Das geheimnisvolle Tuch
ansehen. Ich habe das Gefühl, als läge da irgendwo noch eines, das wir unbedingt brauchen.“
Vinc sollte sich nicht täuschen. Sie fanden nach mehrmaligem Umstapeln der Bücher eines mit einem goldenen Deckel, auf dem in verzierten Lettern stand: Chronik des Schlosses der von und zu Balduinstein. Ein Titel, der in Vinc wiederum ein Gefühl verursachte, als kenne er ihn bereits in einem anderen Zusammenhang.
In dem Buch wurden die Ahnen der Balduinsteins aufgezählt.
„Ich kenne das Buch, es ist das, das uns Schwabbel gab. Es war auch die Chronik der Balduinsteins.“, stellte Vinc fest, nachdem er in den Seiten geblättert hatte.
„Ich konnte es noch nicht lesen, bevor es gestohlen wurde. Nur was Schwabbel uns vorgelesen hatte, ist mir bekannt. Aber wie kommt es hierher?“
Er blätterte im Buch. Dann noch einmal.
„Ich kann die Stelle nicht finden, wo die Ebenbilder sind und auch keinen Kommentar, den uns Herr Santers vorgelesen hatte. Ob das ein anderes Buch ist?“
Vinc las drinnen und stellte fest, dass es nur die Chronik von den Balduinsteins war, aber ohne die Kinder. Enttäuscht legte er es beiseite.
„Ich glaube, das wichtigste Buch, das wir finden sollten hatten wir bereits entdeckt. Es wäre sinnlos noch weiter zu suchen. Wir verplempern nur unsere Zeit. Wir müssen weiter um unseren Auftrag zu erledigen. Und läuft die Zeit davon.“ Auf einmal rief Vinc: „Vanessa! Die haben wir ja ganz vergessen!“
Wie konnte er nur das Wesen vergessen, das ihm mehr als alle andere ans Herz gewachsen war.
„Die ist doch von der Dienerin auf ihr Zimmer gebracht worden. Sie wird sich erst einmal ausruhen“, beruhigte ihn Zubla.
„Du hast recht. Aber warum sitzen in uns diese Geister?“, fragte Vinc.
„Ich kann mir vorstellen, dass dies mit euerem Geschlecht zu tun hat. Nur was?“, überlegte Zubla ungeachtet des erregten Ausbruches seines Freundes.
„Und noch etwas. Der böse Geist ist nicht nur in mir, weil er nicht auf Erden, sondern weil er auf Arganon nicht in ein bestimmtes Gebiet kann.“
„Arganon! Natürlich! Wahrscheinlich befinden wir uns schon dort!“, rief Zubla und dämpfte sofort wieder seine Stimme, aus Angst, entdeckt zu werden.
Dann fanden sie doch noch ein Buch. Ein Wälzer mit einem grünen Einband und einer Schlange, die das Maul weit aufsperrte.
Der Junge schlug es auf und las: „Du, der mich findest, lies mich aufmerksam und denk nach. Ich zeige dir den Weg. Ohne mich wirst du niemals kommen von diesem Ort der Ausweglosigkeit. Du, der mich nicht weiß zu deuten, du wirst für ewig verbannt sein auf diesem Schloss. Du wirst hier wandern zwischen Leben und Tod. Ich bin der Schlüssel für die Öffnung des Tores. Benutze des Rätsels Lösung, die du fandest im Buch des blinden Engels. Ich bin die Ergänzung dieses Rätsels. Du brauchst drei Bücher, um deine Reise fortsetzen zu können. Das Buch der Schlange, also mich, das Buch des blinden Engels und das Buch der Rätsel.“ Vinc las laut und deutlich, aber den letzten Satz schleppend und enttäuscht.
Vinc las weiter. „Die Lösung ist im Schloss, wo der Wanderer setzt seinen müden Fuß. Wo verteilen sich die Menschen, die kommen in das Innere und wo sie gehen zu der weilenden Stätte.“ Vinc hielt inne. „Mann, können die nicht anständig schreiben? Was soll dieses Kauderwelsch?“
„Hast du nicht gelesen? Du sollst denken“, bemerkte der Kleine ironisch.
„Na, dann tu es doch mal, du Wesen mit den vielen Gehirnen. Ich habe nur eines.“ Verärgert, aber mit einem versöhnlich Unterton, reagierte Vinc auf die Äußerung von seinem Freund, ahnend, dass dieser etwas wusste, was er nicht nur den Worten entnahm, sondern es auch seiner Stirn ansah. Denn dieser Wicht besaß mit dem Spiel seiner Stirn zwei Eigenarten: Hatte er Sorgen, bildeten sich große Falten auf der Stirn, hatte er eine gute Idee, dann entstanden kleine Fältchen. hervorbrachte, die von einem Einfall, einer Überlegenheit zeugten.
„Ich weiß, was gemeint ist. Wo spielt sich alles im Schloss am Anfang ab? Überlege!“
Vinc schüttelte den Kopf und zuckte, als Nachdruck seiner Unwissenheit, die Schultern.
„Na? Na?“, fragte der Kleine lauernd. Er genoss es, dabei seinen menschlichen Kumpel in seiner Hilflosigkeit zu sehen. „Naaaaaaa“, sagte er noch einmal gedehnt, aber beantwortete schnell selber seine Frage, als er das zornige Aufflackern in den Augen von Vinc sah.
„In der Diele. Der Wanderer kommt hier zuerst an und die
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