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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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aber erstickte. Und voller Scham, daß ihr erneut die Tränen in die Augen stiegen, verbarg sie die Bilder und war zu Tode betrübt, daß sie nicht in eine Kirche gehen und dort niederknien konnte, um sich zu erleichtern und sich stundenlang auszuweinen.
    Ruhiger geworden, arbeitete Frau Caroline seit zehn Minuten wieder an der Denkschrift, als der Kammerdiener kam und ihr sagte, der tags zuvor entlassene Kutscher, Charles, wolle unbedingt die gnädige Frau sprechen. Saccard, der ihn selbst eingestellt, hatte ihn beim Haferstehlen überrascht Sie zögerte, willigte dann aber ein, Charles zu empfangen.
    Charles war ein großer, gutaussehender Bursche; Gesicht und Hals glatt rasiert, wiegte er sich lässig in den Hüften mit der dreisten, geckenhaften Miene eines von den Frauen ausgehaltenen Mannes und hatte ein unverschämtes Auftreten.
    »Gnädige Frau, ich komme wegen der zwei Hemden, die mir die Wäscherin verdorben hat und die sie mir nicht ersetzen will. Sicher wird die gnädige Frau nicht denken, daß ich so einen Verlust hinnehmen kann … Die gnädige Frau ist verantwortlich, und ich verlange, daß mir die gnädige Frau meine Hemden bezahlt … Ja, ich verlange fünfzehn Francs.«
    In solchen Haushaltsfragen war Frau Caroline sehr streng. Vielleicht hätte sie ihm die fünfzehn Francs gegeben, um jeden Streit zu vermeiden. Aber die Frechheit dieses Mannes, der tags zuvor auf frischer Tat ertappt worden war, empörte sie.
    »Ich schulde Ihnen nichts, und ich werde Ihnen nicht einen einzigen Sou geben … Im übrigen hat mich Herr Saccard vor Ihnen gewarnt und mir strikt verboten, etwas für Sie zu tun.«
    Charles trat drohend einen Schritt näher.
    »Ach, Herr Saccard hat das gesagt, ich habʼs ja geahnt, aber das hätte er nicht tun sollen, der Herr Saccard, denn jetzt haben wir bald was zu lachen … Ich bin nicht so dumm, als daß ich nicht gemerkt hätte, daß die gnädige Frau seine Geliebte war …«
    Errötend stand Frau Caroline auf und wollte ihn zur Tür hinausjagen. Aber er ließ ihr nicht die Zeit und fuhr lauter fort:
    »Vielleicht wird die gnädige Frau froh sein zu erfahren, wohin der Herr zwei- oder dreimal in der Woche geht, von vier bis sechs, wenn er sicher ist, die fragliche Person allein anzutreffen …«
    Sie war plötzlich sehr bleich geworden, alles Blut strömte ihr zum Herzen. Mit einer heftigen Gebärde wollte sie ihn hindern, eine Enthüllung auszusprechen, der sie seit zwei Monaten auswich.
    »Ich verbiete Ihnen ausdrücklich …«
    Allein er schrie lauter als sie.
    »Es handelt sich um die Baronin Sandorff … Herr Delcambre hält sie aus, und um sich mit ihr vergnügen zu können, hat er eine kleine Parterrewohnung in der Rue Caumartin gemietet, ziemlich an der Ecke der Rue Saint-Nicolas, in dem Haus mit dem Obstladen … Und jetzt geht also Herr Saccard dorthin und setzt sich in das warme Nest …«
    Sie hatte den Arm nach der Klingel ausgestreckt und wollte den Mann hinauswerfen lassen, aber er hätte bestimmt vor dem Personal weitergeschrien.
    »Und was für ein warmes Nest, sage ich Ihnen! Ich habe dort meine Freundin Garisse, das Dienstmädchen, die hat die beiden beobachtet und gesehen, wie ihre Herrin, die sonst ein richtiger Eiszapfen ist, einen Haufen Schweinereien mit ihm getrieben hat …«
    »Schweigen Sie still, Sie Elender! Da, Ihre fünfzehn Francs!«
    Und mit einer Gebärde unsagbaren Ekels übergab sie ihm das Geld, denn ihr war klar, daß das der einzige Weg war, ihn loszuwerden. Tatsächlich wurde er sofort wieder höflich.
    »Ich will nur das Beste für die gnädige Frau … Das Haus mit dem Obstladen. Hinten im Hof ist eine Freitreppe … Heute ist Donnerstag, es ist jetzt vier Uhr, wenn die gnädige Frau sie überraschen möchte …«
    Aschfahl drängte sie ihn wortlos zur Tür.
    »Zumal die gnädige Frau heute vielleicht ein hübsches Späßchen miterleben könnte … Clarisse denkt nicht daran, in so einer Bude zu bleiben! Und wenn man eine gute Herrschaft gehabt hat, hinterläßt man ihr ein kleines Andenken, nicht wahr? Guten Abend, gnädige Frau.«
    Endlich war er gegangen. Frau Caroline verharrte einige Sekunden unbeweglich, sie überlegte und begriff, daß Saccard eine ähnliche Szene bevorstand. Mit einem tiefen Seufzer sank sie dann kraftlos an ihrem Arbeitstisch nieder und ließ den Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, freien Lauf.
    Diese Clarisse, ein mageres blondes Mädchen, hatte ihre Herrin kurzerhand verraten und Delcambre

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