, in der Hoffnung eines Einfalles, bevor ihn diese metallenen Dinge durchbohrten. Seine Beine versagten langsam ihren Dienst und sackten unter seinem, trotz leichten Gewichts, zusammen, sodass er auf dem kühlen unwirtlichen Boden landete.
    Entmutigt, seinen Kopf gesenkt, wartete er auf das unabwendbare Ereignis in Form einer tödlichen Speerspitze. Er zwang sich noch einmal, sein Haupt zu heben, um nach dem Verbleib der tödlichen Spitzen zu sehen. Er gewahrte an den Spießen kleine federartige Verzierungen, die sich entlang der eisernen Stangen zogen, so als wollten sie einen Flug stabilisieren, obwohl sie durch einen Mechanismus wohl starr nach unten gelenkt wurden.
    Er sah eine Chance und er musste sie schnell nutzen. Könnte er eine dieser kleinen Metallfedern lösen, dann hätte er wohl etwas zum Schreiben und er brauchte nur noch den Einfall und das Blut.
    „Was denke ich da?“, sagte er halblaut zu sich. „Ich brauche nur noch die Lösung und das Blut.“ Er schüttelte den Kopf und zweifelte, ob er noch der logisch denkende Junge war oder aber schon halb des Irrsinns.
    „Ich rede von nur noch, dabei ist das das Wichtigste und wahrscheinlich Schwerste.“ Er plauderte mit sich weiter, das tat er eigentlich dann, wenn er etwas Kniffliges zu lösen hatte, was ihm auch in der Schule bereits oft eine Rüge einbrachte.
    Zunächst war sein Streben, eine der Verzierungen zu erhaschen, damit wenigstens den Anfang seiner möglichen Rettung herbeizuführen. Nur so sehr er sich mühte, er konnte

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