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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gedrungen und
schielte auf einem Auge. Er hatte einen Knick in der Nase und kleine Narben im
Gesicht. Er sah aus, als wäre er in der Gosse großgeworden. Was aber nicht zu
traf. Sein Vater war Chefarzt eines Krankenhauses — und sterbenskrank geworden,
seit sein Sohn als Terrorist gesucht wurde. Weshalb Martin Macke sich dazu
entschieden hatte, wußte niemand außer ihm — und nicht mal er genau. Es hing
wohl zusammen mit seinem Hang zu Gewalttätigkeit.
    „Na, Jens? Was Bestimmtes?“
fragte Lotzka.
    Er war hochgewachsen und
schlank. Sein lackschwarzes Haar klebte am schmalen Schädel. Es sah nach
Perücke aus, war aber echt. Sein Gesicht war Ebenmaß. Das änderte sich nur,
wenn er lachte. Dann sah man die schiefstehenden Zähne.
    „Ich glaube, ich habe was für
euch“, nickte Dikal. „350 000 in bar. Kein Risiko.“ .
    „Das kommt wie gerufen“, sagte
Lotzka.
    „Immer noch keine Spur von
Erwin Roland?“ fragte Dikal.
    Die drei sahen ihn an, als käme
er vom Mond.
    „Hast du’s nicht in den
Nachrichten gehört. Schon zweimal haben sie’s gebracht.“ Lotzka deutete zum
Radio, als bedürfe es der Geste noch.
    „Nee, ich war beim Squash. Was
ist denn?“
    „Heinz hat den Roland gefunden.
Aber der ahnte, daß wir ihm dicht auf den Fersen sind. Mit ‘ner Bombe im
Schließfach hat er sich abgesichert. Trotzdem hätte Heinz das Geld beinahe
gehabt. Aber im letzten Moment kam ein Junge dazwischen. Das Ende vom Lied ist:
Roland sitzt im Knast. Die Polizei hat das Geld. Und Heinz konnte in letzter
Sekunde noch türmen. Jeder Polizist sucht jetzt nach ihm. Er angerufen. Aber
ich habe ihm gesagt, er soll sich im Quadrat B verstecken. Sich hierher
durchzuschlagen — das ist zu riskant. Für uns alle. Von diesem Versteck weiß
Roland zum Glück nichts. Auch nicht von Quartier B. War schon richtig, ihn
nicht in alles einzuweihen.“
    „Ich bin von den Socken!“ Dikal
verzog das Gesicht. „Aber wieso ist ein Junge dazwischen gekommen?“
    „Weiß der Himmel. Ein gewisser
Peter Kasten.“
    „Carsten“, verbesserte Hanna.
    „Was?“ schrie Dikal. „Der?“
    Lotzka schob die Brauen
zusammen. „Du kennst ihn?“
    „Ist einer der Heimschüler. Aus
der 9 b. Muß überall mitmischen und ist immer auf Achse. Hm.“
    Den Zwischenfall am Schwarzen
Brett verschwieg er.
    „Kannst ihm ja eins überbraten,
soweit das in deiner Macht steht.“
    Lotzka trat zum Fenster und
blickte auf die Straße hinunter. Aber dort rührte sich nichts.
    „Wo, sagtest du, können wir die
350 000 abholen?“
    „Der Alte heißt Hagedorn
und...“
    Der Molch berichtete, was er
von seinem Squash-Partner erfahren hatte.
    „Das rettet uns!“ Lotzka rieb
sich die Hände. „Es dürfte ein Kinderspiel sein, dem Alten das Geld
abzunehmen.“
    „Das macht ihr mit einer Hand“,
nickte Dikal.
    „Eine Hand wäre zu wenig. Aber
zwei genügen. Das heißt, nur einer von uns wird hingehen. Einer fällt weniger
auf. Das ist ratsam, jetzt — da die Bullen so hummelig sind. Ich übernehme das.
Aber ich brauche einen unverdächtigen Helfer. Wie ist es, Jens? Du willst dich
doch bewähren — um dabei zu sein, wenn wir die Welt aus den Angeln heben.“
    Dikal nickte. „Gemacht.“
Verwundert sah er, womit Hanna Neu sich im Nebenzimmer beschäftigte.
    Sie hatte zwei Koffer
aufgeklappt und begann, ihre persönlichen Habseligkeiten einzupacken.
    „Es ist wieder soweit“, nickte
Lotzka, der den Blick auffing. „Wir ziehen ab ins nächste Quartier. Hier werden
die Nachbarn allmählich aufmerksam. Tja, unsereins lebt ständig aus dem
Koffer.“
    Metall klirrte. Hanna Neu hatte
zwei Maschinenpistolen aufeinander gelegt. Auf einem wackligen Tischchen lagen
drei großkalibrige Pistolen.
    „Und wohin geht’s jetzt?“
fragte Dikal.
    „Quartier B. Gib mal das
Telefonbuch, Martin! Wir müssen feststellen, wo dieser Hagedorn wohnt,“

    *
     
    Als Tarzan bei Gaby ankam,
waren seine Freunde auf dem Hof. Sie spielten mit Oskar, Gabys schwarzweißem
Cockerspaniel, der aber sofort alle andern vergaß und Tarzan mit Freudengebell
entgegensprang. Tarzan mußte ihn kraulen und zausen. Es dauerte eine Weile, bis
sich der treue Vierbeiner zufriedengab.
    Tarzan lächelte. Oskars
Anhänglichkeit entschädigte etwas für den Mißerfolg.
    „Leider sehe ich
Schwierigkeiten auf uns zukommen“, meinte er dann. „Dikal ist ständig mit
seiner blöden Kiste unterwegs. Und die hängt uns ab.“
    „Uns sowieso“, sagte Gaby, „und
dich sogar. Wie wollen wir ihn da

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