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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Mädchen, du darfst ab jetzt mit uns gehen.« Den aufkeimenden Jubelschrei Gretlins würgte sie mit einer forschen Handbewegung ab.
    »Aber du musst so nahe wie nur möglich bei uns bleiben. Du gehst keine zwei Schritt weg von mir, ist das klar?«
    Freudig nickte Gretlin.
    »Bleib mir vor allem von den Männern fern!«
    »Freilich, so wie immer mach ich das, Elsbeth«, das Mädchen wirbelte herum, konnte sich vor Freude nicht fassen.
    »Nein«, unterbrach Elsbeth sie ärgerlich und hielt sie ein wenig zu fest an den beiden Unterarmen.
    »Es ist nicht so wie immer, Mädchen, wir müssen für dich ein Versteck finden, wenn ich arbeiten muss. Und wenn du mit mir unterwegs bist, dann funktioniert das nur, wenn du auch«, hier machte sie eine kleine Pause und sah Gretlin fest in die Augen, »das gelbe Tüchel trägst!«
    »Du meinst, Elsbeth«, hier flüsterte das Mädchen fast unhörbar, »ich bin dann auch eine von euch, eine Hübschlerin?«
    »Kind, du wirst hoffentlich nie wirklich zu einer freien Tochter werden, da sei Gott davor, aber sobald du das Haus mit mir verlässt, musst du so tun, als wärst du eine«, seufzte Elsbeth, »sonst kannst du nicht mit! Und du hast den Merckel ja gesehen, hierbleiben ohne mich geht nicht, verstehst du das? Weißt du, was ich meine, du darfst ihm nicht allein unter die Augen treten, verstanden?« Eifrig nickte das junge Mädchen, und Elsbeth sah auf die geröteten, frischen Wangen, das feine Blondhaar, das natürliche Lächeln. Böse Ahnungen machten ihr die Brust plötzlich eng, und sie fragte sich, wie lang noch sie eine schützende Hand über ihre unbedarfte Gretlin halten konnte.

    *

    »Als du mir gesagt hast, Oheim, dass ich mir die Luft der großen, weiten Welt um die Nase wehen lassen soll, da hast du aber vergessen zu sagen, dass diese Luft erbärmlich kalt ist!« Schniefend setzte sich Sander in seinem Sattel auf, um sich sein linnenes Tuch zu holen, das aber nicht viel nützte, es war bereits durchweicht und schmutzig.
    Dennoch wischte er beherzt über seine Nase, die nun nach fast vier Wochen Reisezeit nicht mehr sommersprossig war, sondern rot gefroren und rissig. Wie fehlte ihm Lucca!
    Bernhard von Randegg, der nur eine Pferdelänge vor seinem Mündel ritt und sich mit seinen Gefährten über das bevorstehende Treffen mit dem Bischof von Passau austauschte, hatte Sander gar nicht gehört.
    Dafür aber der stämmige Jüngling, der neben ihm ritt. Er kicherte höhnisch und blickte seinen Freund diabolisch an.
    »Na Sander, macht sich ein Rotzglöckchen wieder selbständig? Bei dir bimmelt es aber auch andauernd aus beiden Nasenlöchern!«
    »Mir ist kalt.«
    »Verwöhnt bist du, das ist alles, es ist ein bisschen frisch, aber durchaus auszuhalten. Wenn man nicht ein so behütetes Bürschchen wie du bist, versteht sich.« Damit lugte Ewald wieder nach nebenan. Kopfschüttelnd betrachtete er seinen Freund, der inzwischen die Kapuze seines Reisemantels ins Gesicht gezogen hatte und mürrisch seine eigenen Hände betrachtete, die die Zügel führten.
    »Warum meckerst du dauernd, Sander, warum bläst du ständig Trübsal und beschwerst dich über alles und jedes«, fragte Ewald plötzlich und setzte fort, ohne eine Antwort abzuwarten, »ein paar Stunden noch, und wir sind in Augsburg! Freu dich doch, du hast die Alpen überquert, du bist im Norden, gesund und wohlbehalten!« Sander knurrte nur. »Weißt du, mein Freund, du bist schlimmer als meine vier Schwestern zu Hause!« Damit trieb Ewald sein Pferd an und schloss sich der vorderen Gruppe an.
    Missmutig ritt Sander allein weiter. Die Reise war bisher nur anstrengend für ihn gewesen. Ja da hatte Ewald leicht lachen, er war ja schließlich schon seit seinem zehnten Lebensjahr unterwegs, er war es gewohnt, sich Wind und Wetter auszusetzen, er liebte unwirtliche Gegenden. Da half es auch nichts, dass wohl schon über 50 Mal kaiserliche Gesandte oder die Herzöge, Könige und Kaiser selbst den Brenner, also die Valle Tridentiam den Passo del Brennero, wie sie die Verbindung über die Alpen nannten, überquerten – und das zu jeder Jahreszeit. Für ihn, Sander, war es das erste Mal, diesen Pass in über 1000 Meter Höhe zu bezwingen, und nur das zählte für ihn. Was noch viel schwerer wog, war die Tatsache, dass Sander nicht freiwillig diese Reise unternahm. Er wollte seine Augsburger Verwandten ja nicht sehen, und was bitte, ging ihn eine herzogliche Hochzeit im fernen Wien eigentlich an. Er reiste, um seinem Oheim einen

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