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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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mir noch schulden!«
    Und als Saccard in der Absicht, ihn zu reizen, sagte, für diese Schuldforderung, die ihn bestimmt keine zehn Francs gekostet hätte, sei er schon vierzigmal bezahlt worden, drohte ihn in der Tat der Zorn zu ersticken.
    »Da haben wirʼs! Alle kommen mir damit … Aber da sind auch noch die Unkosten, nicht wahr, diese Schuld von dreihundert Francs ist auf über siebenhundert Francs angestiegen … Aber was geht mich das überhaupt an? Wenn man mich nicht bezahlt, klage ich. Kann ich dafür, daß die Justiz so teuer ist? Das ist ihre Schuld. Wenn ich eine Schuldforderung für zehn Francs gekauft habe, soll ich mir also zehn Francs zurückerstatten lassen, und damit Schluß. Ausgezeichnet! Und meine Risiken, und meine Laufereien, und meine Kopfarbeit, ja, mein Verstand? Gerade wegen dieser Sache Jordan können Sie Frau Méchain hier fragen. Sie hat sich damit befaßt. Und was ist sie gelaufen, und was hat sie für Schritte unternommen, die Schuhsohlen hat sie sich beim Treppensteigen abgewetzt, in allen Redaktionen hat man sie wie eine Bettlerin vor die Tür gesetzt, ohne ihr je die Adresse zu geben. Wir haben uns Monate mit diesem Fall abgeplagt, haben davon geträumt, haben daran gearbeitet wie an einem Meisterwerk, er hat mich irrsinnig viel Geld gekostet, wenn ich bloß zehn Sous für die Stunde ansetze!«
    Er geriet in Erregung und wies mit einer weiten Gebärde auf die Akten, die den Raum füllten.
    »Ich habe hier für über zwanzig Millionen Schuldforderungen aus allen Zeiten und von allen Leuten, winzig kleine und riesig große … Wollen Sie sie für eine Million? Ich gebe sie Ihnen … Wenn man bedenkt, daß es Schuldner gibt, hinter denen ich seit fünfundzwanzig Jahren her bin! Um von ihnen ein paar lumpige hundert Francs, manchmal sogar noch weniger, zu bekommen, gedulde ich mich jahrelang und warte, bis sie Erfolg haben oder eine Erbschaft machen … Die anderen, die Unbekannten, die in der Mehrzahl sind, schlummern dort, sehen Sie, da in dieser Ecke, dieser ganze große Haufen. Das ist das Nichts oder vielmehr der Rohstoff, aus dem ich das Leben herausholen muß, will sagen, mein Leben, und Gott weiß, unter welchen Schwierigkeiten an Recherchen und Widerwärtigkeiten! Und wenn ich dann einen Zahlungsfähigen endlich in der Gewalt habe, soll ich ihn dann nicht schröpfen? O nein, Sie halten mich für zu dumm, so dumm wären Sie nicht!«
    Ohne weiter zu streiten, zückte Saccard die Brieftasche.
    »Ich gebe Ihnen zweihundert Francs, und Sie geben mir die Akte Jordan mit einer Quittung, daß alles bezahlt ist.«
    Busch fuhr empört in die Höhe.
    »Zweihundert Francs? Nie im Leben! Das macht dreihundertdreißig Francs und fünfzehn Centimes. Ich will auch die Centimes.«
    Doch ohne den Tonfall zu ändern, wiederholte Saccard zwei-, dreimal mit der ruhigen Sicherheit eines Mannes, der die Macht des vorgezeigten, vorgewiesenen Geldes kennt:
    »Ich gebe Ihnen zweihundert Francs …«
    Und Busch, im Grunde überzeugt, daß es vernünftig war, einen Vergleich zu schließen, willigte schließlich mit einem Wutschrei und mit Tränen in den Augen ein.
    »Ich bin zu nachgiebig. Verfluchtes Gewerbe! Ehrenwort! Man plündert mich aus, man bestiehlt mich … Also los! Wenn Sie schon einmal dabei sind, genieren Sie sich nicht, nehmen Sie noch mehr, ja, wühlen Sie den Haufen durch für Ihre zweihundert Francs!«
    Als Busch dann die Empfangsbestätigung ausgestellt und ein paar Zeilen für den Gerichtsvollzieher geschrieben hatte, denn die Akte war nicht mehr bei ihm, verschnaufte er einen Augenblick vor seinem Schreibtisch und war so aufgewühlt, daß er Saccard hätte gehen lassen, wenn die Méchain nicht gewesen wäre, die sich bisher nicht gerührt und keinen Ton von sich gegeben hatte.
    »Und diese andere Geschichte?« sagte sie.
    Er besann sich plötzlich, jetzt würde er seine Revanche nehmen. Aber alles, was er vorbereitet hatte, sein Bericht, seine Fragen, der ganze wohldurchdachte Ablauf der Unterhaltung waren mit einmal wie weggeblasen in seiner Hast, zur Sache selbst zu kommen.
    »Diese andere Geschichte, richtig! Ich hatte Ihnen geschrieben, Herr Saccard. Wir haben jetzt miteinander eine alte Rechnung zu begleichen …«
    Er hatte die Hand ausgestreckt, um die Akte Sicardot zu nehmen, die er vor sich aufschlug.
    »1852 sind Sie in einer Pension in der Rue de la Harpe abgestiegen, dort haben Sie einem Fräulein Rosalie Chavaille, das sechzehn Jahre alt war und das Sie eines Abends auf

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