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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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sehen durch die Dunkelheit läuft“, sagte auf einmal Vanessa langsam, als prüfe sie jedes Wort. „Klar. Schaut mal, die vielen Fackeln ringsum. Sie leuchten den Boden aus. Ich glaube, wir brauchen Dunkelheit.“
    Sie sahen das Mädchen verständnislos an. „Wir müssen die Fackeln löschen“, erklärte sie.
    „Und wie?“, fragte der Junge.
    Sie zuckte die Schultern, denn dass wusste auch sie nicht.
    „Aber ich weiß es“, sagte Drialin. Und ehe sich die kleine Gesellschaft versah, murmelte die Koboldin etwas und plötzlich herrschte Dunkelheit ringsumher. Und da sahen sie es, was die Deutung des Buches meinte. Die Fliesen wurden von unten beleuchtet, als beständen sie aus Glas. Und sie erblickten Zahlen in römischen Zeichen.
    „Ihr bleibt hier oben. Ich werde dem Buch folgen und die Zahlen besteigen.“ Vinc wartete gar nicht erst auf eventuelle Proteste, sondern eilte nach unten. Hier angekommen, konnte er nichts mehr erkennen. „Ihr müsst mich lenken!“, rief er so leise wie möglich, um nicht jemanden zu wecken, der sie bei ihrem Unternehmen stören könnte.
    So übernahm Vanessa diese Aufgabe. Drialin und Zubla waren inzwischen an die Treppe gegangen, die Gegend beobachtend, um zu warnen, wenn jemand Unliebsames auftauchte.
    Vanessa hatte sich die Zahlen gut eingeprägt, zumal das Leben ihres Freundes davon abhing, Sie dirigierte ihn an den Rand des Musters, wo er die Fläche zuerst betreten musste. Vinc stellte sich nach ihrem Geheiß hin, erst auf die Drei und dann auf die Vier.
    Vanessa schoss es durch den Kopf, dass auf ihr eine furchtbare Last der Verantwortung für das Leben ihres Freundes lag. Die Sinne kreisten fast nur noch um ihre Fürsorge, dass sie fast die Zahlen vergaß, die sie ihm nennen musste Aber sie konnte sich wieder unter Kontrolle bringen und überlegte die nächsten Nummern. Die Zwei befand sich genau vor der verbotenen Fünf. Sie wagte ihn kaum zum weiteren Gehen aufzufordern, denn ein Fehlsprung und er würde das Feld des Todes erreichen.
    Die Gruppe war so vertieft in diese Prozedur, dass sie gar nicht die gelben Augen über sich bemerkte, die unaufhörlich von der Decke herab stierten, dabei jedes Detail beobachtend.
    „Du musst jetzt auf die Zwei links vorne springen. Es sind zwei Kacheln dazwischen und die hintere direkt an der Zwei, ist die verbotene Fünf.“
    Der Angewiesene hörte die Worte, als seien sie in weiter Ferne. Er wusste um die Gefahr, in der er jetzt schwebte. Sprang er zu weit, erreichte er die Fünf, so würde er wohl nie mehr erfahren, wie der Ausgang dieses Spiels sei. Ein Spiel, grausamer es nicht sein konnte. Schwer kämpfend mit sich, wann er den eigenen Befehl geben sollte für diesen entscheidenden Sprung. Eine Entscheidung, bei der man auf seine innere Bereitschaft wartete, abwägend, wann der Augenblick da sei, um ja nicht etwas verkehrt zu machen. Er glaubte eine Ewigkeit seines Gedankenspieles, aber in Wirklichkeit dauerte es Sekunden von dem Ankommen der Stimme des Mädchens, bis hin zum Entschluss, der Anweisung zu folgen.
    Es war schwierig, wie bereits aus Erfahrung gesammelt, aus dem Stand genau die Fliese zu treffen, auf die er sollte. Vinc, der genau da stand, was das Buch beschrieb, nämlich wenn man davor sich befände nichts sehe, so bewahrheitete sich diese Weissagung und er sah nicht eine Zahl. Es lagen zwei Fliesen zwischen ihm und der richtigen Ziffer. Drei bis zu seinem Ende. Wie sollte er seine Sprungkraft einschätzen?
    Er hob sich in die Luft und erzeugte einen Vorwärtssprung. Vom Abspringen zum Aufsetzen schien eine Ewigkeit zu vergehen, obwohl dies nur Bruchteile von Sekunden waren. Er spürte das Aufkommen seiner Füße auf dem Boden. Er erblickte ein helles Aufblitzen. Ein greller Strahl kam herunter und er sah nach oben, wo er ein gelbes Licht erkannte. Als dieses verschwand, sah er, noch ein wenig geblendet, zwei gelbe Augen, die sich ebenfalls entfernten. Er bemerkte vor sich eine Öffnung, in der sich, wie von Geisterhand geschaffen, Stufen bildeten, die hinab in das Unbekannte führten.
    Das Mädchen lief schnell mit ihren kleinen Begleitern zu Vinc und stellte sich mit ihnen ebenfalls vor die Öffnung. Die Stelle des Abstiegs bildete sich genau auf der todbringenden Fünf. Die ringsum herrschende Dunkelheit ließ diesen Eingang in die Tiefe als bedrohlichen furchterregenden Schlund erscheinen.
    „Kannst du nicht wieder Licht machen?“, fragte Vinc die kleine Zauberin.
    „Nein“, antwortete sie. „Mein

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