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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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eigenes Mißgeschick, diesen Zusammenbruch, von dem sie glaubte, er erfasse ihr ganzes Leben, mutiger ertragen. Erneut ertappte sie sich beim Lachen.
    Einen Augenblick noch folgte sie mit träumerischem Blick den beiden Frauen in dem von grünem Moos überwucherten Garten. Dann drehte sie sich lebhaft zu Saccard um.
    »Sagen Sie mir doch bloß, warum kann ich nicht traurig sein … Nein, dies Gefühl hält bei mir nicht an, hat nie angehalten, ich kann nicht traurig sein, was mir auch zustößt … Ob das wohl Egoismus ist? Aber nein, das glaube ich nicht. Das wäre zu häßlich, und wenn ich auch noch so fröhlich bin, so zerreißt es mir trotz allem das Herz beim Anblick des geringsten Schmerzes. Bringen Sie das unter einen Hut, ich bin fröhlich, und ich könnte über alle Unglücklichen weinen, die vorbeigehen, wenn ich mich nicht zurückhielte, weil ich begreife, daß das kleinste Stückchen Brot ihrer Sache viel besser dienen würde als meine unnützen Tränen.«
    Während sie das sagte, lachte sie ihr schönes, mutiges Lachen einer tapferen Frau, die geschwätzigem Mitleid die Tat vorzieht.
    »Gott weiß«, fuhr sie fort, »ob ich Grund hatte, an allem zu verzweifeln. Ach, das Glück hat mich bisher nicht verwöhnt … Nach meiner Heirat bin ich in die Hölle geraten, wurde beschimpft und geschlagen, und ich habe manchmal gedacht, daß mir nur noch übrigbliebe, ins Wasser zu gehen. Ich bin nicht ins Wasser gegangen, und als ich vierzehn Tage später mit meinem Bruder in den Orient fuhr, zitterte ich vor Jubel, und eine unermeßliche Hoffnung erfüllte mich … Und bei unserer Rückkehr nach Paris, als uns beinahe alles fehlte, durchwachte ich scheußliche Nächte, in denen ich uns über unseren schönen Plänen verhungern sah. Wir sind nicht gestorben, ich fing wieder an, von erstaunlichen, glückverheißenden Dingen zu träumen, über die ich manchmal im stillen selber lachen mußte … Und neulich, als mir dieser furchtbare Schlag versetzt wurde, von dem ich noch nicht einmal zu sprechen wage, war mir, als ob mir das Herz herausgerissen würde; ja, ich habe wirklich gespürt, wie es nicht mehr schlug, ich habe geglaubt, es ist zu Ende, ich habe geglaubt, ich wäre tot. Und dann nichts von allem! Das Leben hat mich wieder gepackt, heute kann ich schon wieder lachen, morgen werde ich wieder hoffen und von neuem leben wollen, immer leben … Es ist doch komisch, daß ich nicht lange traurig sein kann!«
    Saccard, der auch lachte, zuckte mit den Achseln.
    »Ach was! Sie sind wie jedermann. Das Leben ist eben so.«
    »Glauben Sie?« rief sie verwundert aus. »Mir scheint aber, als gäbe es so traurige Leute, die nie fröhlich sind, die sich das Leben unmöglich machen, so schwarz malen sie es sich aus … Oh, nicht, daß ich noch Illusionen über die Annehmlichkeit und die Schönheit hätte, die es bietet. Es ist zu hart gewesen, ich habe es zu sehr aus der Nähe gesehen, überall und ungehindert. Es ist abscheulich, wenn nicht gar schändlich. Aber was wollen Sie? Ich liebe es. Warum? Ich weiß es nicht. Rings um mich kann alles in Gefahr sein und zusammenbrechen, ich stehe trotzdem schon am nächsten Tag fröhlich und voll Vertrauen auf den Trümmern … Ich habe schon oft gedacht, daß mein Fall im kleinen der der Menschheit sei, die in einem gräßlichen Elend lebt, gewiß, die aber von der Jugend einer jeden Generation wieder aufgemuntert wird. Nach jeder Krise, die mich zu Boden wirft, kommt so etwas wie eine neue Jugend, ein Frühling, der neuen Lebenssaft verheißt, mich wieder erwärmt und mein Herz höher schlagen läßt. Das ist wirklich wahr. Wenn ich nach einem großen Kummer auf die Straße hinausgehe und in die Sonne trete, fange ich gleich wieder an zu lieben, zu hoffen, glücklich zu sein. Und das Alter hat mir nichts anhaben können, ich bin so einfältig, daß ich altere, ohne es gewahr zu werden … Sehen Sie, ich habe für eine Frau viel zuviel gelesen, ich weiß überhaupt nicht mehr, wohin ich gehe, wie es übrigens auch diese ganze weite Welt nicht mal mehr weiß. Aber unwillkürlich scheint mir, daß ich, daß wir alle auf etwas sehr Gutes, sehr Fröhliches zugehen.«
    Sie bog am Ende alles ins Scherzhafte ab, und doch war sie bewegt, wollte nur verbergen, daß ihre Hoffnung sie hatte weich werden lassen; ihr Bruder hatte den Kopf gehoben und sah sie mit dankbarer Verehrung an.
    »Oh, du«, sagte er, »du bist für Katastrophen wie geschaffen, du bist die Liebe zum Leben!«
    Bei diesen

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