Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
Vom Netzwerk:
nicht blenden von Dingen, die unscheinbar sind. Oft trügt das Aussehen. Es wird dir vieles seltsam vorkommen auf deinem gefährlichen und langen Weg. Nun höre die Botschaft, die ich dir verkünde.“
    Er schüttelte den Kopf und zweifelte an sich, denn es waren noch die Worte des Wesens eingeprägt, die besagten, dass er sie nicht sähe, sondern nur eine Einbildung.
    Überzeugt, das Gift fing an, Wirkung zu zeigen, zweifelte er an seinem Verstand, der ihn wohl langsam in Wahnsinn verfallen ließ. Jedoch, als er die liebliche Stimme hörte und hinunterschaute, sah er, wenn auch schemenhaft, dieses kleine Wesen. Sprach sie die folgenden Sätze in seinem Geiste, oder war sie es in Wirklichkeit?
    „Höre die Botschaft, die ich dir verkünde“, wiederholte sie, „gehe den Weg geradezu, weich nicht ab, weder links noch rechts. Trotze der Gefahr! Zögere nicht ein einziges Mal, das zu tun, was du musst und gehe niemals zurück, weder aus Feigheit noch aus Unentschlossenheit. Finde den grünen Stein, er ist die Lösung deines Problems.“
    „Du meinst, er heilt mich von der Vergiftung?“, fragte der Junge rasch, denn es brannte ihm auf den Lippen, es zu erfahren, wobei ihn die angekündigten Abenteuer weniger interessierten.
    Sie hörte nicht auf ihn oder wollte sie es nicht, denn sie würdigte ihn keiner Antwort, sondern trug ihre Sätze fast monoton weiter vor: „Verweile nirgends, denn deine Zeit ist bemessen. Und lasse dich nicht von der Steinwand aufhalten, durch die du hindurch musst.“
    „Welche Steinwand?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe nur den Auftrag, dir dies zu übermitteln. Ach ja, du sollst durch das Tal schnell wandern, bevor die Hügel aufgehen.“
    „Wer beauftragte dich, mit mir zu sprechen?“
    Er bekam keine Antwort mehr, denn dieser Spuk schien vorbei und mit ihm auch die Unterhaltung, mit wem auch immer.
    Die Einsamkeit und die Ungewissheit seines Schicksals umhüllte ihn wie ein unsichtbarer Mantel. So kam er sich auch vor, wie in einem viel zu engen Kleidungsstück in dieser Dunkelheit.
    Konnte er sich dies eingebildet haben und selbst in die Zukunft sehen oder war es nur der kärgliche Versuch, sich damit selbst zu trösten? Eines wusste er genau, es gab nur ein Vorwärts, dachte er an den Sumpf, der sich um das Haus zog.
    Das Wort Vorwärts und die angekündigten Hindernisse der Elfe gaben ihm die Hoffnung, dass sein Leben weiter ging. Eine Hoffnung, an die er sich klammerte, und ihn nicht verzagen ließ, wegen seines drohenden Endes, infolge des Giftes, das in seinem Körper floss.
    Eigentlich war es ziemlich egal, wie er sterben würde, ob durch das Gift oder aber durch eines der merkwürdigen Wesen, die ihm nicht wohl gesonnen waren. Dass er welchen begegnen würde, konnte er durch die Sätze der Botschafterin heraus hören.
    In einer ungewissen Dunkelheit zu gehen, war nicht einfach, wie er feststellte. Irgendeinen Weg zu wandeln und dabei keine Anhaltspunkte zu haben, um die genaue Richtung zu bestimmen, erwies sich als nervenaufreibend.
    Krampfhaft lief er geradeaus, ständig in der Furcht, auf etwas Schreckliches zu stoßen. Bald verlor er das Zeitgefühl.
    Vinc bemerkte, während er sich vorwärts tastete, keinen Widerstand. Das Haus schien endlos in seiner Ausdehnung, denn nicht eine einzige Wand gebot ihm Einhalt.
    Er spürte ein begleitendes Wesen, ein unbekanntes Etwas.
    In einiger Entfernung bemerkte er ein lohendes Licht, eine Hoffnung, dass seine kleine Odyssee beendet sein würde.
    Je näher er dieser flackernden Lichtquelle kam, desto deutlicher bemerkte er einen Eingang, der ihn wohl in einen neuen Abschnitt bringen sollte.
    Zögernd, mit einem unbehaglichen Gefühl, trat er in die Öffnung, um erschrocken zurückzutreten. Er erblickte eine steil nach unten führende Treppe, deren Stufen unzählig schienen, an deren Ende sich der Ursprung dieses Leuchtens befand. Es breitete sich wie ein riesiges Flammenmeer aus.
    Er trat auf die erste Stufe, um genauer hinabzusehen, dabei den Entschluss fassend, auf keinen Fall in dieses vernichtende Feuer hinabzusteigen. Lieber würde er im Sumpf ersticken, als dort zu verbrennen. So kam er mit sich überein, den unwirtlichen Ort zu verlassen, um nach einem anderen Weg zu suchen. Doch der Ausgang war nicht mehr vorhanden. Eine Mauer aus Stein verhinderte seinen Rückzug.
    Im Kopf hämmerte der fest in seine Sinne eingeprägte Satz: „Gehe voran und nie zurück.“ Endlich, als er sich entschloss, die Stufen hinabzusteigen,

Weitere Kostenlose Bücher