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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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auch sehr. Mein Mann ist ein hochanständiger Mensch. Und da werde ich ihn doch nicht umbringen, indem ich ihm Kummer bereite … Was soll ich mit Ihrem Geld anfangen, wenn ich es nicht meinem Mann geben kann? Wir sind nicht unglücklich, eines Tages setzen wir uns mit einem hübschen Vermögen zur Ruhe; und wenn mir diese Herren alle die Freundschaft erweisen, weiter bei uns einzukaufen, nehme ich das gern an … Oh, ich behaupte nicht, uneigennütziger zu sein, als ich bin. Wenn ich allein wäre, würde ich schon sehen. Aber noch einmal, Sie bilden sich doch wohl nicht ein, daß mein Mann Ihre hunderttausend Francs nehmen würde, nachdem ich mit Ihnen geschlafen hätte … Nein, nein! Nicht für eine Million!«
    Und sie hielt an ihrem Entschluß fest. Saccard, den dieser unerwartete Widerstand erbitterte, war fast einen ganzen Monat lang hartnäckig hinter ihr her. Mit ihrem lachenden Gesicht und den zärtlichen großen Augen voller Mitleid brachte sie ihn aus der Fassung. Wieso konnte man für Geld nicht alles haben? Da war eine Frau, die andere für umsonst besessen hatten und die ausgerechnet er nicht bekommen sollte, obschon er einen irrsinnigen Preis bot! Sie sagte nein, weil sie nicht wollte. Er litt grausam darunter in seinem Triumph, als müßte er an seiner Stärke zweifeln, als sähe er insgeheim die Macht des Goldes schwinden, die er bis dahin für absolut, für unbegrenzt gehalten hatte.
    Aber eines Abends wurde seine Eitelkeit dennoch aufs beste befriedigt. Es war der Höhepunkt in seinem Leben. Im Außenministerium fand ein Ball statt, und dieses Fest anläßlich der Weltausstellung hatte er gewählt, um sein Glück einer Nacht mit Madame de Jeumont öffentlich zu Protokoll zu geben; denn bei den Geschäften, die diese schöne Person tätigte, war stets mit einbegriffen, daß der glückliche Käufer einmal das Recht hatte, sich mit ihr zu zeigen, so daß die Angelegenheit voll und ganz die gewünschte Publizität erhielt. Also betrat Saccard mit Madame de Jeumont am Arm gegen Mitternacht die Salons, in denen sich, unter der flammenden Helle der Kronleuchter, zwischen den schwarzen Fräcken nackte Schultern drängten; der Ehemann folgte ihnen. Als sie erschienen, traten die Gruppen beiseite; man machte dieser Zweihunderttausendfrancslaune, die sich da zur Schau stellte, diesem Skandal zügelloser Begierden und irrsinniger Verschwendung, bereitwillig Platz. Man lächelte und tuschelte, belustigt, ohne Zorn, mitten in dem berauschenden Duft der Korsagen, die fernen, einschläfernden Klänge des Orchesters im Ohr. Im Hintergrund eines Salons aber drängte sich eine ganz andere Flut von Neugierigen um einen Riesen, der eine strahlende, prachtvolle weiße Kürassiersuniform trug: der behäbig lachende Graf von Bismarck, dessen hohe Gestalt alle Köpfe überragte, ein Mann mit großen Augen, kräftiger Nase, mächtigen Kinnladen, die unter dem Schnauzbart eines barbarischen Eroberers verschwanden. Nach Königgrätz hatte er Deutschland an Preußen ausgeliefert, die lange geleugneten Bündnisverträge gegen Frankreich waren seit Monaten unterzeichnet, und der Krieg, der beinahe schon im Mai ausgebrochen wäre, aus Anlaß der Luxemburg-Affäre97, war fortan unvermeidlich. Als Saccard mit Madame de Jeumont am Arm und dem Ehemann im Gefolge triumphierend den Raum durchquerte, unterdrückte Graf von Bismarck, der spottlustige, gutmütige Riese, für einen Augenblick sein Lachen und sah sie neugierig vorübergehen.

Neuntes Kapitel
    Frau Caroline war wieder allein. Hamelin war wegen der Formalitäten, die die endgültige Errichtung der Gesellschaft mit einem Stammkapital von hundertfünfzig Millionen erforderlich machte, bis Anfang November in Paris geblieben; und abermals gab er auf Saccards Wunsch bei Maître Lelorrain in der Rue Sainte-Anne die gesetzlich vorgeschriebenen Erklärungen ab und versicherte, daß alle Aktien gezeichnet und das Kapital eingezahlt sei, was nicht der Wahrheit entsprach. Dann reiste er nach Rom, wo er zwei Monate bleiben und wichtige Dinge erkunden sollte, über die er sich ausschwieg; zweifellos ging es um seinen famosen Traum vom Papst in Jerusalem sowie um ein anderes großes Projekt von mehr praktischer Bedeutung, nämlich die Umwandlung der Banque Universelle in eine katholische Bank, die von den Interessen der gesamten Christenheit getragen wäre: eine riesige Maschine, die die jüdische Bank zerschmettern und vom Erdball hinwegfegen sollte. Von Rom aus gedachte er noch einmal in

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