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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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verzichten. Das ist der Rat, den ich allen unseren Freunden gebe.«
    »Oh, Herr Saccard, der Happen ist zu groß, meine Tochter und ich wollen nicht so hoch hinaus … Am Anfang habe ich acht Aktien genommen, für die viertausend Francs Ersparnisse, die meine arme Frau uns hinterlassen hat; und ich habe immer noch bloß diese acht, weil wir bei den anderen Emissionen, nicht wahr, als das Kapital zweimal verdoppelt wurde, nicht soviel Geld hatten, um die Papiere zu nehmen, die uns zustanden … Nein, nein, darum geht es nicht, man darf nicht so gierig sein. Ich wollte nur den gnädigen Herrn fragen, ohne ihn beleidigen zu wollen, ob der Herr der Meinung sind, daß ich verkaufen soll.«
    »Wieso verkaufen?«
    Nun legte Dejoie mit allerlei Umschweifen ängstlich und respektvoll seinen Fall dar. Zum Kurs von dreizehnhundert Francs waren seine acht Aktien zehntausendvierhundert Francs wert. Er konnte also gut und gerne Nathalie die sechstausend Francs Mitgift geben, die der Papierwarenhändler forderte. Aber angesichts der ständigen Hausse der Wertpapiere hatte er Appetit auf Geld bekommen; tyrannisch verfolgte ihn der anfangs noch ganz vage Gedanke, sich seinen Anteil zu sichern, eine kleine Rente von sechshundert Francs für sich zu haben, die ihm erlauben würde, sich zur Ruhe zu setzen. Bloß, ein Kapital von zwölftausend Francs zusätzlich zu den sechstausend Francs für seine Tochter, das ergab den ungeheuren Gesamtbetrag von achtzehntausend Francs; und er hatte keine Hoffnung, je auf diese Zahl zu kommen, denn er hatte ausgerechnet, daß er dafür den Kurs von zweitausenddreihundert Francs abwarten müßte.
    »Sie verstehen, Herr Saccard, wenn das nicht mehr steigen sollte, verkaufe ich lieber doch, weil Nathalies Glück allem anderen vorgeht, nicht wahr? Aber wenn das noch steigt, täte es mir in der Seele weh, verkauft zu haben …«
    Saccard platzte los.
    »Ach, mein Bester, Sie sind ja dumm! Glauben Sie vielleicht, daß wir bei dreizehnhundert stehenbleiben? Verkaufe ich etwa? Sie werden Ihre achtzehntausend Francs bekommen, dafür bürge ich. Und jetzt verschwinden Sie! Und schmeißen Sie mir diese Leute raus, die da noch warten; sagen Sie ihnen, ich bin weggegangen!«
    Als Saccard allein war, konnte er die beiden Abteilungsleiter wieder zu sich rufen und seine Arbeit in Ruhe beenden.
    Es wurde vereinbart, im August eine außerordentliche Generalversammlung abzuhalten, um über die neue Kapitalerhöhung zu beschließen. Hamelin, der dabei den Vorsitz führen sollte, ging in den letzten Julitagen in Marseille an Land. Seine Schwester riet ihm seit zwei Monaten in jedem ihrer Briefe immer dringlicher zur Heimkehr. Sie fühlte inmitten des plötzlichen Erfolges, der von Tag zu Tag deutlicher wurde, eine dumpfe Gefahr heraufziehen, eine grundlose Furcht hatte sie gepackt, über die sie nicht einmal zu sprechen wagte; sie wollte, daß ihr Bruder kam und sich selbst Klarheit über die Lage der Dinge verschaffte, denn sie begann an sich selbst zu zweifeln und fürchtete, Saccard gegenüber machtlos zu sein, sich derart blenden zu lassen, daß sie ihren Bruder, den sie so liebte, verriet. Hätte sie ihm nicht ihr Verhältnis eingestehen müssen, von dem er in seiner Unschuld als ein Mann des Glaubens und der Wissenschaft, der als Traumwandler durchs Leben ging, bestimmt keine Ahnung hatte? Dieser Gedanke war ihr äußerst peinlich; und sie fand sich zu feigen Kapitulationen bereit, sie feilschte mit der Pflicht, die ihr jetzt, da sie Saccard und seine Vergangenheit kannte, deutlich gebot, alles zu sagen, damit man auf der Hut sein könnte. In ihren starken Stunden gab sie sich das Versprechen, eine entscheidende Aussprache herbeizuführen und die Verwaltung von so beträchtlichen Geldsummen nicht ohne Kontrolle verbrecherischen Händen zu überlassen, in denen schon so viele Millionen ins Wanken geraten, zerronnen waren und die Leute unter sich begraben hatten. Das war der einzig mögliche Weg, mannhaft, ehrlich und ihrer würdig. Dann aber trübte sich ihre Hellsichtigkeit wieder, sie wurde schwach, zauderte, fand nur noch Unregelmäßigkeiten zu beanstanden, die bei allen Kreditinstituten vorkamen, wie Saccard versicherte. Vielleicht hatte er recht, wenn er ihr lachend sagte, das Ungeheuer, vor dem sie sich fürchtete, sei der Erfolg, dieser aufsehenerregende Erfolg in Paris, der blitzartig kommt und der sie zittern machte wie unter dem Eindruck von etwas Unvorhergesehenem und unter der Angst vor einer

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